KAPITEL 46

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Dila's Sicht :

„Abi (großer Bruder), warum hasst du Ali eigentlich so sehr?", fragte ich ihn, „Ist es wegen Selin? Du warst doch mit ihr mal befreundet früher, oder?" Bulut sah mich nur stumm an. Er wirkte geschockt. Gekränkt sah er auf den Boden. Woran dachte er nach? „Es ist wegen Selin und der Rest gilt dich nichts an.", antwortete Bulut kühl und wollte gehen, doch ich hielt ihn zurück. „Es gilt mich wohl etwas an!", sagte ich, „Schließlich hätte er mich ja fast geküsst und vielleicht käme ich ja mit Ali auch zusammen." Oder besser gesagt, bin ich mit Ali zusammen. Bulut war still. Zu still. Ich hatte Angst vor seiner Reaktion auf diesen Satz. Er drehte sich zu mir um und sah mich eiskalt an, sodass mir das Blut in den Adern eingefror. Ich schluckte.
„Du hättest es zugelassen, dass er dich küsst, stimmt's ?", fragte er emotionslos, was mir Angst machte. Als würde ich nicht mit meinem Bruder reden, sondern mit einer fremden Person. Ich brach den Blickkontakt nicht ab, sondern sah nur stumm in seine Augen. Ja, ich hätte es zugelassen, weil ich Ali liebe. Da ich immer noch keine Antwort gab, verwandelte sich Bulut's eiskalter Blick zu einem wütenden. Seine Augen glänzten schon vor Wut. „Was ist zwischen dir und Ali passiert?", fragte ich so ruhig wie möglich. Meine Stimme war leise, da mich seine Blicke einschüchterten. Bulut sah mich jetzt eher besorgt an. „Bitte, Dila, bleib fern von ihm.", sagte er mit schwacher Stimme. „Warum?", fragte ich leise. „Bitte, Dila.", flehte er nur und ging. Ich stand da wie eingefroren.

Warum...?

Die Zeit verging schnell und gleich würde auch Ayda kommen. Ich machte mir meinen Dutt von Neu und band mir anschließend mein Kopftuch. Gleich danach klingelte es an der Tür, weshalb ich hinunter ging und sie aufmachte. „Hi.", begrüßte mich Ayda und ich sie. Wir umarmten uns und gingen dann hoch in mein Zimmer. Ich musste ihr unbedingt das mit Ali erzählen!

„Nein.", sagte Ayda mit einem breiten Grinsen auf ihren Lippen, nachdem ich ihr das mit Ali erzählt hatte. „Doch.", sagte ich. „Oh mein Gott!", quiekte sie und umarmte mich, „Das ist das süßeste, was ich je gehört habe!" Ich lachte. „Dila, ich bin mir zu 100% sicher, dass Ali es ernst mit dir meint! So war er wirklich noch nie zu einem Mädchen.", fügte Ayda noch hinzu. Ich lächelte nur. „Wirklich?", wollte ich wissen. Ayda nickte als Antwort.

Wir redeten noch weiter über unnötige Sachen und sahen uns noch gemeinsam einen Film an.

Gökce's Sicht :

Ich erzählte Ceylin am Wochenende, als sie bei mir war, alles und brach in Tränen aus. Ali hatte noch nie einem Mädchen so seine Liebe gestanden .
„Denkst du er meint es ernst mit Dila?", fragte ich meine Freundin mit schwacher Stimme. „Du weißt wie Ali ist.", antwortete Ceylin, „Er meint es schon nicht ernst mit ihr. Guck sie doch mal bitte an! Ali ist doch eher der Typ, der auf offen angezogene Mädchen steht und nicht auf solche Nonnen!" Ich wischte mir meine Tränen weg. „Stimmt, was soll er denn schon von Dila wollen?", meinte ich. Wir lästerten noch weiter über sie.

Ali's Sicht :

Gleich sollten meine Eltern kommen und gemeinsam würden wir dann zu Carmen gehen, um uns zu verloben. Ich atmete tief ein und wieder aus. War es richtig Dila das zu verschweigen? Vielleicht hatte Zafer ja Recht. Ich sollte es lassen. Aber ich kann einfach nicht!

Es klingelte an der Tür und ich machte sie auf. Meine Mutter stand da und ich bittete sie rein. „Wo ist mein Vater?", fragte ich. „Er wartet im Auto.", antwortete meine Mutter leise und setzte sich im Wohnzimmer auf die Couch. In 1 Stunde müssen wir bei Carmen sein und mein Vater will ernsthaft im Auto warten? Ja, er will mich bestimmt nicht mehr sehen, aber er übertreibt meiner Meinung nach. Ich setzte mich zu meiner Mutter.
Wie soll es überhaupt mit mir und Dila weiter gehen? Wie dumm war nur meine Idee, dass sie die Sache mit Carmen niemals herausfinden würde? Ich könnte mich dafür selbst schlagen.
„Oğlum (mein Sohn), was ist los?", fragte meine Mutter besorgt. Ich sah sie fragend an. „Dich bedrückt etwas .", antwortete sie. „Es ist die Verlobung.", sagte ich und fuhr mir durch meine Haare. „Etwas sagt mir aber, dass dich noch etwas anderes bedrückt.", meinte meine Mutter und sah mir eindringlich in die Augen, „Was ist los?" Ich brach den Blickkontakt ab. „Anne (Mama), ich will Carmen nicht heiraten. Ich ... Ich liebe eine andere.", sagte ich verzweifelt. Meine Mutter umarmte mich. „Warum hast du dann so etwas getan?", fragte sie. Ich biss mir auf die Unterlippe. „Mir war nicht bewusst, dass ich das Mädchen so sehr liebte. Und dann ist halt das mit Carmen passiert.", antwortete ich. „Wie heißt das Mädchen?", fragte meine Mutter. Ich sagte Dila's Namen. „Bitte, Anne (Mama) , versuch meinen Vater zu überreden, dass ich Carmen nicht heiraten muss! Ich kann das einfach nicht.", flehte ich. Meine Mutter war die einzige Person, bei der ich meine Schwächen zeigte. Für andere bin ich immer der ohne Gefühle. „Glaub mir, ich habe es versucht. Dein Vater ... Er blieb stur. Es interessiert ihn einfach mehr, was andere über uns denken als unsere Gefühle.", sagte meine Mutter gekränkt. „Wie sehr liebst du Dila denn?", lenkte sie von Thema ab. Ich seufzte. „Mehr als mein eigenes Leben. Ich würde ohne zu zögern alles für sie tun. Ich liebe sie so sehr, man kann das einfach nicht in Wörten beschreiben. Und wenn du sie sehen würdest, wie hübsch sie ist. Diese Augen oder dieses Lächeln. Ich verfluche mich dafür, dass ich zu dieser Party gegangen bin. Vor allem : wie soll ich sie denn jemals vergessen? Wie kann man jemanden vergessen, der dir mehr als dein eigenes Leben bedeutet?"  Meine Mutter gab mir einen Kuss auf die Wange. Sie hatte Tränen in den Augen. „Liebt sie dich?", fragte sie. Ich lächelte und nickte. Meine Mutter lächelte auch. „Gib niemals deine Hoffnung auf, Ali, wenn Allah zwei Herzen für einander bestimmt hat, werden sie immer einen Weg finden zusammen zu bleiben und nichts und niemand kann etwas dagegen tun.", sagte sie.
Ich legte meinen Kopf auf ihrer Schulter ab. „Denkst du wirklich, aus mir und Dila wird noch etwas?", fragte ich mit Verzweiflung in der Stimme. „Inşallah (Hoffentlich).", sagte meine Mutter.

Ayda's Sicht :

„Hm, was machen wir jetzt?", fragte ich Dila. Kurz darauf knurrte mein Magen. Dila lachte und schlug vor : „Lass uns was zu essen machen." „Gute Idee.", sagte ich und lachte mit. Wir gingen in die Küche hinunter.

„Brownies?", schlug Dila vor. „Brownies.", bestätigte ich. Also fingen wir damit an zu backen.
Als sie fertig waren, aßen wir sie natürlich. Ich liebe Brownies! Danach meinte Dila, dass sie die Küche schnell noch aufräumt und ich hoch kann, doch ich bestand darauf, ihr zu helfen, was leider nicht klappte. „Ich kann das auch alleine!", meinte Dila und lachte leicht, „Außerdem bist du der Gast." Letztendlich war ich einverstanden und lief wieder nach oben in ihr Zimmer. Ich achtete nicht auf den Weg und knallte dann gegen etwas - oder besser gesagt jemanden.

fσятυиє ℓσνєWo Geschichten leben. Entdecke jetzt