Taehyung POV
Jungkook hatte sein Versprechen am nächsten Tag tatsächlich in die Tat umgesetzt und mir Kekse gebacken. Ich hatte ihn lachend dabei beobachtet, während er sich die ganze Zeit über bei mir beschwert hatte, was ich noch in der Küche zu suchen hätte. Trotzdem hatte er es nicht geschafft mich aus der Küche heraus zu befördern. Als die Kekse dann endlich im Backofen waren, half ich ihm dabei das Chaos zu beseitigen, welches er verursacht hatte. Zuerst sorgten wir allerdings für noch mehr Chaos, da wir uns eine wilde Mehlschlacht lieferten, wodurch ich im nach hinein noch die ein oder andere Wand schrubben musste. Doch das war mir egal. Ich hatte einen wunderschönen Tag mit Jungkook verbracht und am Abend hatten wir uns noch zusammen einen Film angesehen, während wir seine Kekse knabberten.
Umso schlimmer war nun für mich der nächste Nachmittag. Wir saßen zusammen in der Bahn und keiner von uns sagte ein Wort. Jungkook war noch ein wenig schwächlich auf den Beinen unterwegs, da er die meiste Zeit in den letzten Tagen im Bett oder auf dem Sofa verbracht hatte. Doch nun war er wieder gesund. Was für uns beide vorerst Abschied nehmen hieß. Ich wünschte mir im Moment nichts sehnlicher, als Jungkook einfach bei mir behalten zu können. Doch leider war dies nicht möglich. Alleine bei diesem Gedanken zog sich meine Brust schmerzlich zusammen. Ich hatte Angst um Jungkook und vor der Ungewissheit, was nun mit ihm passieren würde, nachdem er wieder im Waisenheim war. Würde man ihn zu dieser schrecklichen Familie zurück bringen? Würden sie von ihm wissen wollen, warum er einfach verschwunden war? Würde er den Mut aufbringen können den Beamten zu erzählen was Sache war? Ich hoffte es inständig für ihn. Und für mich. Ich würde den Gedanken daran, dass er wieder bei dieser Familie war und ihm jeder Zeit etwas zustoßen könnte, nicht ertragen.
Ein Stimme aus dem Lautsprecher der Bahn ertönte und kündigte uns an, dass Jungkook und ich an der nächsten Station aussteigen müssten. Am liebsten wäre ich einfach sitzen geblieben. Oder einfach die Bahn wieder zu mir nach Hause zurück nehmen. Mit Jungkook zusammen.
Doch trotzdem stiegen wir beide aus, als die Bahn zum Stehen kam. Ich versuchte mir meinen Unmut so wenig wie möglich anmerken zu lassen, da ich Jungkook nicht auch noch runter ziehen wollen. Natürlich sah er nicht besonders glücklich aus, seitdem wir die Wohnung verlassen hatte, aber ich wollte es ihm so leicht wie möglich machen und nicht noch schwieriger.
Weiterhin stumm legten wir die letzten Meter zurück und blieben schließlich vor dem Waisenheim stehen. Ich war mir nicht sicher wie ich mich jetzt verhalten sollte. Jungkook schien es genauso zu gehen. Unsicher blickte er zu dem Gebäude, zu mir und zu Boden, dann wieder zu mir.
Seine Verunsicherung ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch nur noch mehr umher fliegen, weil er einfach so unglaublich süß aussah, und gleichzeitig den Kloß in meinem Hals wachsen, welcher es mir unheimlich erschwerte etwas heraus zu bringen.
Irgendwann hielt ich die inzwischen unangenehme Stille zwischen uns nicht mehr aus und zog ihn einfach in meine Arme. Jungkook stand eine kurze Zeit lang wie zu seiner Salzsäule erstarrt da, bis er schließlich seine Arme um meine Taille schlang. Unsere Köpfe langen auf den Schultern des jeweils anderen. Ich drücke meine Nase noch einmal in seine wundervoll riechenden Haare. So standen wir eine ganze Zeit lang einfach da. Ich genoss es unheimlich ihn so Nahe bei mir zu haben. Als wir uns schließlich voneinander lösten sahen wir einander in die Augen. Am liebsten würde ich ihm jetzt sagen, dass ich ihn liebte oder ihn einfach auf seine weich aussehenden Lippen küssen. Doch ich ließ es. Das würde den Abschied für mich nur noch schwerer machen. Für Jungkook kann ich nicht sprechen. Er wäre vermutlich entsetzt oder völlig aus der Bahn geworfen. Vielleicht würde er mir auch sagen, dass er mich nie wieder sehen wollte. Das war etwas, was ich auf keinen Fall riskieren wollte.
Also streichelte ich ihm einmal sanft über die Wange. „Melde dich," war das einzige was ich heraus brachte. Jungkook nickte. Auch ihm schien es nicht so ganz leicht zu fallen. Denn gute Freunde waren wir in den letzten Tagen auf jeden Fall geworden. Das ich mehr als das für ihn empfand war mein Problem.
„Du wirst mir fehlen," flüsterte Jungkook nun leise und senkte den Blick zu Boden. Meine Augen weiteten sich bei diesem Satz, zauberten aber auch ein glückliches Lächeln auf mein Gesicht.
„Du mir auch. Pass auf dich auf."
Jungkook sah mir nochmal tief in die Augen und nickte, bevor er sich schließlich Richtung Gebäude bewegte.
Jungkook POV
Ich war an der Tür angekommen und hatte sie bereits geöffnet als ich noch einen letzten Blick nach hinten warf. Taehyung stand immer noch da und lächelte mich aufmunternd an. Ich setzte ebenfalls ein Lächeln auf. Wahrscheinlich sah es aber mehr wie eine Grimasse als ein Lächeln aus. Ich winkte ihm noch einmal zu bevor ich in dem Gebäude verschwand.
Sofort lehnte ich mich an die Wand neben der Tür und versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken, indem ich mir eine Hand auf den Mund presste. Trotzdem konnte ich es nicht verhindern, dass mir eine Träne über eine Wange ran. Am liebsten wäre ich einfach bei ihm geblieben. Bei ihm fühlte ich mich sicher und geborgen. Ich brauchte mir keine Sorgen um irgendetwas machen, weil ich wusste, dass er da war. In seiner Nähe hatte ich das Gefühl, dass mir nur gutes widerfahren würde. Eigentlich war alleine die Tatsache, dass er da war schon etwas Gutes. Aber wir beide wussten, dass ich gehen musste. Leider Gottes war ich nun mal noch nicht volljährig und wenn ich bei Taehyung bleiben würde, würde ihm das nur Probleme bereiten. Das war etwas, das ich auf keinen wollte.
Trotzdem sehnte ich mich jetzt schon wieder danach wieder zu Taehyung zurück zu kehren und eine seiner warmen Umarmungen zu spüren, welche mir so viel halt zu geben schienen. Für mich war jetzt schon wie ein Lichtstreifen am Horizont. Oder mein persönlicher Fels in der Brandung. Ich war nur froh, dass er mir das Handy geschenkt hatte. So konnte ich mit ihm in Kontakt bleiben, auch, wenn wir uns nicht sehen konnten. Und wie er es mir gesagt hatte und ich es ihm versprochen hatte, würde ich mich auf jeden Fall bei ihm melden.
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My hero (BTS, Vkook FF)
FanficTaehyung war ein normaler Student und schwul. Doch glücklicherweise haben sowohl seine Familie, als auch seine Freunde diese Tatsache ohne Probleme akzeptiert. So verläuft sein Leben in geregelten Bahnen. Doch als er einen völlig durchnässten Jungen...