Kapitel 15

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Die Sterne standen schon hoch am Himmel, aber ich konnte nicht schlafen.

Gestern hatte keiner mehr geredet, alle waren schnell ins Bett gegangen, selbst Fili hatte mich nur schweigend angesehen und mir eine gute Nacht gewünscht. Jetzt lag er neben mir und schnarchte leise.

Seufzend stand ich auf und ging nach draußen auf den Balkon. Unter mir regte sich nichts, keine Menschen-, Elben-, Zauberer- oder Zwergenseele außer mir selbst schien wach zu sein.

Plötzlich klopfte es ziemlich laut an meiner Tür. Ich zuckte zusammen, schlich dann aber vorsichtig zur Tür und öffnete sie einen Spalt.

Vor der Tür stand Thorin und sah mich mit einer Mischung aus Entsetzen und Verwirrung an.

"Ich dachte, das hier wäre das Zimmer von Fili?" Er musterte mich von oben bis unten, was mir eine Gänsehaut brachte. Außerdem sah ich grade richtig heiß aus, mit meinem sexy Nachtkleid.

"Fili schläft. Wir teilen uns ein Zimmer.", antwortete ich so freundlich wie es mir möglich war.

"Ich bin wach. Was gibt's, Onkelchen?"

Uuh, die Stimme aus dem Hintergrund meldete sich.

Thorin schob mich grob zur Seite, ging ins Zimmer und setzte sich neben Fili auf die Bettkante.

"Alles klar?", fragte Fili verwirrt und rieb sich über die Augen.

Daraufhin sagte Thorin etwas auf Khuzdûl zu ihm, was Fili zum Lachen brachte. Er klopfte Thorin auf die Schulter und sagte zu mir: "Kannst du uns kurz allein lassen?"

"Klar, ich gehe gerne mit Nachtkleid durch Bruchtal.", erwiederte ich trocken, ging aber durch die Tür und schloss sie hinter mir.

Toll, jetzt stand ich halbnackt auf dem Flur und wartete. Zum Glück war es warm.

"Alisa? Bist du das?"

Seufzend drehte ich mich um. Gerade jetzt war natürlich halb Bruchtal wach.

"Hi Estel. Bevor du fragst: ich wurde aus meinem Zimmer geschickt, damit ein mysteriöser Zwergenprinz mit seinem Neffen reden kann." Ich verdrehte die Augen. "Und was machst du noch hier?"

Estel zuckte mit den Schultern. "Umhergeistern."

Für mich sah es eher so aus, als wollte er sich draußen rumtreiben. Er trug zwar keinen Mantel, aber man konnte sein Schwert sehen. An seinem Gürtel hingen noch zwei Dolche und auf seinem Rücken guckte die Spitze seines Bogens hervor.

"Rüstest du dich für einen Krieg aus oder so?", fragte ich und zog die Augenbrauen hoch.

"Nein, ich wollte jagen gehen. Hier in der Umgebung soll ein weißer Hirsch gesehen worden sein." Seine leuchtenden Augen suchten nervös die Umgebung ab, den Flur hoch und runter.

"Sie dürfen mich bloß nicht erwisch-"

"Estel! Komm sofort her, ich weiß, dass du da bist." Elronds Stimme schallte durch den Gang und begeistert klang definitiv anders.

"Schnell, versteck dich!", flüsterte ich aufgeregt und schob Estel in eine Nische. Ich wollte mich wieder auf den Gang stellen und total unschuldig wirken, aber er zog mich zu sich und hielt mich fest.

"Was machst-"

Er legte mir schnell die Hand auf den Mund und flüsterte: "Wenn er dich erwischt und sich sicher ist, dass ich hier bin, bekommst du richtig Ärger."

Er schien richtig mit der Wand zu verschmelzen und blieb stocksteif stehen. Ich drückte mich so nah es ging an ihn ran, weil man mich sonst sehen würde. Sein schneller Herzschlag in meinem Rücken war der einzige Hinweis, dass er noch da war.

Hobbit FF - Take me to somewhere elseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt