Dila's Sicht :
Freitag.
Plötzlich war ich mir so unsicher. Werde ich das morgen schaffen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich auf der Hochzeit nicht zusammen brechen werde, aber ich muss trotzdem stark bleiben. Die Woche ging echt schnell vorbei, fiel mir auf.
Ich wusste schon, was ich morgen anziehen werde. Wahrscheinlich mein hellblaues, langes Kleid, welches meinen Oberkörper betont bis zu meiner Taille und langärmlich ist. Dazu habe ich auch ein perfektes hellblaues Kopftuch. Ich werde mich auch etwas mehr schminken, jedoch weiß ich nicht, was ich tun soll, wenn ich weine. Meine Schminke wäre verschmiert. Naja, ich muss dann halt auf die Damentoilette und mich von neu schminken. Seufzend aß ich meinen Schokoriegel weiter.Ich will nicht hingehen...
Es wird mich völlig zerstören, aber ich kann nichts dagegen tun. Dann kam mir eine Idee.
Ich ging schnell Abdest nehmen und dann in mein Zimmer und holte den Koran vom Regal runter. Den Koran hatte ich letzten Sommer zu Ende gelesen und seit dem nicht mehr angefasst. Immer wenn ich mich schwach fühlte oder traurig war und den Koran las, fühlte ich mich etwas besser. Ich setzte mich auf mein Bett und schlug eine Seite auf und fing an zu Lesen.
Tatsächlich fühlte ich mich besser und stärker und hatte das Gefühl, es morgen zu schaffen. Kein Weinen, kein Weglaufen. Ich werde das schaffen.Mein Handy vibrierte, da ich eine Nachricht bekam. Den Koran stellte ich wieder ganz oben auf den Regal zurück und nahm dann mein Handy zur Hand.
Ayda hatte mir nur »Hey ❤️« geschrieben. Ich schrieb zurück und wir schrieben auch etwas weiter bis mein Bruder mein Zimmer betrat. Mal wieder ohne zu klopfen. Tz tz, typisch Bulut mal wieder. Schnell schrieb ich Ayda, dass ich kurz off muss und sah meinen Bruder fragend an. Er setzte sich neben mich aufs Bett.
„Du musst morgen nicht mitkommen, wenn du nicht willst.", sagte er und sah mir in die Augen. „Hör auf dir Sorgen um mich zu machen. Ich werde hingehen.", gab ich zurück und sagte den letzten Satz etwas unsicher.Zuhause zu bleiben wäre wirklich besser eigentlich...
Bulut umarmte mich und sagte : „Du musst nicht auf stark tuen, Zicke. Dein Ex heiratet. Es ist normal, dass du dich dann schlecht fühlst und nicht hingehen willst zu seiner Hochzeit." Ich kuschelte mich an seine Brust. Er hatte Recht. Selbst der Gedanke, dass Ali und Carmen überhaupt gemeinsam tanzen, bringt mich innerlich um. Dass sie sich berühren und ein Kind haben werden. Damit komme ich einfach nicht klar! In mir stieg einfach die Wut auf und die Trauer, aber auch die Eifersucht. Warum konnte nicht ich die Frau werden, die mit Ali ein Leben führen soll? Warum leide ich nur so sehr daran? Mein Herz fühlte sich so schlimm an, als würde es gefoltert werden, wäre von mehreren Kugeln getroffen worden, wäre mehrmals geschlagen worden. Als würde mein Herz bestraft werden. Aber warum nur?
Ich liebe Ali doch nur...
Bulut wischte mir die Tränen weg. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich geweint hatte.
„Es wird schon alles gut.", murmelte Bulut und küsste meine Stirn. Zwar muntere mich dieser Satz gar nicht auf, aber was hätte er sonst sagen können? „Also gehst du nicht hin?", fragte er nochmal nach . Ich dachte nach. Etwas zu lange. „Dila?", riss mich mein Bruder aus meinen Gedanken. Sicher antwortete ich dann : „Doch, ich werde hingehen." „Sicher ?", fragte Bulut skeptisch nach. Ich nickte nur. Es war einfach so, als müsste ich zu dieser Hochzeit gehen. Diesmal fand kein Kampf zwischen Herz und Verstand in meinen Gedanken statt, wo einer von beiden »Nein« sagte und der andere »ja«. Als wären mein Herz und mein Verstand zum ersten mal der gleichen Meinung . Das muss doch was bedeuten.Oder...?
Ali's Sicht :
Ich war gerade mit den Jungs in der Schischabar und war ganz still im Gegensatz zu den anderen. Ein paar Schlampen hatten sich zu uns gesetzt und machten sich einfach förmlich an uns ran. Früher würde es mir nichts ausmachen, aber jetzt wünsche ich mir einfach nur, dass sie verschwinden. Immer mehr tat mein Herz weh. Je mehr ich daran dachte, dass Dila wegen mir wahrscheinlich zerstört sein wird, desto mehr brannte mein Herz . Als würde es in Lava baden.
„Alles ok, Bruder?", fragte mich Zafer. Ich sah zu ihm und nickte nur. Er wusste jedoch, dass ich mal wieder an Dila dachte. „Vergiss das Mädchen. Es gibt auch schönere als sie.", versuchte er mich auf zu muntern. Ich schüttelte verneinend meinen Kopf. „Sie ist für mich die schönste Frau der Welt. Ich könnte stundenlang sie ansehen und mich nicht langweilen. Und erst ihre Augen! So ein schönes grün.", schwärmte ich vor mich hin.
„Uhhh, Ali, wer ist die Glückliche?", fragte Çınar belustigt und lachte. Er saß rechts von Zafer und auf seinem Schoß ein blondes Mädchen, welche ein Mini-Kleid an hatte, welches so 'lang' war, dass es gerade noch ihren Hintern , aber wirklich nur knapp, verdeckte. Die anderen Jungs wissen natürlich nichts von mir und Dila. Nur, dass ich mit Carmen heiraten werde, habe ich ihnen erzählt. Von Dila weiß also nur Zafer. „Digga, sag nicht du hast dich in Carmen verliebt!", sagte Hasan lachend. Ich schüttelte meinen Kopf. Für mich ist Carmen nichts weiter als eine gute Freundin.
„Kennen wir sie?", fragte Hasan weiter. Naja, vielleicht kennen sie Dila ja nur vom sehen her. »Das neue Mädchen mit Kopftuch«. Ich zuckte also nur mit den Achseln.
Die Jungs fragten mich weiter über Dila aus, doch ich gab keine gescheiten Antworten.
„Ohhhh , sag nicht du hast Liebeskummer wegen diesem Mädchen!", lachte Mesut. Ich sah nur zur Seite. Das will ich jetzt nicht zu geben. Anscheinend hieß mein Schweigen für sie »Ja«. Alle machten dieses „Awww."-Geräusch, weshalb ich genervt die Augen verdrehte.
„Das beste dagegen ist Ablenkung.", sagte plötzlich die braun haarige Schlampe neben mir und kam mir etwas näher. „Genau.", meinte die Andere neben ihr und zwinkerte mir zu. Ich seufzte und sagte : „Nein, danke." Darauf stand ich auf und sagte, dass ich jetzt am besten gehe, was ich auch tat.Zafer kam hinterher und hielt mich auf, während ich gerade nach Hause lief. Da die Schischabar nicht so weit weg von meiner Wohnung lag, fuhr ich nicht mit dem Auto hier her.
„Komm schon, Ali, du kannst doch nicht dein Leben lang, weil du Liebeskummer hast, auf alles verzichten . Dila gehört anscheinend nicht in deine Zukunft. Außerdem würdest du sie nicht betrügen, wenn du etwas Spaß hast wie früher.", sagte er ernst. Ich schüttelte meinen Kopf.
„Ich habe ihr versprochen nicht mehr zu feiern oder zu trinken. Außerdem fühlt es sich trotzdem wie Betrug an. Ich will nur dieses Mädchen. Sie und keine andere!", antwortete ich ihm sicher. „Sie hat dich echt verändert.", meinte Zafer, „Ich kann meinen alten besten Freund gar nicht mehr erkennen." Nach einer kurzen Pause fuhr er fort : „Außerdem, wie willst du mit ihr mal eine Familie gründen, wenn du mit Carmen verheiratet bist?" Jaja, ich weiß. Unmöglich, nicht wahr? „Hm, warte.", sagte er auf einmal nachdenklich, „Du kannst Carmen ja von der Treppe schubsen und dann wäre das Kind nicht mehr im Weg, oder?" Ich sah ihn mit einem »Nicht-dein-Ernst-Blick« an. „Ihr Kind ist auch mein Kind.", gab ich nur zurück.
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fσятυиє ℓσνє
Romance-Unsere Liebe ist nicht bis zum Tod, sondern bis zur Unendlichkeit- Die 19-jährige Dila lebt mit ihrem großen Bruder Bulut und ihren Eltern in der Nähe von München. Eines Tages wird sie auf die gleiche Universität wie ihr Bruder genommen und lernt d...