Der Morgen war angebrochen und die rothaarige Fotografin fühlte sich wie überfahren. Obwohl sie, als sie Heim kam, gleich ins Bett ging, fand sie einfach keinen Schlaf. Ihr schlechtes Gewissen zerfraß sie und wühlte sie mehr und mehr auf. Nach dem kurzen Gespräch mit Aomines Vater ging es ihr sogar noch schlechter. Mehr und mehr wurde es ihr langsam bewusst, dass sie den Power Forward ohne Grund so anfuhr. Wobei ganz ohne Grund stimmte auch nicht, aber es war auf alle Fälle übertrieben. Unruhig wälzte sie sich in ihrem Bett hin und her und spielte mit dem Gedanken ihrem Bruder eine Nachricht zu schicken. Sie hätte gerne seine Version gehört, bevor sie ... den Schritt wagte und Aomine noch einmal unter die Augen trat. Aber wenn sie so recht darüber nachdachte, ... sie sollte nun wirklich kein Öl ins Feuer geben. Also verwarf sie den Gedanken sogleich. Vielmehr machte sie sich nun Gedanken darüber, wie sie das mit Aomine retten könnte. Ganz offensichtlich hatten sie beide gepflegt aneinander vorbei geredet und in ihrer Wut und Enttäuschung Dinge gesagt, die nur schwer wieder zurück genommen werden könnten. Wobei sie ihn nicht wirklich zu Wort hatte kommen lassen. Beschämt zog sie sich die Decke über den Kopf. Sie war aber auch wirklich unverbesserlich und so verdammt engstirnig. Da hatte er, zugegebenermaßen Recht, so ungern sie es auch bestätigte. Schwer seufzend zog sie die Decke wieder herunter und starrte an die Zimmerdecke. Wie gerne würde sie jetzt in die Schule gehen und einfach nur reinen Tisch machen, aber es wartete noch ein unangenehmer Arztbesuch auf sie. Genervt richtete sie sich auf und schwang vorsichtig die Beine über die Bettkante. Ihr linkes Knie war so angeschwollen, dass man es sogar durch den Verband sah. Frustriert seufzte sie erneut auf.
Kleine Sünden bestrafte der Herr sofort, ... die Größeren erst in neun Monaten. So sagte man ja bekanntlich. Und ihre Strafe folgte wirklich auf dem Fuße, ..., buchstäblich. Aber alles Maulen und Selbstbemitleiden brachte nichts, also erhob sie sich vorsichtig und humpelte auf ihren Kleiderschrank zu. Sie würde sich auf jeden Fall noch einmal mit Aomine auseinandersetzten, selbst wenn sie sich dafür mit Schmerzmittel vollpumpen musste, um zu ihm zu gelangen. Dieses Mal war es an ihr, ihm nach zu gehen.Besorgt ließ die rosahaarige Managerin des Basketballclubs den Blick zu dem verwaisten Platz neben ihr wandern. Es war ziemlich untypisch für ihre Freundin zu fehlen, ohne bescheid zu sagen, geschweige denn krank zu werden. Aber so weit weg zu werfen war es eigentlich nicht. Nachdem sie gestern wohl Stundenlang im Regen stand, hatte sie sich vermutlich eine ordentliche Erkältung eingefangen. Nur diese hatte sie sich mehr oder minder selbst zuzuschreiben. Ihr Jugendfreund hatte, ihr und Kaiou haargenau bestätigt, was der Senpai der Journalistin zuvor schon sagte. Nun blieb aber weiterhin die Frage, wie sie dem entgegen wirken konnten, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Darüber machte sie sich schon die ganze Zeit ihre Gedanken, aber ihr fiel einfach auf die Schnelle nichts ein. Frustriert seufzte sie vor sich hin und stützte ihr Kinn auf die hohle Hand, dem Unterricht konnte sie auch nicht so aufmerksam folgen, wie sie es gerne tun würde. Schließlich glitt ihr Blick zu dem blauhaarigen Power Forward, der ebenso teilnahmslos wirkte. Kaiou sah sie zwar nicht, weil diese auch in eine andere Klasse ging, aber sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie diese genauso träge in den Seilen hing. Irgendwie machte es das Wetter nicht besser. Aber immerhin hatte es über Nacht aufgehört zu regnen. Zwar war der Himmel noch immer wolkenverhangen und ein hässlich trüber Nebel waberte umher, aber es blieb bis auf weiteres trocken. Jay!! ... Eine Besserung! Nicht die Gewünschte, aber an irgendetwas Positiven musste man sich in dieser Situation klammern und wenn es nur das Wetter war.
