Kapitel 39

1.4K 113 23
                                    

Ein lautes Brüllen ertönte in der Luft, dass selbst durch die Hauswand so laut war, dass man eine Gänsehaut bekam. Es war voller Wut und Rachegelüsten.

"Uns bleibt keine Zeit, wir müssen fort", sagte Tauriel und lief schnellen Schrittes zu Thilda, um ihr beim Anziehen zu helfen.

"Wir werden nicht gehen", sagte Bain. "Nicht ohne unseren Vater." Er baute sich mit verschränkten Armen vor der Elbin auf, die ihn um drei Köpfe überragte.

"Wenn Ihr bleibt, werden Eure Schwerstern sterben. Würde Euer Vater das wollen?", entgegnete Tauriel und reichte Sigrid ihren Mantel.

Bain hielt daraufhin die Klappe, aber ich konnte in seinen Augen sehen, dass er warten wollte, ihm aber gleichzeitig bewusst war, dass Tauriel recht hatte.

Wir gingen die Stufen nach unten in Richtung Wasser, um ins Boot zu gehen, und zum ersten Mal erblickte mein Auge, wie eine Massenpanik wirklich aussah. Die Luft war erfüllt von Schreien, jeder wollte sich und seine Familie so schnell wie möglich in Sicherheit bringen und achtete dabei nicht auf seine Mitmenschen. Smaugs Gebrüll und die aufsteigende Hitze aus seinem Maul, die das kommende Feuer vorraussagte, unterstrichen die dramatische Situation.

"Komm, Alisa!", rief Sigrid und winkte hastig, woraufhin ich zum Boot rannte und vorsichtig einstieg. Es war eigentlich zu klein für uns alle, es ging schon fast unter als ich mich langsam hineinsetzte.

Ein riesiger Schatten flog über uns hinweg und zerstörte dabei einige Dächer, ohne dass er langsamer wurde. Ich konnte Smaugs wahre Größe schon erahnen und das machte mir Angst.

"Los, schnell", befahl Tauriel und Fili und Oin begannen das Boot zu steuern. Smaug flog nocheinmal über uns drüber, so nah, dass ein heftiger Luftzug meine Haare durchfuhr. Der Drache genoss die Schreie, die Angst, die in der Luft lagen.

Die erste Feuerladung traf die Stadt, sie ging knapp an uns vorbei. Die Angstschreie wurden zu Schmerzensschreien und viele Menschen begannen zu weinen. Ich wollte sie alle retten, irgendetwas tun. Verzweifelt sah ich mich um, meine Gedanken rasten. Irgendetwas musste ich doch tun können!

Mein Blick fiel auf das Wasser und eine Idee formte sich in meinem Kopf.

Ich schloss die Augen, schickte meine Magie aus und sprach zu dem Wasser, bat es, die Menschen zu retten und ihnen Schutz zu geben. Ich spürte, wie sich eine Gänsehaut auf meinen Armen bildete, während das Wasser sich an manchen Stellen verformte.

"Was tut sie da?", hörte ich eine erfürchtig geflüsterte Frage von Kili.

"Sie bittet das Wasser um Hilfe", antwortete ihm Tauriel, die so klang, als wäre sie Eru persönlich begegnet. "Sie ist so stark."

Dass Wasser folgte meiner Bitte und half einigen Menschen, die kraftlos in ihm trieben, an Land zu kommen und aufzustehen, indem es Wellen zum nächsten Ufer schickte.

Erleichtert beobachtete ich das Geschehen und fühlte mich richtig gut.

Ich beobachete gerade eine Gruppe Menschen, die sich gegenseitig auf einen Kahn halfen, als unser Boot von etwas Großem gerammt wurde und ich fast aus ihm fiel.

Ich sah zu dem Kahn, der voll beladen war mit Gold und edlem Silber und sah die Personen darauf. Alfrid und der Bürgermeister.

Ich kniff meine Augen zusammen, während ich sie am liebsten mit meiner Wassermagie ertränkt hätte, riss mich dann aber zusammen und ließ sie einfach in Ruhe.

"Blöder Scheiß-Bürgermeister", fluchte ich als der Kahn an uns kurz stehenblieb und dabei einen großen Teil seiner Schätze verlor, die er geladen hatte. Mit Genugtuung beobachtete ich goldene Pokale, wie sie im Wasser verschwanden.

"Nein, mein Gold!", rief der Bürgermeister und wedelte hilflos mit den Armen, während ich mir wünschte, dass er dem Gold hinterhersprang und dabei ertrank.

Doch leider tat er es nicht, sondern schubste lieber seinen Gefährten vom Kahn. Sie fuhren an uns vorbei und das letzte, was ich sah, war eine Schlinge, die von oben herabfiel und sich um den Hals des Bürgermeisters schlang.

Ein neuer Feuersturm fegte über unsere Köpfe und ich fühlte mich, als würde ich in einer Sauna sitzen. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und beobachtete den Schatten des Drachen, wie er wieder höher in die Luft flog.

"Vater!", rief Bain plötzlich und starrte auf einen Punkt hinter mir.

Jetzt riefen auch Sigrid und Thilda nach ihm, doch er konnte sie nicht hören, er war zu weit weg, oben auf der Spitze des höchsten Turms und schoss Pfeile auf den schemenhaften Umriss des Drachen, der durch den ganzen Qualm schwer auszumachen war.

"Getroffen! Er hat den Drachen getroffen!", rief Kili, während er auf den Turm starrte.

"Nein", erwiederte Tauriel.

"Doch! Er hat ihn getroffen, ich hab es gesehen!"

"Seine Pfeile können den Panzer nicht durchdringen", sagte Tauriel resigniert. "Nichts kann das." Ihre Stimme wurde immer leiser.

Ich wusste, dass Bain uns jetzt verlassen würde. Er sah mit zusammebgebissenen Zähnen auf seinen Vater, der oben auf dem Turm hin- und herlief, schnappte sich dann einen herunterhängenden Haken und schwang sich elegant auf einen Steg.

"Bain! Was machst du denn!? Komm zurück!", rief Sigrid und streckte die Hand nach ihrem kleinen Bruder aus, doch sie konnte seinen Mantel nicht mehr packen. Er war am Ufer angekommen.

"Bain", sagte Thilda kraftlos während ihr Tränen über die Wange kullerten.

Der Drache flog noch einmal über uns drüber, dann landete er am Rand der Stadt und ragte wie ein mächtiger Fels über den Häusern auf. Ich konnte zum ersten Mal seine komplette Gestalt sehen.

Er war nicht nur groß, er war riesig. Er sah dem Smaug aus dem Film sehr ähnlich, nur kan er mir jetzt viel, viel größer vor. Majestätisch hob er den Kopf und starrte auf einen Punkt vor ihm. Dann erschallte seine Stimme so laut über den Dächern, dass das Wasser Wellen machte, die unser Boot zum Schaukeln brachte.

Ich wusste, dass er mit Bard redete, ihn provozierte. Unser Boot glitt derweile lautlos an den letzten Häusern vorbei und auf das weit entfernte Ufer des Sees zu.

Plötzlich erstarb Smaugs Stimme und wurde durch ein animalisches, extrem lautes Brüllen ersetzt, was lauter war als das, als er uns angriff. Der Drache schlug so sehr mit den Flügeln, dass man den Windstoß bis zu uns spürte, während er schnell immer höher in die Luft stieg. Ich beobachtete seine Gestalt, seine Lunge zeichnete sich deutlich unter seinen Schupen ab, doch die orange-rote Farbe verblasste immer schneller. Irgendwann stieg Smaug nicht weiter auf und mit einem letzten, kraftlosen Brüllen erlosch das Feuer in ihm. Sein Körper erschlaffte und es schien beinahe so, als würde er für einen Moment in der Luft stehenbleiben, bevor ein Körper wieder von der Schwerkraft angezogen wurde und er mitten auf die Stadt herabstürzte. Eine riesige Welle schwappte aus der Stadt auf uns zu, die unser Boot fast zum kentern gebracht hätte.

Eine geisterhafte Stille breitete sich überall aus. Jeder wartete darauf, dass sich die Drachengestalt wieder aus den Trümmern erhob, doch nichts dergleichen geschah.

Smaug war tot.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Na Leute? Willkommen in Teil drei!

Wie geht's euch so? Alles fit? :3

Frage: Würdet ihr gerne mal einen Drachen sehen?

Cuio vae, mellyn!
Lejna

Hobbit FF - Take me to somewhere elseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt