KAPITEL 70

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Dila's Sicht :

Durch meinen Wecker wurde ich am nächsten Tag wach. Langsam stand ich auf, nahm Abdest und betete das Morgengebet. Darauf las ich wieder ein paar Seiten aus dem Koran und fühlte mich am Ende stark und etwas besser. Mehrmals flüsterte ich vor mich hin : „Ich werde nicht weinen, nicht weglaufen. Ich werde so tun, als ob ich auf einer normalen Hochzeit bin von dem Sohn der Freundin meiner Mutter, mit dem ich natürlich nicht zusammen war." Ich hoffte das half.
Anschließend ging ich hinunter in die Küche und aß etwas, ging danach wieder auf mein Zimmer. Bis zur Hochzeit hatte ich noch viel Zeit. Ich nahm mein Handy zur Hand und ging auf Instagram. Irgendwie hatte ich dieses Bedürfnis dazu, einfach auf Ali's Seite vorbei zu schauen, weshalb ich langsam seinen Namen eingab.

Keine einzigen Bilder hatte er mehr, wo er mit Mädchen zu sehen war. Er hatte die Bilder also gelöscht. Ich sah mir seine Bilder an. Wie kann man nur so perfekt aussehen? Selbst jetzt schlägt mein Herz so wild. Aus Versehen likte ich ein Bild von ihm und bekam sofort Panik.

Scheiße! Scheiße! Scheiße!

Sofort entlikte ich sein Bild, doch wusste, dass es nichts brachte, weil er trotzdem sehen wird, dass eine Dila Öztürk sein Bild gelikt hat. Ich schlug mir mit der Hand mehrmals auf die Stirn. Wie blöd kann man nur sein!? Ich seufzte laut.

Ali's Sicht :

Meine Mutter weckte mich heute . Genervt seufzte ich und sagte : „Noch 5 Minuten." „5 Minuten? Ali, steh jetzt sofort auf! Geh duschen und rasier dein Bart und zieh dich schon mal an!" , entgegnete sie. „Uffff, wie viel Uhr ist es?", sagte ich immer noch müde. „Schon 14 Uhr ! Jetzt beeil dich aber! Dila's Familie kommt noch zu uns.", sagte sie. Als sie Dila's Namen erwähnte bekam ich wieder ein schlechtes Gewissen. Wird sie wirklich zu meiner Hochzeit kommen und nicht doch Zuhause bleiben? Meine Mutter verließ mein Zimmer.
Langsam stand ich auf, duschte schnell, aber rasierte meinen Drei-Tage-Bart nicht. Ich kann echt nicht verstehen, was meine Mutter gegen meinen Bart hat.

Plötzlich fiel mir ein, dass ich ab jetzt mit Carmen zusammen wohnen werde. Mit ihr und unserem Kind zusammen . Ich schluckte.

Das will ich nicht...

Das kann ich nicht! Ich fuhr mit meiner Hand durch meine Haare .

Verdammt!

Ich sah auf die Uhr. Es war erst 14:24 Uhr. Um 18 Uhr werden wir zu Carmen's Haus fahren und von dort aus erst zum Fotografen und dann in den Saal, wo wahrscheinlich schon alle auf uns warten werden, fahren. Dann werden wir uns das Ja-Wort geben.
Ich zog mich langsam an und nahm dann mein Handy zur Hand.

Eine Dilaoeztuerk hat mein Foto geliket...

Das ist doch nicht etwa Dila? Mit einem Grinsen ging ich auf Instagram und wollte nachsehen, welches Bild sie geliket hat, doch auf einmal fand ich bei meinen Aktivitäten das nicht mehr. Nirgendwo stand mehr, dass Dila ein Foto von mir geliket hat. Wahrscheinlich hat sie entliket. Süß, stalkt sie mich etwa? Mein Grinsen wurde breiter. Gut, dass ich jetzt ihren Instagram Namen weiß.
Also gab ich schnell dilaoeztuerk ein bei »Suchen«. Sofort fand ich sie auch. Auf ihrem Profilbild war sie drauf. Nur leider war sie privat und ihr folgten auch nicht viele. Wahrscheinlich nimmt sie nicht jeden an. Ich drückte auf »Folgen« und wartete darauf, dass sie an nahm. Zwar wusste ich nicht, ob sie mich annehmen wird, aber wobei ich mir zu 100% sicher war ist, dass sie wahrscheinlich geschockt auf ihren Bildschirm starren wird, weshalb ich leicht lachte. Ich liebe dieses Mädchen einfach.
Ich schrieb noch mit Zafer und den Anderen weiter und beschäftigte mich mit meinem Handy.

Die Tür klingelte nach zwei Stunden und ich wollte sie aufmachen, doch meine Mutter kam mir zuvor. Mein Vater war da und gab meiner Mutter einen Kuss auf die Stirn. „Ich bin immer noch sauer auf dich, Umut.", sagte meine Mutter stur und wollte ins Wohnzimmer gehen, als sie mich sah und noch sagte : „Du hast deine Krawatte vergessen, Oğlum (mein Sohn)." Das hatte ich echt nicht bemerkt. Mein Vater ging zu meiner Mutter ins Wohnzimmer und ich in mein Zimmer, wo ich mir meine schwarze Krawatte bindete. Jedenfalls versuchte ich es, aber es gelang mir einfach nicht.
Mittlerweile war es schon fast 17 Uhr, als wieder die Tür klingelte . Bestimmt ist es diesmal Dila und ihre Familie. Sie wollten ja noch bevor die Hochzeit anfängt kurz zu uns kommen. Ich versuchte meine Krawatte wieder zu binden, doch irgendwie mache ich immer wieder einen Fehler und fing an langsam an meiner Intelligenz zu zweifeln.
„Da bist du nicht der einzige.", meinte meine innere Stimme, weshalb ich genervt die Augen verdrehte.

Dila's Sicht :

Meine Mutter teilte mir mit, nachdem ich mich angezogen hatte, dass wir noch kurz zu Ali gehen werden bevor die Hochzeit anfängt.
Da ich fertig war, wartete ich im Wohnzimmer und ging auf meinem Handy auf Instagram. Jemand will mir folgen. Ich sah nach, wer es war und bekam einen Schock.

Verdammt ! Verdammt ! Verdammt !

Nicht Ali! Ich schlug mir wieder auf die Stirn. Natürlich nahm ich ihn nicht an, sondern ließ ihn einfach warten.
Dann fuhren wir zu ihnen. Wir kommen auch noch mit, wenn sie zu Carmen gehen, um sie zu holen. Ich atmete tief ein und aus, um mich zu beruhigen und nicht zu weinen. Diesmal werde ich stark bleiben.

Angekommen gingen wir alle ins Wohnzimmer. Ali war anscheinend noch in seinem Zimmer. Er wird jetzt auch mit Carmen zusammen ziehen, oder? Der Gedanke brachte mich um. Sie werden im gleichen Bett schlafen. Noch schlimmer ist es, dass Carmen schwanger von ihm ist! Dieses Arschloch! Wie konnte ich mich überhaupt in ihn verlieben? Er, der große Hernensbrecher, der mich jeder zweiten was hatte und ich, das religiöse Mädchen.
Meine Eltern meinten plötzlich, dass Bulut und ich zu Ali ins Zimmer gehen sollten. Wir nickten und gingen. Da ich ja schon mal hier war, wusste ich auch, wo sein Zimmer war. Vor der Tür klopfte ich dreimal und öffnete sie.

Ali stand da und war gerade dabei seine Krawatte zu binden. Wir hatten Blickkontakt, doch ich brach diesen ab. Wieder mal spürte ich dieses Stechen im Herzen. Es brachte mich einfach um.
Mein Bruder und ich setzten uns auf sein Bett, da wir uns nirgendwo anders hinsetzen konnten.
Ali weiß jetzt auch noch, dass ich ihn gestalkt habe. Ufff, wie peinlich! Unauffällig beobachtete ich ihn dabei, wie er versuchte seine Krawatte vergebens zu binden, was mich zum schmunzeln brachte. Es war irgendwie lustig. Ohne nachzudenken stand ich auf und sagte : „Lass mich das machen." Überrascht sahen Ali und Bulut mich an. Ali ließ seine Krawatte los, sodass sie nur hang, und ich nahm sie an beiden Enden in jeweils die rechte und linke Hand. Darauf band ich die Krawatte , während ich die ganze Zeit spürte, wie Ali mich musterte. Es machte mich nervös, aber ich versuchte es dennoch zu ignorieren.
„Fertig.", sagte ich am Ende und lächelte leicht. Wir sahen uns in die Augen. „Dila, es tut m-" Sofort unterbrach ich Ali : „Passt schon! Viel Glück mit Carmen." Ich hörte nicht auf zu Lächeln, warum auch immer. Innerlich zerbrach ich, aber trotzdem lächelte ich ihn an.

fσятυиє ℓσνєWo Geschichten leben. Entdecke jetzt