Nach der Schule ging Momoi sofort Kaiou suchen und fand sie an ihrem Platz vor, an dem sie sich immer trafen, um gemeinsam mit Kagami-chan nach Hause zu gehen. Nur das die Rosahaarige dieses Mal alleine erschien. Als Kaiou dies bemerkte runzelte sie die Stirn und fragte Momoi sogleich.
»Wieso bist du alleine? Sag nicht, dass du und Ha-chan euch auch gestritten habt«, schoss es aus der Azurblauhaarigen, denn sie versuchte einfach die SMS von gestern zu verdrängen, die sie erhalten hatte.
»Nein, keine Sorge. Sie war heut einfach nicht in der Schule.«
Doch das beruhigte die Journalistin nun wirklich nicht. Leicht aufgeregt, nahm sie Momoi am Arm und zog sie mit sich. Sie mussten weg vom Schulgebäude, denn die Wände hatten Augen und Ohren. Als sie sich auf der Hauptstraße zu ihrem Viertel befanden, begann Kaiou wieder zu sprechen.
»Sie war heut nicht in der Klasse?«, wollte sie wissen.
»Nein, vermutlich ist sie krank.«
»Krank? Haruka?«, fragte Kaiou ungläubig, doch sie bekam lediglich ein Schulterzucken zur Antwort.
»Tja, sie ist eben auch nicht unzerstörbar«, kommentierte Momoi im Nachhinein.
»Ich meine, ich würde das schon in Betracht ziehen, ...«, sagte die Blauhaarige plötzlich, zog ihr Handy hervor und öffnete die erhaltene SMS um diese Momoi zu zeigen.»... wenn ich nicht diese SMS bekommen hätte.«
Nun zog Momoi die Stirn kraus und las die SMS noch einmal durch.
»""Hallo Suki-chan, ist Haruka zufällig bei dir, ich erreich sie nicht. Mayu-san.""«, las sie laut vor und blinzelte verwirrt, ehe die Vermutung ihrer Freundin bei ihr ankam.
»Du glaubst doch nicht, dass sie abgehauen ist, oder? Das wäre ziemlich untypisch.«
»Das denke ich aber auch, aber jetzt wo du sagst, dass sie nicht in der Schule war ...«, doch sie unterbrach sich selbst, als sie Aomine von hinten sah, der vor ihnen her lief.
Schnell wechselten sie das Thema, keiner von den beiden Mädchen war sonderlich scharf darauf, einem schlecht gelaunten Power Forward zu begegnen.
»Und wie sieht dein Tagesplan aus? Hast du noch etwas für den Club zu erledigen?«, fragte Momoi, als ob sie Kaious Gedanken gelesen hätte.
»Für heute bin ich fertig und eure Jungs sicherlich auch.«
»Ja ..., du wirst es nicht glauben, wenn ich dir das jetzt erzähle, aber ...«, nun senkte Momoi die Stimme, als würde sie ein Geheimnis erzählen und deutete auf den Spieler der vor ihr ging. »Dai-chan war heute beim Training.«
Überrascht und auch etwas skeptisch sah die Journalistin ihre Freundin an.
»... Ja und?«
»Er geht sonst nie zum Training, weil er meint es nicht nötig zu haben.«
»Das schreit ja förmlich nach „Ablenkung" und „Verdrängung".«
Zustimmend nickte die Managerin.
»Das glaub ich aber auch.«
»Die Situation wird wirklich langsam aber sicher, immer unerträglicher und anstrengender. Können die beiden sich nicht einfach wieder wie vorher verhalten und sich irgendwelche Stichellein an den Kopf werfen?«, motzte Kaiou und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
»Da wäre ich auch schwer dafür«, sagte Momoi und kramte in ihrer Tasche. »Hier, ... schau mal.«
Der Aufforderung nachkommend, nahm Kaiou den ihr gereichten Flyer.
»Stimmt, ... das hab ich total verdrängt. Das Herbstfest steht an.«
»Und dieses Mal kommen sogar Schüler von anderen Schulen, toll oder?«
Plötzlich legte sich ein leichter Rotschimmer auf das Gesicht der Blauhaarigen.
»Schüler anderer Schulen? Weißt du schon, wer alles kommen würde? Du hast doch Bekannte auf fast jeder Schule?«, fragte sie scheinheilig.
»Also ich denke Kise lässt sich das auf keinen Fall entgehen, der liebt solchen Tumult einfach und ist für so etwas immer zu begeistern. Hmm ..., mal überlegen. Die anderen wird es wohl eher nicht interessieren«, doch plötzlich heiterte sich ihre Miene auf und sie strahlte ihre Freundin, aus großen rosa Augen an. »Aber Tetsu-kun hat mir zugesagt, dass er kommt, ist das nicht toll?«
»Das ist ja schön«, meinte Kaiou ehrlich und freute sich für ihre Freundin mit, doch da fiel ihr schlagartig ein, dass Kuroko auf die Seirin-High ging, ... so wie ...
Augenblicklich schoss ihr nun vollends die Röte ins Gesicht. Ihr brannte eine Frage auf den Nägeln und so beschloss sie einfach so nüchtern es ihr möglich war die Managerin zu fragen.
»Sag mal, Momo, ... weißt du, ob noch andere Schüler von der Seirin-High kommen?«, die Aufregung in die sie diese Frage versetzte, versuchte sie so krampfhaft es ging zu verbergen, aber Momoi war nicht dumm. Verstehend lächelte sie und nickte.
»Ein paar der anderen aus seiner Mannschaft werden wohl auch mit kommen«, sagte sie süffisant grinsend und setzte noch hinten an. »Und Kagami-kun bestimmt auch.«
Als hätte man sie dabei erwischt, wie sie eine „Klingelbahn" auslöste, glühte Kaious Kopf nun fast.
»Was? Wie kommst du auf Kagami?«, versuchte sie zu retten, doch es war längst zu spät.
»Suki, Suki, Suki«, sagte Momoi und schwang tadelnd den Zeigefinger. »Du glaubst doch nicht, dass ich das nicht mitbekommen hätte, wie du strahlst, wenn er in der Nähe ist? Das Spiel gegen Kaijo ... die heimlichen SMS die du schreibst.«
»Woher weißt du d- ...«, doch Momoi schnitt der Blauhaarigen das Wort ab, deren Kopf nun die Farbe einer überreifen Tomate angenommen hatte.
»Du säuselst manchmal, wenn du schreibst leise vor dich hin und ließt deine SMS quasi laut vor.«
»Tu ich überhaupt nicht«, beharrte Kaiou nervös.
»Nein ..., tust du auch nicht.«
»Aber ...«
»Es ist einfach zu auffällig, also leugne es nicht«, grinste Momoi sie breit an.
»Das ist ja ..., Momo-chan, das ist unfair, du hast mich gelinkt.«
»Tja, ... du hast dich selbst verraten, ich hab doch gar nichts gemacht«, sagte die Rosahaarige schulterzuckend und tat, als wäre sie du Unschuld vom Lande. Da ging der Journalistin ein Licht auf und die Erkenntnis traf sie wie ein Faustschlag.
»Wie war das gerade?«, fragte sie nun wie ausgewechselt und toternst.
»Was denn? Sei nicht sauer, ich hab dir nur die Anstöße gegeben, du hast dich selbst verraten.«
Da blieb Kaiou wie angewurzelt stehen, griff die Rosahaarige an den Oberarmen und strahlte sie siegessicher an.
»Satsuki-chan du bist ein verdammtes Genie!! EIN EISKALTES HINTERHÄLTIGES GENIE!!«
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Camera Obscura
FanfictionAlles läuft so schön mit Anlauf gegen den Baum, erst macht Haruka einen Abflug von der Treppe und landet prompt in den Armen eines fremden Jungen, dann verschlägt es sie auf eine Schule und in eine Klasse in der man sie ansieht als wünsche man ihr d...