Kapitel 42

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Nachdenklich blieb ich erstmal in der Ecke stehen und überlegte.

Als ich noch nicht wusste, dass ich ein unmenschliches Wesen war, das nach Mittelerde reisen konnte und einfach nur über meine Lieblibgscharaktere gefangirlt hatte, hatte ich mir immer gewünscht, dass Fili mir seine Zuneigung schenkte. Natürlich war es jetzt immer noch so, ein Fangirl bleibt ein Fangirl, auch wenn es nach Mittelerde kommt, aber irgendwie auf eine andere Weise. Früher war der Zwerg nur eine Geschichte, die man drehen und wenden konnte wie man wollte, aber genau hier und jetzt, in den Hallen Erebors, war Fili eine echte, lebende Person.

Es machte mich glücklich, dass Fili mich in irgendeiner Weise mehr als sehr gern hatte, aber gleichzeitig fürchtete ich mich davor. Ich war ein Mensch, der nichteinmal aus Mittelerde kam und außerdem noch Familie und Freunde in einer komplett anderen Welt hatte.

Irgendwann würde ich zurückgehen und die Zwerge und Bilbo hinter mir lassen.

Ich versuchte das Gedankenchaos loszuwerden, das in meinem Kopf herrschte, aber es klappte nicht so wie ich es wollte. Eigentlich bewirkte es eher das Gegenteil, ich dachte noch viel mehr über meine seltsamen Probleme nach.

Seufzend ging ich letztendlich um die Ecke und damit wieder zurück zu den anderen, die sich anscheinend immernoch über ihre Wiederzusammenkunft freuten.

Kili unterbrach seine Unterhaltung mit seinem Bruder und grinste mich über beide Ohren an. Das konnte nichts Gutes bedeuten.

Ich ging zu Balin und Nori, die sich gerade unterhielten und gesellte mich zu ihnen.

"Oh, hallo Alisa. Hast du genug von den zwei Prinzen?", begrüßte mich der ältere Zwerg mit den weißen Haaren. Ich nickte lächelnd und hörte ihnen in den nächsten paar Minuten dabei zu, wie sie über die Drachenkrankheit redeten, wobei meine Sorge um Thorin wiederkehrte. Würde er genau so ein Arschloch wie in den Filmen sein? Oder schlimmer? Ein entsetzlicher Gedanke keimte in mir auf. Was, wenn es so wie in all den Fanfictions war, wo Thorin zu einem aggressiven Typen wurde, der seinen kleinen Hobbit schlug?

Ich nahm mir fest vor, immer ein Auge auf den Meisterdieb zu haben, zumindest wenn ich konnte.

"Thorin lässt nach uns allen rufen", verkündete Bofur, der gerade durch die Tür in den Raum gekommen war.

"Was will er denn?"

"Wir sollen das Königsjuwel suchen."

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Wir folgten Bofur durch mehrere Gänge, bogen mal links, mal rechts ab und schließlich mündete der Weg in eine riesige Halle. Sie war so hoch, dass ich die Decke nicht sehen und so weit, dass ich das nicht zum anderen Ende blicken konnte.

Aber das gewaltigste an der Halle waren nicht die Säulen oder die mächtige Größe des Raumes.

Es war das Gold.

Bergeweise lag es im ganzen Raum verteilt, goldene Münzen mit Prägungen aller möglichen Arten, goldene Pokale, Edelsteine und andere, glitzerne Dinge, so weit das Auge reicht. Teilweise reichten die Goldberge bis zur Hälfte der massiven und riesigen Statuen, sodass ich mir im Raum klein und verloren vorkam, als würde mich das ganze Gold gleich verschlingen und unter sich begraben.

Ich schüttelte die Gedanken beiseite und trat einige Schritte mach vorn, weiter in den Raum hinein und auf das Gold zu. Unzählige Fackeln beleuchteten den Raum und die Münzen spiegelten das Licht wider, als wären sie ein eigenes Meer voller Lichter.

"Findet den Arkenstein! Er muss in diesen Hallen sein, ich will ihn um jeden Preis zurück!" Die schneidene, eiskalte Stimme des Königs unter dem Berge erschallte von einem Punkt über mir und nach genauerem Hinsehen konnte ich den Zwergen neben der noch kleineren Gestalt von Bilbo sehen. Thorin war mit den feinsten Fellen bekleidet, hatte eine edle Robe darunter und verstrahlte pure Autorität. Es war, als würde ihm sein zu Hause und das ganze Gold Größe verleihen.

Hobbit FF - Take me to somewhere elseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt