Kapitel 34

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Die Zwerge und Bilbo sahen ihn entsetzt an und mir erging es nicht anders. Zwar hatte ich mir schon so etwas in der Richtung gedacht, aber es noch einmal laut ausgesprochen zu hören war etwas ganz anderes.

Natürlich beschwerten sie sich lautstark und zogen die Aufmerksamkeit auf sich, doch schließlich überzeugte Bard sie - wofür er meiner Meinung nach allein schon einen Orden bekommen sollte - und wir suchten eine gute Stelle zum Eintauchen.

Hatte ich schon angemerkt, dass das dezent ekelhaft war? Natürlich, für mich war es allemal besser als ein Fass inklusive Fische, aber der Gedanke daran, dass ich gerade in einen See schwamm, in den jeder einzelne Bewohner dieser Stadt schon sein Geschäft erledigt hatte... Halleluja.

Ich verzog mein Gesicht und schwamm durch die bräunlich-trübe Brühe des Sees auf die anderen Zwerge zu, die ähnliche Gesichter zur schau trugen. Ich verdrängte alle Gedanken an die menschlichen Hinterlassenschaften und schwamm zu Kili. Sein Gesicht war blass, zu blass, und er hatte seine Mühe, über die Oberfläche zu bleiben, trotz seines Bruders, der ihn schon so gut es ging stützte. Ich zögerte nicht weiter, schnappte mir Kilis anderen Arm um ihn über meine Schulter zu legen und ging dabei fast selbst unter. Doch ich strampelte entschlossen weiter und irgendwie kamen wir vorwärts.

Die Strecke bis zum Ausgang wird euch an dieser Stelle erspart, denn sie wäre zu widerlich um sie angemessen zu erzählen.

Wir stiegen aus der Toilette, einer nach dem anderen und wurden von Bain, Bards Sohn, ins Haus gewiesen.

"Vater, warum kommen lauter Zwerge aus unserem Klosett?", fragte eine neue, weibliche Stimme, als ich gerade aus dem stillen Örtchen kam.

"Werden sie uns Glück bringen?", fragte jemand anderes, eine weit mehr kindlicherer Stimme als die erste.

Ich erklomm die Treppe - die eigentlich nur aus sieben Stufen bestand - und erblickte ein gemütliches, kleines Wohnzimmer. Ein Feuer prasselte im Ofen und machte das Zimmer schön warm. Augenblicklich fühlte ich mich besser und begann erleichtert zu lächeln.

"Hier. Sie passen vielleicht nicht ganz, aber sie halten Euch warm." Bard kam mit einigen Kleidungsstücken und Decken und überreichte sie den Zwergen. Bei mir stoppte er und musterte mich nachdenklich. "Geh zu Sigrid, sie hat bestimmt etwas für dich", sagte Bard und deutete mit dem Finger auf eine Tür hinter ihm. Ich nickte und lief in die angegebene Richtung.

Nach der ganzen Aufregung und den Abenteuern mit den Zwergen fühlte sich so etwas banales wie sich bei einem gleichaltrigen Mädchen vorzustellen oder an einer Zimmertür zu klopfen total seltsam an.

Zögerlich hob ich meine Hand, um an der Tür anzuklopfen doch sie wurde vorher aufgerissen und ein Mädchen stand mir gegenüber. Sie legte eine Hand auf ihren Brustkorb und schloss kurz ihre Augen, bevor sie lächelte und sagte: "Du hast mich erschreckt."

Ich entschuldigte mich und musterte das Mädchen, von der ich ja wusste, dass sie Sigrid hieß. Sie war ein Stückchen größer als ich, hatte blondes, anscheinend gelocktes Haar (einige kleine Löckchen kringelten sich aus ihrer straff nach hinten gebürsteten Flechtfrisur) und klare, blaue Augen. Ihre Augenbrauen waren dunkel im Gegensatz zu ihren Haaren und ihre Wimpern lang und ebenfalls dunkel. Ihr Lächeln war schön, keine Frage und sie erinnerte mich total an meine beste Freundin von der Erde. In diesem Moment wurde mir erst richtig bewusst, wie sehr ich sie eigentlich vermisste. Ich lächelte Sigrid sehnsüchtig an, die das Lächeln zaghaft erwiderte. Ich mochte sie zu dem Zeitpunkt schon total.

"Äh, dein Vater hat gesagt, dass ich dich nach Wechselsachen fragen soll", erklärte ich und brach räuspernd den Augenkontakt ab.

"Oh, sicher. Komm doch erstmal rein", bat sie mich freundlich und trat einen Schritt zur Seite. Ich betrat ihr kleines Zimmer vorsichtig und das erste, was mir auffiel, war ein Eckfenster, auf dessen Fensterbrett drei Kissen lagen. So ein Fenster hatte ich mir immer gewünscht, aber nie bekommen, weil es schlicht und einfach nicht ging in unserer Wohnung in der Stadt.

Hobbit FF - Take me to somewhere elseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt