Eine eigenartige Begegnung

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Ein genervtes und äußerst gereiztes Knurren entwich der Rothaarigen, als sie ihre Kamera, am Nächsten Tag, an den PC anschloss um die Fotos zu sichern. Noch nie in ihrem Leben war ihr etwas derartig Peinliches passiert. Leise murrte sie in den leeren Clubraum hinein. Ihre Laune war auf den Tiefpunkt. Nicht genug das sie bei jeder Gelegenheit von irgendwem blöd von der Seite angequatscht wurde. Nein, sie musste ja unbedingt mit der Tür ins Haus fallen und sich erst einmal schön gepflegt zum Gespött machen. Ach, was war der Erste Schultag schön. Und so aufschlussreich. Gelangweilt fuhr sie mit der Maus über das Pad und sortierte die Fotos. Shirahama, ihr Senpai schien sie sofort auf die Probe stellen zu wollen. Es war wahrlich alles andere als leicht ihn ein Foto abzuringen und sie sollte verdammt sein, er schien ein Radar dafür zu haben wann sie abdrückte. Immer in den Moment drehte er sich entweder weg, oder er machte durch die Geschwindigkeit das Bild unbrauchbar. Die anderen Bilder des Teams waren im Vergleich dazu geradezu "Meisterwerke". Na wenigstens etwas. Erleichtert lehnte sie sich zurück und gähnte herzhaft. Die erste "inoffizielle" Aufgabe schien sie ja mit Bravour verkackt zu haben. Ganz toll. Lange starrte sie auf die Miniatur Ausgaben der Fotos die auf den Bildschirm angezeigt wurden und atmete tief durch.
Doch plötzlich berührten sie zwei zarte kalte Hände an den Schultern. Zutiefst erschrocken zuckte Kagami heftig zusammen und wollte aufspringen, doch die Hände drückten sie mit überraschend viel Kraft auf den Stuhl zurück.
»Ach Kagami-chan, das war ja wohl ein Satz mit X«, hörte sie die flötende Stimme Shirahamas neben ihren Ohr. »So etwas macht schnell die Runde meine Liebe.«
Ok, dieses Mädchen hatte definitiv etwas Unheimliches an sich.
Shirahama nahm sich einen der Stühle und platzierte sich neben der Rothaarigen.
»Ich hab es versaut, sorry«, sagte die Größere und wirkte angespannt, doch Shirahama lächelte nur.
»Ehrlich gesagt, hab ich auch nicht erwartet, dass du es gleich beim ersten Mal schaffen würdest. Das haben schon ganz andere versucht«, sagte sie leichthin. »Aber du hast die anderen, das ist schon mal was und wird fürs erste reichen«, prüfend sah sich die Ältere die Bilder an, in der Zeit erhob sich Kagami und nahm ihre Tasche. »Ach ja, bevor ich es vergesse. Ich hab dir kein Zeitlimit gestellt«, sagte Shirahama plötzlich ohne aufzusehen.
Fragend stand die Fotografin neben ihr, da sah ihr Senpai sie aufmunternd an. »Also ich bin da recht zuversichtlich. Sei kreativ«, und wandte den Blick zurück auf den Monitor.
Kreativ?

Die ganze Unterrichtsstunde hatte sie Zeit sich einen Plan zu Recht zu legen.
Doch viel mehr beschäftigte sie der Gedanke, wieso sie das überhaupt tat? Ihr Senpai hatte doch Fotos der anderen, wieso musste es unbedingt eines von diesem arroganten und selbstverliebten Typen sein? Aber egal wie sie es drehte und wendete, es war auf jeden Fall ein Reitz da, die Herausforderung. Und das bereitete ihr ein Kribbeln in den Fingerspitzen.
Es war nur ein verdammtes Bild. Das konnte doch nicht so schwer sein?
Aber so richtig Lust hatte sie nicht darauf. Sie konnte besseres mit ihrer Zeit anfangen, außer jemand nachzustellen. Zumal das zur Kategorie "Zuwider" gehörte. Sie konnte doch nicht einfach jemanden fotografieren der es nicht wollte. So was machte man einfach nicht.
Genervt stützte sie das Kinn in die hohle Hand und sah an die Tafel. Hoffentlich klingelte es bald, sie brauchte dringend frische Luft.

Genervt und gehetzt huschte die Rosahaarige auf dem Schulgelände umher. Es war einfach nicht zu glauben, dass er es immer und immer wieder tat. Kochend vor Wut ließ sie den Blick über das Gelände schweifen und hielt Ausschau nach dem Ausreiser.
»Das darf doch nicht wahr sein? Wieso macht er so was?«, motze sie unaufhörlich und schritt erneut die Wege ab. Ab und an begegneten ihr andere Schüler die ihren Clubaktivitäten nachgingen. Die wesentlich pflichtbewusster waren. Nachdem sie wieder ohne Erfolg nach ihm gesucht hatte, ließ sie sich gefrustet auf einer der Bänke nieder und seufzte genervt. Irgendwann würde sie ihn eine verdammte Stahlkugel um den Hals hängen, damit er nicht ständig das Training schwänzte.
Mit einem Ruck zog sie ihr Handy aus der Tasche und versuchte auf gut Glück ihn zumindest so zu erreichen. Die Erfolgsgarantie war zwar nicht sonderlich hoch, aber immerhin bestand eine winzige Chance. Mit vor Wut zittrigen Fingern wählte Momoi die Nummer ihres Jugendfreundes. Das penetrante und charakteristische Tuten das meldete, dass sein Handy klingelte machte sie noch ungeduldiger, aber er nahm einfach nicht ab. Sie ließ es noch ein paar Mal Klingeln und legte dann auf. Sie hatte es satt ihn ständig hinter her zu laufen. Sollte er doch bleiben wo der Pfeffer wuchs. Erneut stöhnte sie genervt auf und steckte das Handy weg.
»Mensch ist der anstrengend«, schmollte sie.
»Probleme?«, fragte sie eine Stimme aus heiterem Himmel. Langsam sah sie nach oben und erblickte ihre neue Sitznachbarin.
»Hmm, Problem trifft es nicht genau«, entgegnete die Rosahaarige. Daraufhin setzte sich Kagami neben sie und musterte sie ausgiebig.
»Ich hab von Sakurai erfahren das ihr jetzt Training habt? Warum sitzt du also hier draußen?«, fragte sie interessiert.
Da holte Momoi tief Luft und schimpfte ohne Umschweife darauf los.
»Dieser Dummkopf raubt mir noch den letzten Nerv! Immer das Gleiche mit ihm! Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte, außer ihn von früh bis spät zu suchen!!«
Aufmerksam hörte ihr der Rotschopf zu.
»Es ist ihm scheiß egal was das Team von ihm hält. Er war sogar drauf und dran die Regulären Spiele ausfallen zu lassen. .... Es ist zum Haare raufen.«
»Über wen genau sprechen wir hier?«, fragte Kagami stutzig und bereute die Frage sofort. Denn die Kleinere riss von plötzlicher Wut gepackt die Augen auf und schrie es ihr quasi entgegen.
»Von Aomine-kun! Dieser Trottel ist der Meinung er hätte einen Freischein!!«
Da sah die Rothaarige sie perplex an und musste einige Male verwirrt blinzeln.
»Dieser Großkotz? Also ehrlich, wenn er auf mich wie alles wirkte, ... arrogant, von sich selbst eingenommen, überheblich .... Aber er wirkte nicht wie jemand der Schwänzt oder das Training vernachlässigt«, stellte Kagami nüchtern fest. »Ich hab zwar keine Ahnung von Basketball, aber er scheint echt gut zu sein.«
»Genau das ist das Problem«, begann Momoi. »Er ist verdammt gut und das weiß er. Deshalb nimmt er sich raus nicht trainieren zu müssen.«
»Das scheint dich ja wirklich zu beschäftigen.«
»Ja, ... und dabei wäre ich viel lieber auf eine andere Schule gegangen. Nur wegen diesen Hitzkopf sitz ich hier und mach mich verrückt.«
Kagami wusste nicht so recht wie sie sich nun verhalten sollte. Eigentlich hatte sie ja nicht vor Mutter-Theresa zu spielen, aber die Managerin schien mal jemanden zum Reden zu brauchen. Ich bin zwar nicht besonders gut in solchen Dingen, aber vielleicht beruhigt sie sich dann wieder.
»Ok, da ich ohnehin hier so verloren und unnütz rumsitze, biete ich dir an dich bei mir auszukotzen. Und glaub mir, dieses Angebot ist beschränkt und hat ein Verfallsdatum«, bot Kagami ihr an, mit einem zaghaften Lächeln nickte Momoi und erzählte der Fotografin was sie bedrückte.

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