Konfrontation oder Fluchtversuch?

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»Hey, Kagami. Was ist denn los?«, hörte sie nur eine fremde Stimme sagen, doch sie war sich zu 100 % sicher, dass es nicht ihr galt. Wie zu einer Ölgötze erstarrt stand sie da. Sie war so perplex, dass sie ihn nicht einmal mustern konnte. Er selbst sah nicht minder perplex aus. Auch er war mitten in seiner Handlung erstarrt und sah auf sie hinab. Die Zeit schien wie in einem Schleier, aus dickflüssiger Materie, in Zeitlupe vor sich hinzufließen. Es war fast unerträglich.
Und plötzlich lief alles wie in einer skurrilen Fernsehserie ab. Die Anderen kamen hinzu und sahen fast genauso überrascht aus. Mit offenem Mund sahen die Spieler der Seirin-High abwechselnd ihr Ass an und schwenkten den Blick zu der Person, welche ihm direkt gegenüber stand.
Diese Situation hielt einige endlos erscheinende Sekunden an, doch dann platzte Koganei laut heraus.
»Der sieht aus wie Kagami-kun! Das ist Kagami #2!«, rief er aufgeregt.
Und da schoss der Rothaarigen augenblicklich die Schamesröte ins Gesicht und auf ihrer überraschten Miene folgte nun ein Ausdruck, der als verachtend gewertet werden konnte.
»Unglaublich. Wieso sieht dir diese Person so ähnlich?«, fragte Kyoshi und trat damit voll in den Fettnapf.
Nach kurzem Zögern antwortete schließlich der Power Forward.
»Weil sie meine Schwester ist.«
Sie selbst hatte noch nichts gesagt, sie sah ihn nur schweigend an und er wusste nicht wie er den Ausdruck in ihren Augen werten sollte. Unwillkürlich ballte sie die Fäuste.
»Deine Schwester?«, entfuhr es einigen unisono und die Mannschaft sah sichtlich überrascht aus. Unter manchen machte sich auch Ungläubigkeit breit. Das wirkte alles zu gestellt und unglaublich, um echt zu sein.
Plötzlich, ohne Vorwarnung oder den Anflug einer Ahnung, machte Kagami-chan auf dem Absatz kehrt und ging in die andere Richtung davon.
Etwas sprachlos und mit gerunzelter Stirn sahen die anderen ihr nach.
»Was war das denn jetzt? Wieso haut sie einfach ab?«, fragte Izuki.
»Du hast nie gesagt, dass du eine Schwester hast«, sagte Hyūga und trat an Kagami-kun heran. Dieser jedoch stand wie vom Donner gerührt da und wirkte etwas überfordert mit der Situation.
»Kagami? Hörst du?«, fragte sein Kapitän erneut.
»Sorry«, sagte der Rothaarige tonlos und wandte sich zum Gehen.
»Wo willst du hin? Das Frühstück«, rief ihn Koganei hinterher.
»Ich hab keinen Hunger«, war die forsche Antwort und der Power Forward war verschwunden.
Verdutzt sahen ihm seine Teamkammeraden nach. Was war denn auf einmal in Kagami-kun gefahren?
Doch Kuroko schien sich in seiner Vermutung bestätigt.
Grund Vier, Unstimmigkeiten und Probleme, dachte Kuroko nur traurig. Er selbst hatte keine Geschwister und daher fand er es umso trauriger, dass sein Licht sich mit seiner Schwester ganz offensichtlich nicht verstand.

Das war doch wohl alles ein schlechter Scherz, ein ganz schlechter. Das setzte dem Ganzen schier die Krone auf. Vor Wut bebend und die Hände schmerzhaft verkrampft, lief sie den Gang der Herberge entlang, ohne nach Links oder Rechts zu schauen. Stur geradeaus.
Sie wollte nur weg, einfach weg. Die Wut setzte sich in ihrem Magen ab und ihr wurde ganz schlecht. Aber eines beruhigte sie, ihr Fluchtinstinkt schien noch einwandfrei zu funktionieren. Sie wunderte sich selbst, wieso sie eher die Flucht wählte, statt die offene Konfrontation.
Noch während ihr diese eigenartigen Gedanken durch den Kopf schwirrten, stapfte sie weiter. Von lauter negativen Gefühlen getrieben. Bis sich etwas in ihren Weg stellte. Ein wirklich großes und muskulöses Hindernis.
Da sie ihn nur mit der Schulter anrempelte, ging sie einfach weiter. Vermutlich hatte sie das gar nicht realisiert, doch das ließ er dem Rotschopf nicht durchgehen. Ruckzuck hatte der Power Forward der Tōō- High sich umgedreht und sie gröber am Arm gepackt, als er wollte. Da schnippte sie erschrocken herum und starrte ihn mit einer Mischung aus Zorn und Verwirrung an. Als er ihr ins Gesicht sah, bereute er es fast sie festgehalten zu haben.
Irgendwie beschlich ihn plötzlich so eine eigenartige Ahnung. Aber was ihn viel mehr verwirrte war die Tatsache, dass sie sich nicht sofort losriss. Sie wirkte viel zu aufgekratzt und irgendwie nicht ganz bei sich.
Doch während Aomine versuchte etwas aus ihrem Blick zu lesen, hatte sie sich wieder gefasst.
»Ist irgendetwas?«, fragte sie und deutete auf ihren Arm, den er noch immer festhielt.
»Das sollte ich dich fragen«, entgegnete er. »Rempelst mich an und stürzt weiter.«
»Du kannst mich wieder los lassen«, raunte sie böse. Augenblicklich gab er ihren Arm frei, doch das hieß nicht, dass er von der Rothaarigen abließ.
»Ein bisschen früh für eine "Hals-über-Kopf-Flucht", oder?«, sagte er scheinheilig.
Wieso Flucht? Wusste er vielleicht mehr als sie? Misstrauisch musterte sie den Hünen und wandte sich ihm ganz zu.
»Willst du mir vielleicht irgendetwas mitteilen?«, fragte sie schlecht gelaunt. Da zuckte er jedoch nur mit den Schultern.
»Kommt drauf an was du hören willst.«
»Was ich hören will? Aomine, wenn du schon am frühen Morgen auf eine verbale Schlacht scharf bist, gerne. Aber glaub mir, ich bin gerade wirklich mies drauf«, knurrte sie fast und fixierte ihn mit einem ungewohnt bedrohlichen Blick. Sie war wohl wirklich schlecht drauf.
Daraufhin zuckte er lediglich erneut mit den Schultern.
»Ehrlich gesagt, reizt es mich wirklich ein bisschen«, gestand er schief grinsend.
»Unfassbar. Du legst es ja quasi darauf an, eine gescheuert zu bekommen«, sagte sie und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.
»Was? Sag bloß ich provoziere dich?«, schoss es im gespielt hohen Ton aus Aomine.
»Provozieren?! Du schleuderst mir geradezu den Fehdehandschuh entgegen!«
»Dann bück dich und heb ihn auf«, entgegnete er schlagfertig.
Da fuhr ihr eine ungesunde Röte ins Gesicht und ihre dunkelroten Augen brannten sich in die seinen.
»Du mich auch. Arschloch«, raunte sie böse. Da lachte er kurz freudlos auf.
»HA! Danke für das Angebot, aber du bist nicht mein Typ. Du verstehst?«, er machte eine kurze Geste mit den Händen, um die Kurven einer Frau nachzuziehen. »Zu wenig Heu vor der Hütte.«
Da hielt sie vor Sprachlosigkeit die Luft an und ihr blieb der Mund offen stehen. Hatte er gerade wirklich gesagt, sie wäre zu schwach auf der Brust? Geht's noch!?!?!
Als Kagami-chan ihn so fassungslos anstarrte, wertete er es als einen weiteren Punkt für sich. Er lag ganz klar in Führung. Mit einer Genugtuung die ein ganzes Stadion füllen könnte, sah er wie die Wut in der Rothaarigen hinauf kroch und der stille Zorn sich mehr als deutlich in ihrem Gesicht zeigte. Er wusste nicht warum und er konnte es sich nicht genau erklären, aber es machte ihm auf eine seltsame Art und Weise Spaß, ihr immer wieder einen Dämpfer zu verpassen. Ok, er war ein Arsch, das gestand er sich ein. Aber die offene Konfrontation stand ihr wirklich auf der Stirn geschrieben, eine stumme Einladung. Sie forderte ihn ja geradezu heraus ... und er sprang nur allzu gerne darauf an.
Und genau das veranlasste ihn dazu noch einen drauf zu setzten.
»Jetzt schau nicht so. Vielleicht wächst du ja noch ein wenig«, sagte er gehässig. »Ich hab mir sagen lassen, dass es auch für hoffnungslose Fälle wie dich ein Happy End gibt. Wenn nicht, gibt es ja noch die Option etwas nachhelfen zu lassen, von professioneller Hand.«
Nun war das Maß voll, mit knirschenden Zähnen und geballten Fäusten, machte sie auf dem Absatz kehrt und ging trotzig ihrer Wege. Es waren pure Körperbeherrschung und Willenskraft nötig ihm nicht sofort eine zu drücken. Oh, wie gerne hätte sie ihm jetzt eine schallende Ohrfeige verpasst. Denn das war wirklich ein Schlag unter die Gürtellinie. Jetzt war ihre Laune auf dem absoluten Tiefpunkt.
Konnte es denn noch schlimmer werden?
Ja, konnte es ...
Und ... es kam schlimmer. Denn ausgerechnet jetzt, musste ja unbedingt so ein Lebensmüder ihren Weg kreuzen und sie dumm von der Seite anquatschen.
»Hey, Kagami-chan. Wo willst du hin? Hast du keinen Hunger? Die anderen sind schon beim Frühstück«, fragte einer der Tōō Spieler und erntete sofort einen Blick von der vernichtenden Sorte.
»Mir ist der Appetit vergangen«, fauchte sie ihn unfreundlich an und stapfte an ihm vorbei. Perplex sah er der Fotografin kurz nach und richtete sein Blick anschließend auf Aomine, der breit feixend im Gang stand.
»Was war los?«, fragte er ahnungslos.
»Was sollte sein?«, entgegnete der Blauhaarige scheinheilig.
»Wieso ist sie so sauer?«
»Ach, das«, sagte das Ass, wank ab und musste irgendwie gemein kichern. »Sie ist nicht Kritikfähig und auch nicht offen für gut gemeinte Ratschläge. Das ist auch schon alles.«

Genervt und leise vor sich her grummeln huschte Kaiou durch die Pension und schaute in jedem gottverdammten Raum nach, ob sie ihre Fotografin fand. Diese hatte sich einfach aus dem Staub gemacht, sie versprach ihr, dass sie sich nach dem Frühstück genauer in der Umgebung umsahen, ehe das Training der Jungs begann. Doch weit und breit war nichts von der Rothaarigen zu sehen. Als sie an einer weiteren Tür ankam und diese ungefragt öffnete, motzte sie ungehalten darauf los.
»Mensch, wo ist das Weib nur? Die kann sich doch nicht in Luft auflösen«, als die Azurblauhaarige die Tür wieder schloss und weitergehen wollte, schreckte sie panisch zurück. Vor ihr stand plötzlich ein Junge, gerade mal wenige Zentimeter größer als sie, mit hellblauem Haar und einem eher teilnahmslosen Blick.
Aufgeregt versuchte sie ihren Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen und starrte stumm den Jungen an.
»Hallo«, sagte dieser tonlos und plötzlich schoss ihr zu allem Überfluss die Röte ins Gesicht. Sie konnte nicht mehr als kurz nicken und versuchen zu lächeln, wobei ihr Lächeln besonders dämlich aussehen musste, da sie ihre Gesichtsmuskeln nicht unter Kontrolle hatte.
»Ich hätte da eine Frage an dich«, begann er höflich.
»Nur zu«, stammelte sie und atmete innerlich tief durch.
»Ich suche eine großgewachsene Person, in unserem Alter. Mit Rotschwarzen kurzen Haaren und eher finster dreinblickend«, beschrieb er ihr.
Fragend und überlegend zog das Mädchen die Stirn kraus. Eigentlich fiel ihr spontan nur eine Person ein, die grob auf die recht magere Beschreibung passte.
»Das klingt schwer nach Kagami-san«, sagte sie und tippte sich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn.
Da nickte der Junge plötzlich bestätigend.
»Genau den such ich.«
Da senkte sie ihre Hand wieder und sah den Hellblauhaarigen fragend an.
»Den? Du bist auf der Suche nach einem Jungen?«
»Ja.«
Da dachte sie erneut angestrengt nach und schüttelte langsam den Kopf.
»Dann tut es mir leid, kenn ich nicht, hab ich nicht gesehen«, doch etwas machte sie stutzig und sie verengte die Augen zu kleinen Schlitzen, mit diesem Blick musterte sie den Jungen eingehend und ging näher an ihn ran. »Moment mal. Du suchst einen Jungen, der genauso aussieht wie Kagami-chan und auch so heißt? Könnte es sein, dass du sie für einen Jungen hältst? Wenn ja, lass sie das besser nicht hören. Da reagiert sie ziemlich empfindlich drauf.«
Da war es an ihm nun den Kopf zu schütteln.
»Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass Kagami-kun ein Junge ist. Er spielt immerhin im selben Team wie ich«, sagte der Junge sachlich.
Und schneller als man "Foul" geschrien hatte, entglitt Kaiou jegliche Mimik.
»Du bist dir ganz sicher, dass du da nicht ausversehen was verwechselst?«, fragte sie vorsichtig und versuchte höflich zu bleiben.
»Ganz sicher. Aber du sprichst bestimmt, von seiner Schwester, ... Kagami Haruka-san«, sagte er berichtigend.
Und da war wieder das Gesicht, welches glatt den Preis für, die dümmste Fratze des Monats absahnen könnte. Kaiou war mehr als verwirrt. Was zum Teufel lief hier für ein Streifen?!
»Darf man fragen, mit wem ich das Vergnügen habe?«, fragte sie schließlich skeptisch drein blickend. Irgendwie glaubte sie diesem Jungen nicht, dass ihre Fotografin einen Bruder haben sollte.
»Kuroko Tetsuya«, stellte er sich höflich vor.
»Kaiou Suki«, entgegnete sie. »Und jetzt nochmal zum mitschreiben. Du willst mir nicht weismachen, dass Kagami-chan einen Bruder hat, oder?«

Zusammengekauert, wie ein Häufchen Elend, saß die rothaarige Fotografin unter einer großen stattlichen Birke. Die Arme eng um ihre Knie geschlungen, war ihr mehr als zum Heulen zumute. Aber sie entschied sich für Ersteres und damit sie keiner dabei sah, hatte sie sich dafür unter der Birke, auf den angrenzenden Friedhof versteckt. Da würde sie ohnehin niemand suchen, da die anderen mehr Angst hatten vor ein paar kalten Steinen, als vor Verbrechern. So langsam hatte sie sich wieder etwas beruhigt und wischte sich mit dem Handrücken, über ihre Augen. Sie fühlte sich unweigerlich an das letzte Mal erinnert, als sie weinte. Und da war es auch wegen diesem Trottel Taiga. Sie wusste gar nicht warum sie überhaupt so überreagierte, steckten denn die Enttäuschung und die Wut wirklich noch so tief in ihr drin? So emotional zu reagieren, war eher untypisch für sie. Langsam lehnte sie sich zurück und mit den Rücken an den Baumstamm an. Irgendwie fühlte sie sich, jetzt wo sie sich wieder etwas beruhigt hatte, seltsam befreit und wesentlich besser. Man konnte sagen was man wollte und noch so sehr die Gleichgültige und Unnahbare mimen, aber ab und zu tat es richtig gut, einfach mal hemmungslos drauf los zu heulen. Sie gehörte aber schlichtweg zu der Sorte, die es heimlich taten um sich keine Blöße zu geben. So schämte sie sich unterbewusst, nur für sich selbst und nicht vor anderen. Ein letztes Mal atmete sie tief ein und aus.
In den Minuten die sie hier saß, hatte sie komplett die Zeit vergessen und ihr Gewissen meldete sich so abrupt, als wäre soeben ein Blitz in den Baum hinter ihr eingeschlagen. Mit noch leicht zittrigen Händen, nestelte sie ihr Handy aus der Hosentasche und wollte nach der Uhrzeit sehen, doch ihr Display zeigte ihr, dass Kaiou sie ein halbes Dutzend Mal versuchte zu erreichen und die Nummer Momois leuchtete auch ein paar mal auf. Das schlechte Gewissen traf sie wie ein Fausthieb im Magen. Sie hatte der Blauhaarigen versprochen, sich ein wenig die Gegend mit ihr anzusehen. Schlimm genug, dass sie schon nicht beim Frühstück war, jetzt war Kaiou bestimmt auch noch Stocksauer. Und die Maßregelung vom Lehrer, müsste sie bestimmt auch noch über sich ergehen lassen. Schwer seufzend fuhr sie sich mit den Händen über ihr Gesicht und verharrte mit diesen über ihren Augen. Der Tag hatte wirklich total scheiße begonnen. Sie konnte nur hoffen, dass dieser ein angenehmeres Ende nahm.

Kagami Taigas schlechte Laune war unübersehbar. Wie eine dunkle Aura hatte sie sich um den Power Forward gebildet und schien alles Positive einfach zu absorbieren und auszumerzen. Eingeschüchtert blickten seine Teamkameraden in die Richtung des Hünen und wagten nicht ihn bei der Verbreitung seiner Killerlaune zu stören. Richtig auffällig wurde es jedoch, als Tetsu #2 auf den Rotschopf zu tapste und Kagami diesem, einen Blick von der Sorte "Jetzt-nicht" schenkte.
»Bilde ich mir das ein, oder ist er zur Zeit so wechselhaft wie das Wetter?«, bemerkte Riko, denn sie war bisher die Einzige, die noch nichts von dem Vorfall am Morgen wusste.
»Nun, ... ähm ...«, begannen einige, doch als sie Kagamis wilden Blick im Nacken spürten, verstummten sie schlagartig.
Der Power Forward, war von alleine wieder aufgetaucht, nachdem er sich mit ein paar Runden joggen im Wald abreagiert hatte. Die Reaktion und das Verhalten seiner Schwester hatte ihn unbewusst enorm verärgert. Immer wenn er der Ansicht war einen Schritt auf sie zugemacht zu haben machte sie fünf zurück. Es frustrierte ihn schier.
Schwer seufzend ließ er geistesgegenwärtig den Ball auf seinem Zeigefinger rotieren. Die Situation traf ihn vollkommen unvorbereitet und sie sicherlich auch. Da war er sich sicher.
»Kagami-kun«, bahnte sich die Stimme Kurokos in seine Ohren. Obwohl er eigentlich weniger erschrak, als sonst, fiel ihm der Ball aus der Hand und kullerte einige Meter über den Boden.
»Was ist?«, fragte er erstaunlich ruhig.
»Momoi-san und die Leiterin des Journalisten-clubs waren gerade hier.«
»Ja und? Die sind doch von Tōō, die haben mit uns nichts zu schaffen«, sagte er abwehrend.
»Nun, sie haben gefragt ob einer von uns Kagami-san gesehen hätte«, sagte Kuroko und beobachtete eingehend die Reaktion von seinem Licht. Nur fiel die Regung eher dürftig aus und nicht so wie er dachte.
»Und? Hat sie jemand gesehen?«, fragte er desinteressiert und erhob sich langsam vom Boden.
»Nein, von uns nicht. Hast du sie denn nochmal gesehen?«
Da sah Kagami seinen Schatten mit einem Blick an, der eigentlich nur Gleichgültigkeit wiederspiegelte.
Beiläufig zuckte der Hüne mit den Schultern und steckte seine Hände in die Hosentaschen.
»Nein und ich bin auch nicht scharf drauf«, war die kurze abblockende Antwort.
»Meinst du nicht, dass es untypisch für sie ist, einfach so zu verschwinden?«, hackte er nach.
Da seufzte Kagami resignierend.
»In unangenehmen und schwierigen Situationen einfach zu verschwinden und den jeweils anderen damit alleine zu lassen ... da sind wir uns wirklich ähnlich«, Kuroko hörte in der Tonlage seines Teamkammeraden, wie es an ihm nagte. Er schien sich für irgendetwas die Schuld zu geben und Vorwürfe zu machen.
»Ich hab den Eindruck, dass wir dringend noch einmal miteinander Spielen sollten, Kagami-kun«, sagte Kuroko ernst und bückte sich nach dem Ball, den Kagami hatte fallen lassen. Der Power Forward verstand den Wink mit dem Zaunpfahl sofort und nickte kurz. Kuroko war der Einzige dem sich der Hüne anvertrauen konnte, ohne Gefahr zu laufen, dass dieser alles weiter erzählte. So war Kuroko nicht, er war ein aufmerksamer Zuhörer und gab manchmal sogar, den ein oder anderen guten Ratschlag. Bevor die beiden jedoch die Halle verlassen konnten, pfiff Riko sie zurück.
»Wo wollt ihr hin? Wenn aufgeräumt wurde, wollen wir nochmal den Trainingsplan für morgen durchgehen.«
»Ich wollte Kagami-kun nur schnell etwas wichtiges zeigen, wir sind pünktlich zum Abendessen zurück«, versicherte der Kleinere.
»Meinet wegen«, brummte der Coach und als sie im Augenwinkel sah wie sich die anderen auch verkrümeln wollten, schmiss sie einen Basketball in die Jungentraube und traf tatsächlich Einen von ihnen. »Nichts da, ihr bleibt hier. Fünf Runden, Abmarsch!!!!«, kreischte sie und blies in ihre Pfeife.
»Wieso quälst du uns so? Haben die beiden Narrenfreiheit, oder was?«, motzten und jammerten die anderen. Doch da trat Hyūga neben die Schülerin und seine Miene war ungewohnt ernst.
»So wie Kagami zur Zeit drauf ist, spielt er auch. Ich denke Kuroko richtet das schon irgendwie. Also lasst die beiden.«
Allgemeine leise Zustimmung ging durch die Gruppe. Es war niemanden entgangen, dass Kagamis Leistung sich Verhältnismäßig verschlechterte. Also hatte ihr Mannschaftskapitän recht und sprach das offensichtliche nun aus. Positiv überrascht sah das Mädchen zu dem Brillenträger auf. Er hatte die Jungs im Griff, dass musste man ihm lassen.


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