Kapitel 12 (Schuldgefühle)

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Jungkook POV

Ich wurde wach, weil das Licht im Flur mich blendete. Ich sah auf den Wecker, welcher auf dem Nachttisch von Taehyung stand. Es war 6:40 Uhr. Ich seufzte, setzte mich aufrecht und rieb mir über meine müden Augen. Mich nochmal hin zu legen würde mir auch nichts bringen, da ich in zwanzig Minuten sowieso meine Medikamente nehmen müsste. Vielleicht könnte ich sie auch alleine nehmen, dann bräuchte Taehyung nicht extra aufstehen, dachte ich mir. Ich stand also auf und machte mich auf den Weg in die Küche. Ich stoppte jedoch, als ich bemerkte, dass Taehyung bereits wach war und in der Küche auf und ab lief.

Ich wollte gerade rein gehen, als ich hörte wie er zu reden begann.

„Hallo Mama!"

Er hatte also seine Mutter angerufen. Bisher hatte er mir ja noch nichts über seine Familie erzählt. Ich hatte ihn bisher aber auch noch nicht nach seiner Familie gefragt.

„Du, ich muss dir was sagen ...," hörte ich Taehyung sagen. Ich musste automatisch schlucken. Die Tonlage, in der er das sagte hörte sich nicht so an, als ob er gute Nachrichten für seine Mutter hätte. Ich konnte nicht anders, als vor der Tür stehen zu bleiben. Am liebsten würde ich mich selbst dafür Ohrfeigen, dass ich ihn schon wieder belauschte. Er hatte nicht weiter geredet, was wohl bedeutete, dass seine Mutter gerade am Reden war. Schließlich redete er weiter.

„Mama ... Ich kann Weihnachten nicht nach Hause kommen. Es tut mir Leid."

In meinem Hals bildete sich ein Kloß und ich stürmte ins Schlafzimmer zurück, um mich unter der Decke zu verkriechen. Ich schniefte. Taehyung wollte Weihnachten also eigentlich mit seiner Familie verbringen. Zu Hause. Da, wo er auch hin gehört. Doch jetzt ruinierte ich ihm alles. Wegen mir würde er jetzt nicht dazu in der Lage sein Weihnachten so zu verbringen, wie es sich gehörte. Ich schniefte erneut und versuchte die aufsteigenden Tränen zurück zu halten. Taehyung war wirklich ein guter Mensch! Und dann musste er ausgerechnet jemandem wie mir begegnen. Jemandem, der ihm alles kaputt macht. Ich drückte mein Gesicht noch mehr in sein Kissen und atmete seinen Geruch ein.

Ich hatte es eigentlich überhaupt gar nicht verdient, dass er sich um mich kümmerte. Ich hatte nicht das Recht in seinem Bett zu schlafen, sodass er auf der Coach schlafen musste. Ich hatte nicht das Recht mich bei ihm so wohl zu fühlen. Ich hatte nicht das Recht dafür zu sorgen, dass er Weihnachten mit mir verbringen würde. Ich verstand nicht wieso er mich nicht einfach heute oder morgen raus schmiss und dann zu seinen Eltern fuhr. Morgen wäre ich immerhin schon fast drei Tage lang bei ihm und er hätte sich fast drei Tage lang um mich gekümmert. Er wüsste, dass es mir schon besser gehen würde. Also wieso machte er das?

Ich merkte wie mich jemand leicht an der Schulter rüttelte. Ich drehte mich um und sah Taehyung mit einem Glas Wasser und den Medikamenten vor mir stehen. Doch sein Blick wechselte auf einmal von in Gedanken zu besorgt. Er stellte das Glas und die Medikamente schnell auf seinen Nachttisch und sah mich an.

„Geht es dir gut Jungkook? Ist alles okay? Du bist so rot! Ist das Fieber gestiegen?," rasselte er herunter, ohne mir auch eine Chance zu geben ihm zu Antworten. Ich wollte gerade wieder zu einer Antwort ausholen, als ich auf einmal seine Hand auf meiner Stirn liegen hatte. Ich konnte irgendwie nicht anders, als seine Berührung zu genießen und schloss für einen Augenblick meine Augen. Ich hörte wie Taehyung hörbar ausatmete und öffnete sie wieder. Taehyung sah mir genau in die Augen und lächelte mich erleichtert an.

„Das Fieber ist nicht gestiegen. Es scheint sogar gesunken zu sein. Nehm' du schon einmal die Medikamente. Ich gehe kurz ins Badezimmer und hole das Fieberthermometer, damit wir das nachprüfen können."

Und wieder war er verschwunden, bevor ich irgendetwas sagen konnte. Ich nahm meine Medikamente und sah dann zur Zimmertür. Meine Gedanken schweiften wieder in die Richtung, in der sie gewesen waren bevor Taehyung ins Zimmer gekommen ist. Ich wischte mir über die Augenwinkel, um das Wasser zu entfernen, welches wieder begann dort an zu sammeln. Ich atmete einmal tief ein und wieder aus, um mich selbst zu beruhigen. Doch der Schmerz, den ich in meiner Brust verspürte, wollte einfach nicht weg gehen.

Mit einem Mal ging mir ein Licht auf und ich wusste genau, was ich zu tun hatte.



My hero (BTS, Vkook FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt