Kapitel 16 (Frohe Weihnachten)

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Taehyung POV

Nach dem Essen waren meine Eltern und Geschwister in ihr Hotel gegangen. Jungkook und ich schmückten danach gemeinsam den kleinen Baum, den ich gekauft hatte und er freute sich wie ein kleines Kind. Danach sahen wir uns noch einen Film, während dem Jungkook allerdings einschlief. Heute war der letzte Tag gewesen, an dem er seine Medikamente nehmen musste. Ich war einerseits froh, dass Jungkook in zwei Tagen wieder so gut wie fit sein würde, da ich ihm nur das beste wünschte. Andererseits brach mir diese Tatsache auch ein wenig das Herz. Wenn er wieder gesund war, hieß das, dass er wieder gehen musste. Aber einfach bei mir bleiben konnte er auch nicht, da er nun mal noch nicht volljährig war.

Am nächsten Morgen wurde ich durch ein Kitzeln an meiner Nase geweckt. Als ich die Augen öffnete stellte ich fest, dass es sich dabei um Jungkooks Haare handelten. Ich lächelte glücklich, als ich merkte, dass er sich an mich gekuschelt hatte während er schlief. Ich streichelte ihm eine Weile sanft über die Haare bis ich mich schließlich sanft aus seiner Umklammerung befreite, um Frühstück zu machen. Ich war mir ziemlich sicher, dass Jungkook vom Geruch, der beim Kochen entstand wach wurde, denn als er in die Küche kam, sah er sich erwartungsvoll um. Ich war froh zu sehen, dass er definitiv gesünder aussah als in den letzten Tagen und auch wieder mehr Kraft zu haben schien.

Am späten Vormittag kam dann auch meine Familie. Wir aßen gemeinsam eine Kleinigkeit zu Mittag. Danach ging ich mit meiner Mutter in die Küche, um das Abendessen vor zu bereiten. Als ich zwischen durch mal ins Wohnzimmer lugte, um zu schauen wie es Jungkook erging, sah ich zu meiner Erleichterung, dass er gerade ein angeregtes Gespräch mit meinem Vater führte. Die Beiden schienen sich schon einmal gut zu verstehen, dachte ich mir glücklich. Meine kleine Schwester hatte ihren Kopf auf Jungkooks Schoß gebettet und schien zu schlafen, während mein kleiner Bruder gerade einen Film schaute. Ich konnte mir ein glückliches Lächeln nicht verkneifen, als ich feststellte, dass diese Szene so natürlich aussah, als wäre unser Weihnachten jedes Jahr so.

Mein Lächeln behielt ich auch auf den Lippen als ich wieder in die Küche kam.

„Und? Alles in Ordnung?," fragte meine Mutter mich. Ich nickte ihr als Antwort zufrieden zu.

Es war eine Weile still in der Küche, während wir mit dem Kochen beschäftigt waren.

„Dein Freund ist wirklich ein netter Kerl. Und hübsch ist er auch noch," sagte meine Mutter und grinste mich an. Ich hielt in meiner Bewegung inne, als mir bewusst wurde wie sie das meinte.

„Nein Mama! Ich glaube du hast das was falsch verstanden als ich Freund gesagt habe! Ich bin nicht mit Jungkook zusammen oder so. Wir sind nur Freunde!" Ich fuchtelte während ich redete mit meinen Händen umher. Doch meine Mutter warf mir ihren Ach-ne- ist-klar-Blick zu. Ich seufzte. Und ja, meine Eltern wussten schon seit Jahren, dass ich schwul war. Ich war total nervös gewesen als ich es ihnen gesagt hatte. Doch zu meiner Überraschung hatten sie sogar darum gewettet wann ich mir diese Tatsache selber eingestehen würde und es schließlich ihnen bei brachte. So gesehen wussten sie sogar schon das ich schwul war bevor es mir selbst so richtig klar war. Ein Problem hatten sie damit auch nicht. Sie meinten bloß, solange ich glücklich wäre, wären sie es auch. „Da ist wirklich nichts zwischen uns beiden Mama," sagte ich nun weniger aufgebracht.

„Also geht das nur einseitig von dir aus?," fragte sie mich trocken und warf mir einen mitleidigen Blick zu.

Nun sah ich sie mit großen Telleraugen an. Mir blieb einfach die Spucke weg, weshalb ich ihr nicht Antworten konnte.

Meine Mutter kam auf mich zu und wuschelte mir durch die Haare und lächelte mich an. „Die Art und Weise wie du ihn ansiehst mein Schatz sagt alles. Ihm fällt es vielleicht nicht auf, aber ich bin deine Mutter. Du solltest es ihm sagen, wenn du soweit bist, ja?"

