Im Dunkeln is gut munkeln

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Der Abend war noch jung und sie hatte ohnehin nichts anderes zu tun, also entschloss sich Kaiou dazu, sich mal bei Kagami-chan zu melden. Außerdem war die Rothaarige nach der Styling -Aktion ziemlich genervt gewesen und so hielt sie es für besser, bei ihrer Freundin anzurufen. Zumal es der letzte Ferientag war und in zwei Tagen die Schule wieder begann, wollte sie noch einmal diesen schönen warmen Abend ausnutzen und nicht zu Hause rumhängen. Schnell wählte sie die Nummer von Kagami-chan und wartete auf das Freizeichen.
»Ja?«
»Hast du Zeit?«, fragte die Stimme Kaious ohne Umschweife.
»Ehrlich gesagt, ... nein. Ich muss nochmal weg und ... ähm also ...«, die Unruhe in ihrer Stimme war nicht zu überhören, da steckte eine gute Portion Nervosität dahinter und das machte die Azurblauhaarige neugierig.
»Stopp, bevor du weiter versuchst dich raus zu reden. Mit wem triffst du dich?«
»Wie bitte?«, entfuhr es der Rothaarigen.
»Ich bitte dich, um die Uhrzeit? Sag mir bitte das es Aomine ist, alles andere wäre Verschwendung«, beschwor Kaiou ihre Fotografin.
»Ernsthaft ich muss los, Suki.«
»Das dauert keine Zwei Sekunden zu sagen, um wen es sich handelt«, drängte Kaiou weiter, bis sie ein resignierendes Seufzen seitens Kagami-chans vernahm.
»Aomine.«
»HA! Ich wusste es! Alles klar, Ha-chan. Ach ja, ich hab einen kleinen Tipp für dich.«
»Der da wäre?«
Kaiou sah es förmlich vor sich, wie ihre Freundin die Augen verdrehte und kicherte erneut.
»Versuch macht klug. Also dann, erzähl mir morgen wie's war«, und ohne sich zu verabschieden, aber mit genug Gelächter in der Stimme, legte Kaiou auf.

Perplex sah Kagami-chan das Handy an und schüttelte den Kopf. Unfassbar, es war schon fast unheimlich, wie Kaiou das anstellte, sie schaffte es immer wieder, dass sich die Rothaarige selbst verriet. Aber lange Zeit darüber nach zu denken hatte sie nicht, sie selbst hatte Aomine eine Deadline gestellt und kam vermutlich selber zu spät.

Langsam wurde es dunkel und der Abend legte sich sachte über den Sportplatz. Jetzt begann die Tageszeit die, von den Temperaturen, etwas angenehmer war und wesentlich erträglicher. Wenn die Sonne verschwand kühlte die Luft sogar merklich ab. Dieses Frischegefühl genoss er, während er wartete. Der Sportpatz befand sich nicht weit von seinem Elternhaus entfernt, daher hätte er auch eigentlich nicht derart hetzen müssen. Aber irgendetwas hatte ihn angetrieben. Vor sich her brummend ging er ein paar Schritte auf dem asphaltierten Platz auf und ab und rieb sich mit einer Hand über den Nacken. Er war total verspannt, das faule Herumliegen in den Ferien forderten langsam seinen Tribut. Der Blauhaarige hatte wirklich in letzter Zeit das Basketball spielen etwas vernachlässigt und das rächte sich jetzt. Schnell warf er noch einen flüchtigen Blick auf die Uhr, so langsam müsste sie eigentlich auftauchen.
»Wieso hast du mich raus bestellt?«, drang nun die Stimme Kagami-chans an seine Ohren und er wandte sich zu ihr um. Wenn man vom Teufel sprach ...
»Das Schreiben strengt auf Dauer an und du willst bestimmt eine richtig gute Erklärung, oder?«, entgegnete Aomine.
»Ja, so wie du auch, nehm ich mal an.«
»Ganz genau und da du zuerst ziemlich irrational gehandelt hast, darfst du auch anfangen«, sagte er und grinste schmierig, während er die Arme verschränkte.
»Wie zuvorkommend«, sagte sie, hob eine Braue und schob ihre Hände in die Hosentaschen.
»Tja, ab und an zeige ich auch Manieren.«
»Nicht oft genug«, zischte sie. »Also willst du eigentlich nur wissen, warum ich das gemacht habe, weil dir meine vorherige Erklärung nicht gefällt, oder was? Warum willst du das wissen? Es ist ohnehin nach hinten losgegangen. Es gibt eine Hand voll Gerüchte, die die Runde machen, wegen der Aktion.«
Schulterzuckend nahm er dies hin und steckte ebenfalls die Hände in die Hosentaschen.
»Gerüchte sind Gerüchte, wenn jemand der Meinung ist, da sei was dran, soll er es halt denken. Ich mach mir aus Gerede nicht allzu viel.«
»Ok, ... wie du meinst.«
»Und jetzt hätte ich gerne eine Antwort.«
Resignierend seufzte die Fotografin und ging auf eine Bank zu, die in der Nähe stand, um sich darauf nieder zu lassen. Doch anstatt zu antworten saß sie nur da. Dem Power Forward war es nach einer Weile einfach zu dumm, weiter zu drängen und so wartete er einfach geduldig, bis sie schließlich eine recht magere Erklärung abgab.
»Einfach so. Wie gesagt, ich hielt es bis dahin für eine gute Idee, damit du bei mir in der Schuld bist, für das Foto.«
»Das alles wegen einem Foto?«, fragte Aomine verdutzt. Doch sie bestätigte es mehr oder minder, indem sie mit den Schultern zuckte.
»Der Grund ist echt mager und wegen der Aktion stehst du bei 40 % der Mädchen auf der schwarzen Liste.«
»Kann sein«, entgegnete sie gleichgültig, aber plötzlich musste Kagami-chan gehässig grinsen. »Aber ich glaube es sind wesentlich mehr.«
»Macht dir das nichts aus?«, fragte er ernst.
»Was? Das sie noch mehr hetzten als vorher? Ganz ehrlich, wo andere Mädchen sind, und auch Jungen, wird nun einmal gelästert und getratscht, es ist halt so. Ich weiß nicht warum, aber das scheint wohl die Sensationsgeilheit zu sein, von der Suki immer spricht. Hauptsache man hat etwas, was man kaputt reden kann«, schwer seufzend lehnte sich die Fotografin auf der Bank zurück.
»Und jetzt bist du dran. Ich will sehen wie du das Bild löschst.«
»Ernsthaft, ... das kann ich nicht machen«, feixte er und stellte sich provokant direkt vor sie.
»Wieso? Genügt dir meine Antwort nicht?«, fragte sie genervt und sah zu ihm hinauf.
»Nein, das ist es nicht.«
»Sondern?«
»Das ist das einzige Bild das es von dir gibt, und auch noch während du so aussiehst.«
»"So aussehe"? Du meinst wie eine Hure?«, spottete sie und hob eine Braue.
»Ich meine, wie ein Mädchen.«
Das verschlug ihr nun gänzlich die Sprache. Das hatte er schon Mal gesagt. Wie sollte sie das denn verstehen, war dies jetzt eine versteckte Beleidigung, weil sie wesentlich maskuliner als die anderen Mädchen war, oder sollte das ein Kompliment gewesen sein? Sie wusste es einfach nicht und ließ seine Bemerkung so gelten. Genervt zog sie kurz die Schultern hoch zu den Ohren, obwohl es Sommer war, wurde es gegen Abend doch recht kühl und da die Sonne nun vollends verschwunden war, kam erschwerend dazu, dass nun auch ein leichter Wind aufzog. Warum das im Sommer nur abends geschah wusste sie auch nicht, aber die Sommergewitter schlugen auch größtenteils am späten Abend oder in der Nacht zu. Nachdem es Kagami-chan kurz fröstelte setzte sie sich bequemer hin und sah ihn nun eindringlich an.
»Tu es einfach«, sagte der Rotschopf ernst.
»Was?«
»Das Bild verschwinden lassen. Ich bin Fotografin geworden, damit ich hinter der Kamera stehe, ... nicht davor«, stellte sie klar.
»Ich schlag dir einen Deal vor«, begann Aomine. »Ich nehme das Bild als Entschuldigung, für diese sau dumme Aktion von dir.«
Skeptisch dreinblickend ließ sie sich den Vorschlag durch den Kopf gehen.
»Hast du noch eine zweite Option?«, fragte sie schließlich.
»Ja, du verlängerst die bisherige Woche Hausaufgaben, auf einen Monat.«
Entrüstet sah sie ihn an, das war doch jetzt nicht wirklich sein ernst?! Wie dreist konnte man sein?
»Du bist wirklich ein knall harter Verhandlungspartner«, knurrte die Fotografin und rutschte überlegend auf der Bank hin und her. Was blieb ihr anderes übrig? Wenn sie nicht wollte, dass dieses Bild die Runde machte, ... obwohl. Er hatte nie behauptet es den anderen zu zeigen, oder?
»Was hast du mit den Bild eigentlich vor?«, fragte sie den Power Forward schließlich und versuchte nicht ganz so nervös dabei zu klingen, wie sie war. Leicht überrascht über diese Frage, blieb er einen kurzen überlegenden Moment still und zuckte dann mit den Schultern.
»Ausdrucken und an die Wand hängen, damit ich es mit Dartpfeilen bewerfen kann«, sagte der Blauhaarige trocken.
»Du musst mich wirklich hassen«, der feststellende Unterton in ihrer Stimme war mehr als deutlich heraus zu hören, aber er sah ihr an, dass sie es mit einer gesunden Portion Gelassenheit hin zu nehmen schien. Vielleicht war sie wirklich langsam abgehärtet gegen seine verbalen Attacken, oder sie ahnte, dass er ihr keine vernünftige Antwort darauf geben würde. Eine Weile herrschte Schweigen und das einzige was zu hören war, waren die gewöhnlichen abendlichen Geräusche, hier und da eine Grille die nervig zirpte, oder aber Nachtfalter, die langsam alle aus ihrem Versteck kamen und wild umher flatterten. Die Fotografin saß weiterhin einfach so schweigend da und starrte auf den Boden vor sich, schien über irgendetwas nach zu denken. Um sie aus ihrer Überlegung zu reisen, stieß Aomine sie an ihrem Knöchel leicht mit seinem Fuß an.
»Hey, noch anwesend?«
Brummend, aber ohne etwas anderes zu sagen erhob sie sich und stellte sich ihm direkt gegenüber.
Skeptisch eine Augenbraue hebend, sah Aomine auf sie herab und wartete auf einen dummen Spruch. Doch da kam nichts, der Rotschopf stand einfach nur da. Angestrengt musterte sie Aomine und verweilte einfach so, direkt vor ihm stehend und starrend.
»Was? Willst du mich mit deinem Blick zu Boden ringen?«, fragte er gelangweilt. Ihn weiter kritisch musternd legte die Rothaarige den Kopf leicht schief und schien irgendetwas abzuwägen. Langsam wurde es ihm zu bunt, er mochte es nicht wenn man ihn ohne etwas zu sagen, so lange anstierte. Und zugegebenermaßen machte es ihn auch nervös.
»Kagami, jetzt lass d- ...«, doch ehe er seinen Satz so patzig beenden konnte, wie er ihn begonnen hatte, verschlug es ihm buchstäblich die Sprache. Von jetzt auf gleich, hatte ihn die Rothaarige am Kragen seines schwarzen T-Shirts gepackt und leicht zu sich herunter gezogen. Er war viel zu überrascht, als das er hätte reagieren können. Denn die Fotografin hatte ihn nur zu sich herunter gezogen um ihn zu küssen. Das es den Power Forward überraschte war ihm deutlich anzusehen, doch ehe er etwas tun konnte, ließ sie auch schon wieder von ihm ab. Sah ihm tief in die Augen und schüttelte den Kopf, während sie skeptisch drein Blickte.
»Nein, ... absolut gar nichts«, sagte Kagami-chan nüchtern, ließ ihn wieder los und wandte ihm den Rücken zu um ihres Weges zu gehen. Wie bestellt und nicht abgeholt, stand Aomine da, die Hände noch immer in den Hosentaschen und blinzelte einige Male verwirrt.
»Was zum Teufel, war das denn?«, entfuhr es ihm leise, wenn er mit allem gerechnet hätte, aber niemals im Leben mit ... so etwas. Und schon gar nicht so aus heiterem Himmel. Wenn sie jemand sah, hätte sie das Gerücht nur bestärkt und sich die Zielscheibe förmlich auf den Rücken gemalt. Schien ihr das nun völlig egal zu sein? Er wurde aus diesem Weibsbild einfach nicht schlau. Sie war so wechselhaft wie das Wetter und doppelt so anstrengend wie ein Marathon. Aber es brachte nichts, darüber nach zu denken, wer wusste schon was sie da geritten hatte. Doch so gleichgültig er dieses Mal auch tun wollte, das ging ihm doch durch und durch.
»Himmel, dieser Rotschopf macht mich noch irre«, knurrte er leise und kratzte sich am Hinterkopf, während auch er sich auf den Nachhauseweg machte. Aber immerhin besaß er das Foto noch. Also wieder ein Punkt für ihn, ... oder eher ein Unentschieden.


Der nächste Tag versprach genauso warm zu werden, wie der Vorherige nur, dass sich dicke Regenwolken über den Himmel zogen und es unangenehm schwül wurde. Jedoch hielt das die quirlige Journalistin nicht auf. Zielstrebig ging sie die Straße entlang, dass ihre Fotografin und Freundin nicht auf ihre Anrufe reagierte nervte sie und so beschloss Kaiou kurzerhand ihr persönlich einen Besuch abzustatten. Wenn sie ehrlich war, trieb sie die Neugier aus dem Haus, sie fand diese Spannungen zwischen Kagami-chan und dem Basketball- Ass mehr als amüsant und auch wenn ihre Freundin anderer Meinung war, sie war sich eigentlich ziemlich sicher, dass da etwas im Busche war. Wieso sonst sollte sie sich abends noch mit Aomine treffen? Jetzt war sie schon etwas aufgeregt, wie es wohl gelaufen war und sie grinste verschwörerisch vor sich her, bis ihr das Lächeln im Gesicht gefror. Überrascht blieb sie in ehrfürchtigem Abstand stehen und wartete was geschah. Leider hatte er sie bereits bemerkt und sich zu ihr umgewandt.
»Kaiou-chan, richtig?«, fragte er und ihr lief, beim klang seiner Stimme, automatisch eine fiese Gänsehaut über die Arme, obwohl es so warm war. Etwas überrascht und mit einer zarten Röte auf den Wangen, nickte Kaiou bestätigend.
»Du willst bestimmt zu Haruka, oder?«
Langsam ging sie auf den rothaarigen Hünen zu und nickte erneut. Das sie den Zwilling ihrer Fotografin hier antreffen würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Aber es war mal eine angenehme Abwechslung. Nach einer Weile seufzte Kagami-kun gedehnt und rieb sich kurz den Nacken, vermutlich kostete es ihn immer noch etwas Überwindung, einfach so bei seiner Schwester vorbei zu schauen. Aber die Azurblauhaarige war froh, dass die beiden sich zumindest nicht mehr hassten und diese unschöne Sache aus der Welt war. Um den Anfang zu machen ging Kaiou an den Rotschopf vorbei und bedeutete ihm, ihr zu folgen.
»Du bist doch bestimmt nicht ohne Grund hier«, verstehend lächelte sie ihn an, dass er noch immer Hemmungen hatte, war ihm deutlich an zu sehen. »Ist es dein erster Besuch, seid ihr wieder Kontakt habt?«, fragte sie schließlich, als er neben ihr stand.
»Ja, ab und an haben wir uns eher zufällig getroffen. Aber dieses Mal dachte ich, helfe ich etwas nach«, gestand er.
Daraufhin betätigte sie die Klingel und wartete.

War das ein Klingeln, das aus weiter Ferne zu ihr durch drang? Das konnte unmöglich sein, es war immerhin mitten in der Nacht, wer wäre da so dreist und würde klingeln? Mit dem Gedanken im Kopf drehte sich die Rothaarige noch einmal um und blendete das Klingeln einfach aus, was auch relativ leicht ging, da es abrupt endete. Aber dann wurde sie unruhig, irgendwie war das Ganze seltsam, also wandte sie sich leicht um und blinzelte ein paar Mal schlaftrunken, ehe sie erschrocken und entsetzt zusammen fuhr. Ein kurzer Aufschrei entwich ihr, während sie panisch die Decke von sich warf und es sie purzelbaumartig aus dem Bett beförderte. Unsanft auf den Boden landend, rieb sie sich anschließend die schmerzende Stelle an ihrem Gesäß und fixierte den ungebetenen Besuch mit giftigem Blick. Der Teppich hatte sich unangenehm in ihre Wade und den rechten Oberarm gebrannt und auch die Stellen rieb sie sich kurz, um den Schmerz los zu werden.
»Aber sonst geht es euch gut, oder?! Ihr könnt doch nicht einfach so hier rein schleichen!!«, keifte Kagami-chan und versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Kaiou konnte nicht mehr an sich halten und lachte laut los, als ihre Freundin diese zirkusreife Nummer vor führte, doch Kagami-kun gab sich einen Ruck und half seiner Schwester auf.
»Sorry, O-ba-san hat uns reingelassen«, sagte der Power Forward der Seirin-High, doch auch in seinem Gesicht zeichnete sich ein Schmunzeln ab.
»Na toll«, knurrte die Fotografin gereizt und stich ihr Schlaf-shirt glatt, welches ihr gefühlte drei Nummern zu groß war. Doch bei Kagami-chans Anblick musste Kaiou erneut los lachen.
»Muss ich dich erst im Schlafanzug überraschen, damit du mal eine kurze Hose trägst?«, feixte ihre Freundin.
»Es ist halt ziemlich warm Nachts«, rechtfertigte sie sich und setzte sich auf ihr Bett. »Man, macht das nie wieder. Irgendwann sterbe ich noch an Herzversagen.«
»Wieso?«, fragte nun der Hüne und setzte sich auf den Stuhl der an ihrem Schreibtisch stand.
»Weil meine Chefin das auch drauf hat und bei jeder Gelegenheit für eine Nahtoterfahrung sorgt«, brummend raufte sich die Größere die Haare und ließ sich wieder rücklings auf ihr Bett fallen. »Ich dachte ich kann noch mal ausschlafen, bevor der Alltag wieder anfängt.«
»Also ich für meinen Teil freu mich auf die Schule«, gestand Kaiou breit grinsend und setzte sich neben Kagami-chan aufs Bett. »Aber sag mal, willst du nicht wissen warum ich hier bin? Oder Kagami-kun?«
Etwas schlaksig und unmotiviert setzte sich die Rothaarige wieder auf und sah ihren Bruder an, der beinahe auch laut losgelacht hätte, weil seinem Zwilling die Haare in alle Himmelsrichtungen abstanden und da diese die etwas länger trug als er, sah sie aus, wie eine rothaarige Kopie von "Edward mit den Scherenhänden".
»Warum bist du da?«, fragte sie schließlich und gähnte einmal herzhaft.
»Öhm, also. Eigentlich nur so. Ich hab keinen bestimmten Grund. Ich wollte eigentlich nur mal nach dir sehen.«
Diese Erklärung zauberte Kagami-chan ein leichtes Lächeln ins Gesicht und sie nickte kurz.
»Das ist zwar ganz nett, aber ein Anruf um mich vorzuwarnen wäre nicht schlecht gewesen.«
»Dein Handy ist aus«, motzte Kaiou und ließ sich ebenfalls nach hinten fallen. »Warum bist du eigentlich noch im Bett, hast du eine Ahnung wie spät es ist? Was hast du die ganze Nacht gemacht?«
»Ich ... ähm ... also. Eigentlich war ich gar nicht so lange weg«, erklärte sie mit roten Wangen und kratzte sich nervös am Hinterkopf. »Ich konnte danach nur nicht sonderlich gut einschlafen.«
Skeptisch und fragend dreinblickend, wechselte Kagami-kun erst mit Kaiou und anschließend mit seinem Zwilling einen Blick, der ohne Worte nach einer Erklärung verlangte.
»Sie hat sich gestern noch mit jemanden getroffen«, platzte die Blauhaarige heraus, sie hatte ihren Satz kaum beendet, da fiel ihr der böse Blick auf, den ihr Kagami-chan zuwarf. Doch Kagami-kun schien dies für ein Witz zu halten und lachte kurz auf.
»Sag nicht das du dich mit 'nem Typen getroffen hast?«, fragte er schmierig grinsend.
Als hätte man sie mit der Hand in der weit geöffneten Keksdose erwischt, sah sie ihren Bruder an und nickte vorsichtig. Und plötzlich war das Grinsen aus seinem Gesicht verschwunden und er sah sie lediglich perplex an.
»Du hast einen Freund?!«, entfuhr es ihm.
»HA!! Ich wusste es!«, drang plötzlich die schrille Stimme ihrer Tante durch den Raum.
»O-ba-san!«
»Ich wusste doch, dass ein Junge im Spiel ist, warum solltest du sonst noch so spät am Abend raus gehen«, schlussfolgerte die Schwarzhaarige breit grinsend und betrat das Zimmer nun ganz.
»Ich wiederhole es gerne noch mal für alle Anwesenden. Ich habe keinen Freund, das gestern war eher ein ... flüchtiger Bekannter.«
»Kennen wir ihn?«, fragte nun der Power Forward und der Gesichtsausdruck den die Fotografin nun hatte, brachte Kaiou dazu ungehalten laut los zu prusten und anschließend in schallendes Gelächter auszubrechen.
»Ja!!«, rief diese dann und ein lautes, energisches »Nein!!«, kam von der Rothaarigen.
»Menno, ich möchte ihn so gerne mal kennen lernen«, sagte ihre Tante mitleidig drein blickend.
»Dieser Hundewelpenblick zieht nicht, O-ba-san«, Kagami-chans Ton wurde immer bedrohlicher, wieso dachten alle sie hätte einen Freund? Das Kaiou ihr so penetrant auf die Nerven ging, daran konnte man sich gewöhnen, aber das ihre Tante nun auch auf der Schiene lief, gefiel ihr überhaupt nicht und das es in Gegenwart ihres Bruders war, schlug dem Fass den Boden aus. Wusste die Journalistin nicht, wie brandgefährlich das sein konnte? Man konfrontierte einen Power Forward nicht absichtlich mit einem anderen und schon gar nicht, wenn dieser Aomine Daiki hieß. Schwer seufzend erhob sich die Rothaarige und suchte sich ein paar Sachen zusammen.
»Aber du stellst ihn mir irgendwann vor, oder? Immerhin bin ich dein Vormund und muss meinen Segen geben.«
»Welchen Segen?«, brummte die Schülerin schlecht gelaunt.
»Na du weißt schon, ... ach ja, ich war so frei und hab dir eine Kleinigkeit mitgebracht, liegt auf dem Schreibtisch«, sagte ihr Vormund und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Schnell fuhr der Blick der Rothaarigen über ihren Schreibtisch, an dem ihr Bruder saß und ebenfalls suchend den Blick drüber schweifen ließ, doch sie fand die Packung zu erst. Schnappte sich diese hektisch und mit einem Ruck hatte sich die Schülerin zu ihrer Tante herum gedreht und warf den Gegenstand mit genügend Schwung nach ihr. Als hätte diese es geahnt, fing sie mit einer ungeahnten Leichtigkeit die Packung, nahm es mit dem entsprechenden Humor und ging fröhlich trällernd aus dem Zimmer hinaus.
»Waren das Kondome?«, lachte Kaiou und kullerte sich vor Lachen auf dem Bett. Vor Scham und Wut nahm das Gesicht der Fotografin die Farbe ihrer Haare an und sie knurrte und motzte unverständlich etwas vor sich her. Feixend tauschten Kagami-kun und Kaiou alles sagende Blicke und verkniffen sich weitere Kommentare.

Nachdem sich Kagami-chan frisch gemacht hatte und in Rekordzeit ein Brötchen runterschlang, gingen die drei hinaus. Es war zwar schwül, aber noch hatte es nicht zu regnen angefangen, also konnte man auch draußen etwas unternehmen.
»Ist was an der Sache dran, die dir O-ba-san unterstellt?«, fragte der Basketballspieler plötzlich.
»Was? Das mit dem Freund?«
Nickend wartete er auf eine Antwort.
»Nein, keine Sorge, du brauchst nicht den großen Bruder spielen«, beschwichtigte sie ihn und ließ ihre Wasserflasche in ihrer Hand rotieren. »Dafür gibt es keinen Grund.«
»Also, das würde ich gerne sehen. Vielleicht wirft er dir dann die Kondome hinterher.«
»Solange er ein prima Kerl ist, ist alles in Ordnung«, sagte der Hüne ernst und überhörte einfach die Bemerkung der Blauhaarigen, da konnte Kaiou nicht mehr an sich halten und versuchte wieder tief durch zu atmen. Verdammt, wie gerne sie doch Kagami-kun erzählen würde, mit wem sie sich wirklich abgab, aber man spielte nicht mit dem Feuer, so viel war sicher, außerdem hatte sie das Gefühl, dass Kagami-chan ihr das wohl nicht so ohne weiteres verzeihen würde, also nahm sie sich zusammen und spielte einfach die Dumme.
»Themawechsel, ich hab gehört, dass ihr in den nächsten Wochen ein Spiel habt«, lenkte Kaiou ab.
»Ja, gegen Kaijo«, bestätigte er nickend.
»Kaijo? Spielt nicht dieser Kise Ryouta für die Schule«, fragte die Azurblauhaarige verdutzt. »Du weißt schon.«, ihr fiel einfach nicht ein, wie sie den Spieler beschreiben sollte und fuchtelte wild mit den Händen herum, in der Hoffnung, die Worte würden ihr zufliegen.
»Wer genau ist das?«, fragte nun die Fotografin und erntete daraufhin ungläubige Blicke von ihrer Freundin und ihrem Bruder.
»Kise ist eine Nervensäge, die seines Gleichen sucht«, beschrieb der Hüne den Spieler kurz.
»Sei nicht so fies, Kagami-kun. Zugegeben er ist etwas anstrengend, aber immerhin modelt er«, beschrieb Kaiou ihn weiter. »Er ist ein top Spieler, der aussieht wie ein Bilderbuch Adonis, mit einem Hang zum Melodramatischen. Mehr muss man nicht wissen.«
»Aha«, war die kurze Bemerkung der Rothaarigen.
»Du kannst dir ja gerne selbst ein Bild von ihm machen, komm doch einfach vorbei und schau dir das Spiel an«, kam es urplötzlich von den Power Forward. Überlegend sah sie zu ihrem Bruder auf, bis sie schließlich lächelte und zustimmend nickte.
»Ok.«
Doch seine Aufmerksamkeit richtete sich plötzlich auf etwas anderes. Als Kagami-chan dem Blick ihres Bruders folgte, stöhnte sie genervt auf. Das war mehr als vorhersehbar. Immerhin liefen sie direkt am Basketballplatz entlang und auch wenn es erdrückend schwül war, der Himmel war Wolkenverhangen, so lud der Platz auf ein kurzes Spiel ein. Die Fotografin sah ihrem Bruder regelrecht an, wie es ihn in den Fingern juckte und so stieß sie ihm den Ellenbogen leicht in die Seite.
»Komm, geh schon, Suki und ich holen etwas zu trinken, einverstanden?«, schlug sie vor und hielt demonstrativ ihre leere Wasserflasche hoch, der Gesichtsausdruck Kagami-kuns war in diesem Moment unbezahlbar, doch nach dem er sich wieder gefasst hatte, nickte er dankbar und ging auf den Platz, ein Ball lag eigentlich immer in irgendeiner Ecke.
»Du scheinst deine Ader für diesen Sport entdeckt zu haben, zumindest hat es den Eindruck«, sagte Kaiou feststellend.
»Was? Weil ich nett zu meinem Bruder bin? Unsinn. Basketball mag ich trotzdem nicht.«
»Wer es glaubt«, pfiff die Azurblauhaarige verschwörerisch vor sich her und folgte ihrer Freundin.
»Was denn?«
»Du hast noch keinen Bericht erstattet«, säuselte die Journalistin süffisant grinsend. »Was war gestern so wichtig?«
Genervt stöhnend schob die Größere ihre freie Hand in die Hosentasche und spielte weiter mit der Plastikflasche herum.
»Wir haben knallharte Verhandlungen geführt.«
»Worüber?«
»Das Foto ... und die "Freundin-aktion".«
»Oh, er wollte es wohl ganz genau wissen?«
Bestätigend nickte die Rothaarige und kratzte sich nun unruhig am Hinterkopf.
»Außerdem hab ich es gemacht«, fügte sie leise hinzu.
»Was?«, fragte Kaiou ehrlich verwundert.
»Du weist schon. ... Eigeninitiative gezeigt.«
»Ernsthaft!?! UND!?!?«, brach es sofort aus der Kleineren, deren Augen erwartungsvoll leuchteten.
»Nichts "und"«, gestand die Rothaarige. »Da war nichts, außer sein Gesichtsausdruck, der ein Foto wert gewesen wäre. Aber da ich noch immer keine Kamera habe, wird das wohl eher hier oben gespeichert bleiben«, sagte Kagami-chan und tippte sich gegen die Stirn.
»Da hast du ja echt Eier bewiesen«, feixte ihre Freundin. »Hätte ich nicht gedacht, dass du das wirklich durchziehst. Aber so unter uns gesprochen, jetzt wo dein Bruder nicht da ist, zu mir kannst du ruhig ehrlich sein. Du kannst mir nicht weis machen, dass da NICHTS war, oder ist. Das bemerkt sogar ein Blinder.«
»Ich weiß einfach nicht, was du und Satsuki da rein interpretieren«, bemerkte Kagami-chan schulterzuckend.
»Das ist schon wieder so offensichtlich, dass es auch ein Fake sein könnte. Hast recht«, sagte die Azurblauhaarige und tippte sich nachdenklich gegen das Kinn. »Aber wenn sogar Momoi-chan meint, dass er komisch ist ... «
»Ich weiß nicht einmal wie er "normal" ist und da soll ausgerechnet ich feststellen, was mit dem nicht stimmt? Wenn du mich fragst, steht ihm sein Ego im Weg und stellt ihm eine Stolperfalle nach der anderen. Das ist sein einziges Problem.«
»Da ist was dran.«

Gelangweilt ging er seines Weges, eigentlich wollte er das Wetter ausnutzen um etwas zu spielen. Aber ihn verließ irgendwie die Lust, nun lief er lediglich am Basketballplatz entlang und ... oh, was sahen seine Augen denn da?! Es geschahen also doch noch Zeichen und Wunder? Und so wie es aussah konnte er einen Mitspieler gebrauchen. Nun war seine Motivation wieder auf einem ganz anderen Level und seine Lebensgeister geweckt. Hinterhältig grinsend ging der blauhaarige Power Forward auf seinen Kontrahenten zu, dieser schien ihn gar nicht zu bemerken, erst als Aomine diesem den orangenen Ball abgenommen hatte und der Rothaarige verdutzt drein schaute. Ein genervtes Stöhnen entwich dem anderen Spieler, als er seinen Rivalen sah.
»Vor dir ist man aber auch nirgends sicher«, knurrte Kagami-kun bedrohlich.
»Und? Heute etwas angriffslustiger, oder vertröstest du mich wieder?«, platze Aomine sogleich raus und ließ den Ball ein paar Mal auf und ab springen, ehe er ihn fest hielt.
»Du hast Glück, dass ich heute gute Laune habe und mal wieder eine Herausforderung suche.«
»Die hast du hiermit gefunden«, stieß der Blauhaarige herausfordernd aus.
»Hör auf zu Quatschen und spiel lieber«, raunte der Rotschopf ungeduldig.
»Wer zuerst Zehn hat?«
»Einverstanden.«
Kurz und schmerzlos, so sollten Regeln immer ausgemacht werden, ohne großartig drum herum zu reden, oder lange darüber zu diskutieren. Es war ohnehin unnötig es sinnlos in die Länge zu ziehen und schon nach wenigen Sekunden standen sie sich wieder bedrohlich gegenüber. Aomine war noch immer im Ballbesitz, nachdem er diesen dem Rotschopf abgenommen hatte. Doch dieses Mal war dieses kleine Spielchen zur reinen Belustigung und Zeitvertreib, wenn er ihn in die Schranken weisen wollte, konnte er das auch auf anderem Wege. Aber das hieß nicht, dass er seine Deckung vernachlässigen würde und auf den Druck ganz verzichtete, denn genau darauf spielte Kagami-kun an und startete den ersten Versuch seinem Kontrahenten den Ball ab zu nehmen. Dieser wich mit wenigen Schritten zurück, nur um in aberwitzigem Tempo an dem Rothaarigen vorbei zu dribbeln. Diese Chance hatte der Rothaarige ganz eindeutig vertan und der erste Punkt ging an Aomine. Dieser stieß den Ball nun zu dem anderen Power Forward und bereitete die Defensive vor. Es war noch alles drin, das war lediglich der Anfang, ein paar Mal ließ Kagami-kun den Ball an Ort und Stelle springen, ehe er auf den Korb zu rannte. Der andere Power Forward deckte ihn jedoch so eng, dass er nicht zwingend an ihm vorbei kam, so blieb ihm nichts anderes übrig, außer zu springen und den Ball zu werfen. Auch wenn seine Wurfrate von außen nicht sonderlich gut war, so bestand dennoch die Möglichkeit, dass der Rothaarige nicht verfehlte. Schnell täuschte der Power Forward der Serin-High einen Fake mit den Augen an, auf den der Blauhaarige ansprang. In den Moment sprang Kagami-kun kräftig ab und warf. Jedoch hatte er die Rechnung ohne Aomine gemacht, seine Reflexe befanden sich auf einem ganz anderen Niveau und noch im Sprung schlug der Tōō-Spieler ihm den Ball aus der Hand, dribbelte dieses Mal selbst kurz an und warf. Mit dem gleichen Ergebnis wie zuvor.
Zwei zu Null.
»Du bist unerträglich«, knurrte der Rothaarige gereizt.
»Ich kann noch wesentlich unangenehmer werden, das weist du«, raunte der Herausvorderer finster.
»Abwarten.«
Flink nahm Kagami-kun den orangenen Ball auf und ohne weiter auf Aomine zu achten, versuchte er erneut sein Glück und ging auf Angriff. Ein One-on-one gegen ihn war fast weitaus schwerer, als gegen das ganze Team der Tōō-High zu spielen. Und das bekam er auch mit aller Härte zu spüren. Den Druck, den der blauhaarige Power Forward nun ausübte, sprengte jede Skala, doch auch Kagami-kun war nicht von schlechten Eltern und er konnte bei weitem genauso viel Druck auf seinen Gegner ausüben, wenn auch nicht mit dem gleichen Ergebnis. Nach unzähligen Ballwechseln und ein dutzend gefühlter Niederlagen, befand sich Kagami wieder in Ballbesitz und er sollte verdammt sein, wenn er nicht einmal einen Korb machte. Erneut trafen die beiden aufeinander, lauerten einander auf wie ausgehungerte Kampfhunde, bereit den jeweils anderen, wenn nötig, zu zerfleischen. Die Luft war geladen wie eine Gewitterwolke und um das ganze zu untermalen, begann es wirklich bedrohlich zu donnern. Timing war ein Arschloch, so viel war sicher. Bisher hatte sich das Wetter ganz ordentlich gehalten, doch solange es nicht in Strömen regnete, war ihr One-on-one noch nicht vorbei.
»Na was ist denn Kagami. Du wirst doch jetzt keinen Rückzieher machen, oder?«, stichelte Aomine seinen Kontrahenten an.
»Wieso sollte ich?«, giftete der Kleinere zurück und startete einen neuen Angriff. Auch wenn ihm der Schweiß schon unangenehm in den Augen brannte, weil die Luft immer schwüler wurde, machte er weiter. Ein Punkt, mehr wollte er gar nicht, er wollte diesem arroganten Mistkerl keine Nullrunde schenken. So schnell er konnte dribbelte Kagami-kun an Aomine vorbei und deckte die Seite, auf der sich der Ball befand so gut er konnte, dann fand er eine Lücke in Aomines Verteidigung, sprang kräftig ab und machte einen simplen Korbleger.
Ein weiterer Donnerschlag hallte durch die Luft und die beiden Jungen hielten einen Augenblick inne.
»Das zieht sich jetzt aber wirklich bedrohlich zu«, bemerkte der Tōō-Spieler und sah prüfend in den Himmel, an den sich die Wolken bedrohlich auftürmten und dunkelgrau wurden.
»Ich hab meinen Punkt gegen dich gemacht, mein Soll ist erfüllt«, japste der Rothaarige erschöpft und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Aomine sah nicht minder erledigt aus und atmete auch tief durch, bückte sich anschließend nach dem Ball und drückte diesen dem Seirin-Spieler in die Hand.
»Hier, ich bin fertig für heute«, doch er hatte es kaum ausgesprochen, da traf ihn etwas hart am Hinterkopf. Mehr erschrocken, als verletzt hielt er sich die leicht schmerzende Stelle, bückte sich nach dem Gegenstand der ihn getroffen hatte und stellte fest, dass es sich um eine kleine Flasche Wasser handelte. Stirnrunzelnd betrachtete er das Wasser und hielt Ausschau nach dem Werfer. Als er sah wer es war, stöhnte er genervt auf und verdrehte die Augen, doch kurz darauf schlich sich ein heimtückisches Lächeln auf seine Lippen.
»Na, Hexe? Wir werden ja immer zielsicherer.«
»Ich übe auch fleißig an dir. Und hör auf mich Hexe zu nennen«, motzte Kagami-chan und reichte ihrem Bruder eine der gekauften Wasserflaschen, welche er dankbar entgegen nahm. Der blauhaarige Power Forward wollte die Flasche, die ihn am Kopf traf dem Rotschopf zurück geben, doch diese hob abwehrend die Hand.
»Du hast es nötiger als ich«, entgegnete sie und blickte forschend in den Himmel.
»Das wird aber plötzlich dunkel«, bemerkte auch Kaiou.
»Ach das bisschen Regen, das sich ankündigt, wird euch schon nicht umbringen«, doch Aomine hatte es kaum zu Ende gesprochen, da fiel auch schon ein Sturzbach an Regen hinab. Ohne sich mit kleinen feinen Tropfen anzukündigen, brach sofort der Niederschlag auf die vier Schüler ein und hatte sie in Sekundenbruchteilen völlig durchnässt. Ein langgedehnter Seufzer entwich der Azurblauhaarigen genervt, eher sie mahnend das Wort an Aomine richtete: »Kannst du nicht einmal still sein?«

In einem kleinen gemütlichem Café, saß Shirahama Shizuka mit einer ihrer Freundinnen. Selbstgefällig vor sich her grinsend rührte sie in ihrem Tee und sah ihre Freundin eindringlich an. Nachdem sie ihre Absicht erläutert hatte, wartete sie lediglich auf eine Reaktion, oder Meinung ihrer Klassenkameradin.
»Wie genau stellst du dir das vor?«, fragte ihre Freundin schließlich und trank einen Schluck Tee. Da lächelte Shirahama verschwörerisch.
»Wir haben da jemanden, in der Parallelklasse, der mir noch einen kleinen Gefallen schuldig ist«, säuselte sie.
»Aber wenn man euch dabei erwischt ...«
»... Was man nicht wird«, unterbrach Shirahama ihre Freundin unwirsch und nahm einen kleinen Schluck ihres Heißgetränks. »Ich habe alles genauestens geplant, bisher hat sich keine Schwachstelle gezeigt. Die einzige Person die mir gefährlich werden könnte, ist Momoi und die aus dem Verkehr zu ziehen, nun ... da lass ich mir noch etwas einfallen.«
»Aber glaubst du nicht das, dass etwas zu drastisch ist. Ich meine, wenn alles klappt wie du dir das vorstellst, könnten sie sogar suspendiert werden ... oder ganz und gar der Schule verwiesen«, flüsterte die Braunhaarige unheilvoll. »Überleg es dir Shizu-chan. Denn wenn das schief geht und die das auf dich zurück führen, kannst auch du deinen Abschluss vergessen und das kurz vor Ende.«
»Wie gesagt, ich arbeite daran. Außerdem geht es nicht vorrangig darum. Ich brauche eigentlich lediglich einen kleinen verbalen "Meinungsverstärker", der etwas Druck ausübt, so dass diese verdammten Kröten, freiwillig das Feld räumen.«
»Aber es ist nicht so einfach an die Papiere zu kommen.«
»Ich bin mir sicher, dass du dir was einfallen lässt. Sei kreativ.«
»Du musst die drei wirklich hassen«, stellte die andere traurig fest.
»Ja. Mich hintergeht man nicht ungestraft. Sie haben mich vorgeführt. Mir bleibt nichts anderes übrig, Auge um Auge ...«, raunte sie bedrohlich. »... Zahn um Zahn.«
»Wie du meinst. Ich werde sehen, was sich machen lässt«, seufzte die Braunhaarige. »Ich kann dir Montag mehr sagen. Aber ... hast du denn wirklich kein schlechtes Gewissen, bei der Sache?«
»Sollte ich?«, fragte Shirahama und hatte ein Lächeln im Gesicht, welches aus purem Gift hätte sein können. Schwer seufzend und mit einem unwohlen Gefühl in der Magengegend nickte ihre Freundin und gab schließlich klein bei.

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