KAPITEL 59

737 28 5
                                    

Ali's Sicht :

Diese Nacht blieben meine Eltern bei mir und schliefen im Gästezimmer, das bald schon das Zimmer meines Kindes sein wird. Ich konnte die ganze Nacht lang nicht schlafen, da meine Gedanken mich quälten. Ich weiß, dass ich Dila nicht glücklich machen kann, nicht glücklich machen werde. Das Beste wäre, ich mache mit ihr Schluss, aber wie soll ich das tun? Ich will nicht ohne sie leben. Sie ist meine Luft zum Atmen.
Ich legte mich auf den Rücken und starrte die Decke an. Dann nahm ich mein Handy und ging auf Whatsapp. Dort ging ich auf Dila's Profilbild. Sie lächelte so schön und ihre Augen glänzten. Ich legte mich auf die Seite und sah weiterhin ihr Bild an. „Ich liebe dich.", murmelte ich. Ich liebe dieses Mädchen so sehr.

Bahar's Sicht :

(Ali's Mutter)

Ich konnte nicht einschlafen und stand auf. Es war schon 4 Uhr morgens. Es macht mich einfach traurig, dass es meinem Sohn so schlecht geht.
Ich lief in die Küche und trank etwas. Ob Ali schon schläft? Ich ging leise in sein Zimmer und sah, wie er da lag und schlief. Er sieht einfach so süß aus, wenn er schläft. Langsam schlich ich mich näher an ihn ran und beobachtete ihn beim schlafen. Vorsichtig Strich ich ihm über die Wange. Er ist so schnell groß geworden. Es kommt mir noch wie gestern vor, als ich ihn zum ersten mal in den Arm nahm. Damals war er noch so klein.
Moment mal, was ist das?! Neben ihm lag sein Handy in seiner Hand. Ich schüttelte grinsend meinen Kopf.

Die Jugend von heute ...

Was hat er denn gemacht? Ganz vorsichtig nahm ich ihm das Handy aus der Hand, ohne ihn aufzuwecken. Dann machte ich es an und das grelle Licht blendete meine Augen. Kurz nachdem meine Augen sich an das Licht gewöhnten, sah ich, dass sein Handy mit einem Passwort gesperrt war. Stolz gab ich »Anne (Mama)« ein, doch das Passwort war falsch. Dann versuchte ich es mit meinem Vornamen »Bahar«. Auch falsch. Ich dachte nach und gab »Dila« ein. Auch falsch! Darauf versuchte ich einfach weitere Sachen. Bahar knackt alle Passwörter!

Verdammt wieder falsch! Jetzt muss ich schon 5 Minuten warten. Gelangweilt wartete ich. Ich hab eh nichts besseres zu tun. Dann gab ich einfach spontan »Aşkım« ein und es ging! Damit hatte ich echt nicht gerechnet. Sofort öffnete sich Whatsapp. Der Chat von ihm und »Aşkım ❤️«. Ich schmunzelte, als ich las, was er ihr zuletzt geschrieben hat.

Chat :

Ali : Ich liebe dich
Ali : ❤️
Ali : Ich liebe dich
Ali : ❤️

Realität :

Und das ging eine Stunde lang so weiter. Bestimmt ist das Dila. Mein Grinsen wurde breiter. Sein Vater war früher auch so romantisch im Gegensatz zu jetzt. Ich ging auf das Profilbild von diesem Mädchen. Sie war wirklich hübsch! Und trug dazu auch ein Kopftuch. Ali ist genau wie sein Vater : Sie haben einen guten Frauengeschmack! Dila ist wirklich viel hübscher als diese Karamell, oder wie die auch immer hieß. Ach, wäre doch sie meine Schwiegertochter und nicht diese Karamell!
Ich ging wieder zurück zum Chat und las die Nachrichten durch. Einfach nur süß! Nach einer Weile machte ich Ali's Handy wieder aus und legte es zurück. Es soll ja nicht auffallen, dass ich seinen Chat mit Dila gelesen habe!
Vielleicht sollte ich doch nochmal versuchen seinen Vater zu überreden.

Dila's Sicht :

„Fettsack! Steh auf! Huhu, Fettsack!", hörte ich meinen Bruder rufen. „Offff, Bulut verpiss dich!", sagte ich verschlafen und zog mir die Decke über den Kopf, doch dieser Idiot ließ mich nicht in Ruhe. „Das heißt Abi (großer Bruder)! Und wie redest du bitte mit mir , şişko (Fettsack)?!", nervte er weiter. „Offfff, sus (sei leise)!!", schrie ich. Ich hörte wie er mein Handy von der Kommode nahm und sah zu ihm. Er las wahrscheinlich eine Nachricht von mir. „Pfff, schon mal was von Privatsphäre gehört?", fragte ich zickig nach und verschränkte die Arme. Seine Mimik änderte sich zu einer etwas zornigen. Er überreichte mir ohne ein weiteres Wort zu sagen mein Handy und verließ mein Zimmer. Ich las mir die Nachricht durch und musste lächeln. Wie oft hat Ali bitte »Ich liebe dich ❤️« geschrieben?
Ich schrieb zurück : »bende seni ,salak (ich dich auch, Idiot)« Grinsend legte ich mein Handy weg und wartete auf eine Antwort.

Ali's Sicht :

Ich wachte auf durch das Gebrüll meines Vaters. Genervt seufzte ich. Was ist wieder passiert? Langsam stand ich auf und ging zum Gästezimmer, woher das Gebrüll kam. Heimlich belauschte ich den Streit.
„Er liebt sie nicht! Sein Herz gehört einer Anderen! Versteh es doch!", schrie meine Mutter meinen Vater an. Deswegen streiten sie sich? Wollte meine Mutter meinen Vater etwa umstimmen?
„Das interessiert mich nicht, Bahar! Was werden die Anderen von uns denken, wenn wir jetzt die Hochzeit abbrechen?", brüllte mein Vater. „Er liebt eine Andere! Stell dir vor du könntest mich nicht heiraten, weil du mit einer Anderen geschlafen hast!", gab meine Mutter zurück. „Ich hätte sowas nicht getan!", verteidigte sich mein Vater . „Ich sagte, wenn so etwas der Fall wäre!" „Sus, Bahar! (Sei leise, Bahar!)", sagte mein Vater. „Gut, wie du meinst, Umut! Dann kannst du aber schön alleine Wohnen! Ich bleibe hier bis zur Hochzeit und du kannst dann schön dir Gedanken machen, ob du wirklich unserem Sohn das antun willst! Du hättest doch auch keine Andere außer mich geheiratet! Was wäre denn, wenn dein Vater dich mit einer Anderen verheiratet wollte?", sagte meine Mutter. „Vergiss es. Sowas wäre nicht passiert!", sagte mein Vater. „Hm, wie du meinst .", sagte meine Mutter und ich hörte ihre Schritte näher kommen, weshalb ich schnell wieder in mein Zimmer ging.

Dort las ich die Nachricht von Dila, die ich neu bemerkt hatte, und musste grinsen, doch das Grinsen verschwand wieder. Ich verdiene ihre Liebe nicht. Sie verdient mich nicht. Dila verdient einen Besseren.

Am Esstisch sagte meine Mutter, dass sie bis zur Hochzeit hier bleiben möchte, was für mich kein Problem war. Mein Vater gab ihr Blicke, die so viel bedeuteten wie »Bitte-komm-mit-mir«. Meiner Mutter schien das zu gefallen, aber sie ignorierte ihn.
Später fuhr mein Vater nach Hause.
Meine Mutter und ich unterhielten uns etwas. Danach zwang sie mich zu lernen. Typisch Mütter eben.

Am nächsten Tag weckte mich meine Mutter. „Offf, Anne , noch fünf Minuten!", flehte ich, doch meine Mutter ignorierte das. „Hadi, kalk (komm, steh auf)! Du willst doch nicht zu spät kommen!", sagte sie. Genervt sah ich auf die Uhrzeit auf meinem Handy. „Es ist noch 6 Uhr!", beschwerte  ich mich. „Und du hast genügend Zeit um zu frühstücken ! Jetzt steh auf!", fügte meine Mutter fröhlich hinzu und klatschte in die Hände. Ich seufzte nur genervt und setzte mich auf, worauf meine Mutter das Zimmer verließ. Dann zog ich mir was an und ging ins Bad, um mein Gesicht zu waschen.

Nach dem Frühstück hatte ich noch genügend Zeit, weshalb ich meiner Mutter beim abwaschen half. Also , ich wurde dazu gezwungen. So wird es wahrscheinlich noch bis zu meiner Hochzeit gehen.

Im Klassenzimmer saß Dila schon an ihrem Platz.  Ich schlich mich von hinten an und gab ihr einen Kuss auf die Wange, worauf sie leicht auf zuckte. Dann holte ich meine Mathesachen raus. „Salak, was, wenn jemand das gesehen hat?", flüsterte sie. Ich grinste sie nur an, setzte mich auf meinen Stuhl und antwortete ihr : „Sollen sie doch. Soll doch die ganze Welt wissen, wie sehr ich dich liebe und , dass du nur mir gehörst! Am besten, ich mach eine Durchsage! Oder nein, ich sprühe alle Wände hier mit »Dila Öztürk + Ali Kılıç = ❤️« ein!" Darauf lächelte Dila leicht und sah weg. „Du bist verrückt.", murmelte sie. „Nein, nur verrückt nach dir.", antwortete ich lächelnd.

fσятυиє ℓσνєWo Geschichten leben. Entdecke jetzt