Ich lächelte sie an, konnte aber immer noch nichts sagen. In meinem Hals bildete sich ein Kloß. Stimmte es wirklich? Hatte ich mich nach so kurzer Zeit so richtig in Jungkook verliebt?

Gegen 21 Uhr ging meine Familie wieder. Wir hatten ein leckeres Essen gehabt und danach auf das Betteln meiner jüngeren Geschwister hin schon einmal die Geschenke, die ich für meine Familie gekauft hatte, geöffnet. Meine Eltern hatten mir meine Geschenke auch mitgebracht, weshalb ich gleich um einige mehr öffnen konnte. Jungkook hatte das ganze Szenario mit leuchtenden Augen verfolgt und sich riesig gefreut, als meine Mutter ihm eine kleine Tüte mit Süßigkeiten vor die Nase gehalten hatte und ihm sagte, dass diese für ihn wären.

Inzwischen hatten Jungkook und ich den Tisch abgeräumt und das Chaos ein wenig geordnet. Er saß inzwischen auf dem Sofa und schaute ein wenig schläfrig einen Film an. Ich kam ins Wohnzimmer und setzte mich zu ihm. Er sah mich fröhlich an und sagte: „Das war ein wirklich schöner Weihnachtsabend Taehyung!"

Ich lächelte ihn an. „Ja, das fand ich auch."

Wir schwiegen uns eine Weile an, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken.

„Jungkook?"

„Ja?"

Er sah mich fragend mit seinen wunderschönen Augen an.

„Ich habe noch etwas für dich." Damit nahm ich das Päckchen, welches ich die ganze Zeit neben mir liegen gehabt hatte hervor und hielt es ihm vor die Nase.

„Für mich?!" Er kreischte es fast vor lauter Aufregung, was mich kichern ließ. Ehrfürchtig nahm er das Päckchen aus meinen Händen und betrachtete es eine Weile.

„Na mach es schon auf," forderte ich.

Traurig blickte er mich an. Hatte ich irgendetwas falsch gemacht?, fragte ich mich sofort.

„Ich habe aber gar nichts für sich."

Als er das sagte viel mir ein Stein vom Herzen und ich musste laut los lachen. Jungkook warf mir einen verwirrten Blick zu. „Das ist doch nicht schlimm."

Jungkook machte einen Schmollmund. „Aber ich finde es blöd!"

„Wie wäre es, wenn du die Kekse morgen dann ganz alleine backst und mir dann schenkst?"

Jungkook nickte eifrig und schien mit dieser Lösung zufrieden zu sein. Nun fing er auch an das Geschenk aus zu packen. Als er nun sein ausgepacktes Geschenk in den Händen hielt starrte er es mit großen Augen und offenem Mund an. Ich war mir nicht sicher ob er es mochte oder nicht.

„Das ist ... ich meine ... Wieso hast du ...?"

„Tut mir Leid. Für mehr hatte ich leider kein Geld, deshalb ist es nur ein ziemlich altes Modell. Aber ich dachte, dass du eins gebrauchen könntest. So kannst du wenigstens SMS verschicken und telefonieren."

Er schüttelte den Kopf. „Nein ... Ich meine danke Taehyung." Bei diesen Worten strahlte er mich an. „Es ist schon Jahre her, dass ich mal ein Handy hatte. Wirklich Taehyung, danke!"

Er lächelte mich schief an, was ich erwiderte.

„Ähmm ... Kann ich denn auch ... also würdest du mir auch deine Nummer geben?"

Ich fühlte, wie mein Herz schneller schlug und musste ihn angrinsen. „Ich habe meine Nummer ehrlich gesagt schon eingespeichert. Du kannst mich jederzeit anrufen, wenn etwas ein sollte."

Jungkook POV

Ich schlich leise zum Bett. Ich wollte noch einen Film zu ende schauen und weil Taehyung so müde war, meinte er, dass er schon einmal ins Bett gehen würde. Ich legte mich vorsichtig dazu und zog einen Teil der Decke über mich. Ich zog das Handy, welches Taehyung mir geschenkt hatte, aus meiner Hosentasche und betrachtete es eine Zeit lang. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, als ich daran dachte wie er mir gestand, dass er seine Handynummer bereits eingespeichert hatte. Ich war unglaublich glücklich, dass Taehyung wollte, dass ich ihn anrief, wenn etwas sein sollte. Er war wirklich ein so unglaublich guter Mensch. Ich war inzwischen wirklich froh, dass ich mich an diesem Tag dazu entschieden hatte weg zu laufen. Wenn ich es nicht getan hätte, dann wäre ich Taehyung nie begegnet. Wenn ich Taehyung nie begegnet wäre, würde ich jetzt nicht neben ihm liegen, ein Handy von ihm geschenkt bekommen haben und auch nicht die unzähligen Schmetterlinge in meinem Bauch herum flattern fühlen.


My hero (BTS, Vkook FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt