Jungkook POV
„Dann solltest du ihn nächstes Wochenende mal besuchen."
Ich sah Yoongi mit großen Augen an. War er lebensmüde geworden? Er wusste genau, dass wir das Haus nicht einfach verlassen durften. Und wenn ich es einfach tun würde, wusste ich genau, was mich erwarten würde und auch Yoongi müsste das doch inzwischen mehr als nur klar sein.
„Ich bin doch nicht Irre!," rief ich aus.
Yoongi hingegen grinste Hoseok und mich an, während wir uns verwirrt ansahen.
„Als mein Vater vorhin mit mir reden wollte, hat er mir erzählt, dass er am dem Wochenende eine Geschäftsreise machen müsste und mindestens vier bis vielleicht sogar fünf Tage nicht da sein wird."
Ich sah ihn mit großen Augen an. „Echt jetzt?"
Er nickte und ich konnte mir ein freudiges Grinsen nicht verkneifen. Hoseok pikste mir grinsend in die Wange. „Du magst ihn~"
„Hör auf ihn zu ärgern."
Nach weiteren viel zu langen vier Tagen war es endlich Samstag. Yoongis Vater hatte sich irgendwann mitten in der Nacht auf den Weg gemacht, weshalb ich schon um 8 Uhr aus dem Bett und unter die Dusche sprang. Ich machte mich so schnell wie möglich fertig und steckte mir meine Brieftasche ein. Yoongi hatte mir gestern noch etwas Geld zugesteckt, damit ich mir ein Bahnticket kaufen konnte. Ich musste, um zu Taehyung zu kommen, zwei mal umsteigen, da das Haus meiner Pflegefamilie etwas außerhalb lag, im Gegensatz zu Taehyungs Wohnung.
Mir fiel es unglaublich schwer die Zeit, die ich zu Taehyung brauchte, still zu sitzen. Vor Aufregung war ich die ganze Zeit am zappeln. Aber es waren immerhin auch schon über zwei Wochen her, dass wir uns gesehen hatten und ich freute mich riesig ihn endlich wieder zu sehen. Die Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten wie wild umher. Ich dachte, dass Yoongi und Hoseok wirklich recht hatten. Ich schätze ich hatte mich in Taehyung verliebt. Ich hatte jetzt nicht unbedingt vor ihm das heute unter die Nase zu reiben. Ich wusste sowieso nicht, ob ich jemals genug Mut aufbringen könnte, um ihm das zu gestehen.
Ich hoffte nur, dass er nicht sauer auf mich war. Er hatte mir extra das Handy geschenkt und ich hatte ihm versprochen mich bei ihm zu melden ... was ich letztlich doch nicht tun konnte. Ich konnte verstehen, wenn er wütend auf mich sein sollte. Er wusste ja nicht, dass mir mein Pflegevater das Handy weg genommen hatte. Genauso wenig wusste er, dass ich bisher auch keine Möglichkeit hatte ihn zu besuchen, um ihm das mit dem Handy zu erklären. Ich hoffte nur, dass er mich wenigstens alles erklären ließ. Aber so wie ich Taehyung kennen gelernt hatte, ließ er mich bestimmt, dachte ich mir zuversichtlich.
Als die Bahn endlich an der richtigen Haltestelle halt machte, sprang ich vor Freude, Erleichterung und Aufregung auf und erntete dafür einige komische Blicke der anderen Leute in der Bahn. Mich interessierte das allerdings herzlich wenig und ich eilte los, mit der Gewissheit, dass ich nicht lange bis zu Taehyung brauchen würde.
Ich lief die Treppe zu Teahyungs Wohnung nach oben. Mir fiel es irgendwie schwer die letzten Stufen zu erklimmen. Was, wenn er mich doch nicht sehen wollte? Ich schüttelte die letzten Zweifel, die an mir nagten einfach ab und erklomm die letzten Stufen, bog um die Ecke und erstarrt augenblicklich bei dem Bild, welches sich mir bot. Taehyung stand nur in dunkelgrauer Boxershort und einem schwarzen T-shirt an den Türrahmen gelehnt und sah noch ziemlich verschlafen aus. Seine Haare sahen so aus, als ob er sie nur notdürftig mit seinen Fingern durch gekämmt hätte. Das war es aber nicht, was mich innehalten lies. Es war die Frau, die ihm gegenüber stand. Ich schätzte mal, dass sie ungefähr in Taehyungs Alter sein musste. Sie war hübsch, ohne Zweifel. Allerdings wirkte ihr Make-up so, als wäre es noch dasselbe vom Vortag, genauso wie ihre Kleidung. Ihre langen, welligen, schwarzen Haare hatte sie zu einem Zopf nach oben gebunden, was ihr Gesicht noch schmaler wirken ließ. Das Gesamtbild wirkte so, als ob sie nach einer wilden Nacht bei ihm übernachtet hätte. Vielleicht auch nicht nur das. Irgendwas in mir zog sich bei diesem Gedanken zusammen und mir wurde schlecht. An so was wollte ich nicht mal ansatzweise nachdenken! Wobei das natürlich im Bereich des Möglichen lag und eigentlich nur selbstverständlich wäre. Taehyung ist ein junger und gut aussehender Student. Single war er auch. Also gab es keinen Grund, wieso er die Chance nicht nutzen sollte und die Nacht mit einer Schönheit verbringt.
Plötzlich wand sich Taehyung in meine Richtung und ich erwachte aus meiner Erstarrung. Ich machte auf dem Absatz kehrt und lief die Treppe wieder nach unten, zur Straße. Ich hörte noch, wie Taehyung meinen Namen rief, aber ich wollte, nein, konnte jetzt nicht mit ihm reden. Geschweige denn ihm in die Augen sehen. Ich weiß nicht wieso. Aber ich wusste definitiv, dass ich das jetzt einfach nicht konnte. Wie blind lief ich auf die Straße zu, völlig in meinen Gedanken versunken.
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My hero (BTS, Vkook FF)
FanfictionTaehyung war ein normaler Student und schwul. Doch glücklicherweise haben sowohl seine Familie, als auch seine Freunde diese Tatsache ohne Probleme akzeptiert. So verläuft sein Leben in geregelten Bahnen. Doch als er einen völlig durchnässten Jungen...