Prolog (Verzweiflung)

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Ich sah mich um und konnte es immer noch nicht so richtig fassen. Ich hatte mich tatsächlich verirrt. Nun stand ich hier an der Ecke einer Nebenstraße und wusste nicht wohin. Ein Handy hatte ich nicht. Eigentlich hatte ich gar nichts dabei, bis auf die Kleidung, die ich am Leibe trug. Und die Leute, die an mir vorbei liefen bemerkten meine Hilflosigkeit nicht einmal. Sie waren zu beschäftigt mit ihren eigenen Problem, als das sie sich auch noch um die Probleme eines kleinen Jungens kümmern konnten. Ich versuchte es mir nicht allzu sehr ansehen zu lassen, doch ich war gerade innerlich am verzweifeln. Ich wusste nicht weiter. Und fragen konnte ich auch niemanden. Ich trottete nun einfach weiter die Straße entlang, um wenigstens in Bewegung zu bleiben. Es waren vier Tage vor Weihnachten. Somit war es bereits ziemlich kalt draußen. Aber im Moment war ich ganz glücklich darüber, dass es noch nicht kalt genug für Schnee war. Meine Jacke war aber auch so nicht besonders dick, wodurch ich schon nach zwei Stunden, in denen ich unterwegs war, fror. Aber umkehren wollte ich auch nicht. Unter keinen Umständen. Trotzdem wurde meine Verzweiflung von Sekunde zu Sekunde größer. Immerhin war ich schon geschlagene vier Stunden unterwegs. Mir war kalt. Ich war kaputt vom ganzen umher gerenne. Ich war verzweifelt, weil ich mich in einer Gegend befand, in welcher ich noch nie zuvor gewesen war. Und ich war deprimiert, weil die Leute einfach an mir vorbei liefen, ohne sich die Mühe zu machen, einen auch mal genauer anzuschauen.

Ich spürte einen Wassertropfen auf meiner Nase. Ich blieb für einen Moment stehen und blickte in den Himmel hoch. Das hatte mir gerade noch gefehlt! Regen. Und ich hatte natürlich keinen Regenschirm dabei. Ich setzte mich wieder in Bewegung, doch schon nach kurzer Zeit fing es richtig an zu gießen. Meine Kleidung war innerhalb weniger Minuten völlig durchnässt.

Das gab mir nun den Rest. Ich konnte nicht mehr. Ich wollte nicht mehr. Und ich hatte nicht vor jetzt weiter zu gehen. Ich ging ein wenig weiter, bis vom Fußweg eine schmale Seitengasse abzweigte. Ich ging drei Schritte in diese hinein. Lehnte mich an die Wand und ließ mich an dieser auf den nassen Boden sinken. Das der Boden nass war, war im Grunde auch völlig egal, da ich sowieso schon durch war. Gegenüber von mir standen ein paar eiserne Mülltonnen und ein Karton, welcher auch schon völlig durchgeweicht war. So saß ich dann eine ganze Weile da. Ich fing an zu zittern. Mit der Zeit wurde das Zittern immer heftiger, was mir tierisch auf die Nerven ging. Aber als ich mich an die Kälte gewöhnt hatte, hörte es wieder auf. Auch der Regen wurde mit der Zeit schwächer. Blieb aber stark genug, sodass die Leute, die ab und zu mal an meiner Seitengasse vorbei liefen, Regenschirme über ihre Köpfe hielten, um nicht nass zu werden.

Mich bemerkte allerdings niemand. Ich schien mich hervorragend in meine Umgebung einzufügen.

Ich zog meine Beine an und legte den Kopf auf ihnen ab. Ich wusste nicht was ich nun machen sollte. Ich wünschte mir einfach nur, dass dieser Moment möglichst schnell vorüber zog. Ich war alleine. Bei diesem Gedanken zog sich irgendwas in meinem Herzen zusammen und die ersten Tränen fingen an über meine Wangen zu laufen. Ich hob den Kopf und blickte den Himmel hoch, um meine Tränen mit dem Regen weg waschen zu lassen.

Wieso sah mich niemand? Wieso half mir niemand? Wieso fragte sich niemand, ob alles in Ordnung ist, wenn hier ein Junge ganze alleine im Regen herum saß?




My hero (BTS, Vkook FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt