1.

2.5K 175 11
                                    

Ich öffne meine Augen.
Die Sonne verteilt durch das Fenster ihr Licht in meinem Schlafraum. Ich stehe vom meinem Bett auf und nehme mir meine heutige Bekleidung, sie ist genauso weiß wie mein Zimmer.
Ich ziehe mich an, kämme mir die Haare vor meinem Spiegel und mustere mich darin.
Schulterlange kupferbraune glatte Haare, türkisblaue Augen, eine zarte Nase und schmale Lippen.
Das Gesicht einer Psychopathin.
Ich erzähle niemanden davon, ich erzähl niemanden das ich Träume habe wenn ich nachts die Augen schließe. Ich möchte keine Schande für meine Eltern sein, weil ich anders bin.
Das System würde mich sofort mit Schlafmitteln zudröhnen, ich habe bereits bei meiner Mutter gesehen was dieses Medikament anrichtet.
Man sieht aus wie Tod, atmet kaum und schläft über Tage.
Das möchte ich nicht deshalb sind meine Träume ein Geheimnis.
Ich lege meinen Kamm weg und gehe zu meiner Mutter in den Essbereich.
Sie trägt genau wie ich ein weißes T-Shirt und eine weiße Hose.
"Guten Morgen Liven." begrüßt sie mich mit einem Funken Freundlichkeit, die monotone Tonlage ist trotzdem stark heraus zu hören.
So redet jeder hier. Monoton mit einem Funken Freundlichkeit. Ich passe mich diesem Ton nur ungern an und rede deshalb nicht viel mit den anderen Leuten.
"Guten Morgen Mutter." erwiedere ich in ihrem Ton so gut wie nur möglich.
Ich setzte mich gegenüber von ihr an den Tisch. Sie hat schwarze Augen, so wie alle anderen Erwachsene auch. Mit 17 Lebensjahren wird uns die Augenfarbe genommen, nach dem man seinen Arbeitsauftrag zugewiesen bekommen und seine Familie verlassen hat.
Ich bin vor zwei Wochen 17 Jahre geworden und fürchte mich vor den Tag an dem die Wächter mich ins Regierungsgebäude des Systems bringen, weg von meinen Eltern und meiner gewohnten Umgebung und sie mir meine Augenfarbe nehmen.
Ich bin dann offiziell Erwachsen.
Im Regierungsgebäude werde ich bleiben, da ist dann meine neue Heimat und mein lebenslanger Arbeitsauftrag, dem ich nachgehen muss.
Mir wird dort ein Lebenspartner zugewiesen mit dem Ich zusammen leben muss.
Ich habe angst davor. Manchmal hege ich den Gedanken abzuhauen. Aber wohin und wie? Die Wächter überwachen jeden und alles und wenn nicht hängen überall außer in den Schlafräumen und in den Bädern Kameras die alles überwachen und bei verdächtigem verhalten anfangen Lärm zu machen und ein Signal an sie Stadthalle senden, die dann ein ganzes Heer an Wächtern losschickt um wieder für Ruhe zu sorgen.
"Du musst essen Liven." sagt meine Mutter und schaut mich aus ihren leeren schwarzen Augen besorgt an.
Ich schaue auf das Tablett, was vor mir steht. Auf dem weißen Porzellanteller, der auf dem Tablett liegt, ruht mein Essen, eine graue klebrige Masse, sie schmeckt leich süßlich und immer gleich, daneben ein Silberlöffel.
Ich finde es ekelig muss, es aber dennoch essen.
Jeden Tag gibt es diesen Brei.
Bei meinen Eltern liegt immer eine blau weiße Pille daneben, die sie mit einem Glas Wasser zu sich nehmen.
Was das bewirkt? Ich weiß es nicht.
Ich fange an den Brei zu mir zu nehmen, esse aber extra langsam.
Mit großen Zügen leere ich mein daneben gestelltes Glas Milch.
Ich bin fertig mit dem Essen und gehe in die Garderobe, wo meine Jacke und Schuhe stehen, ebenfalls in weißer Farbe. Ich ziehe sie am und mache mich auf den Weg zu Unterricht.
Solange wie mich die Wächter noch nicht abgeholt haben muss ich lernen.
Aber wozu? Was bringt es mir wenn ich mein Leben lang das gleiche mache und dieses Wissen nie anwenden kann?
Damit angeben dürfen wir nicht es wäre ein Verbrechen, anders sein sich hervor tun und fordert die Höchststrafe, den Tod.
Über unser Wissen dürfen wir uns nur im Unterricht unterhalten und auch nur wenn uns die Lehrer dazu auffordern.
An mir rennt ein kleines Mädchen vorbei und lächelt mir frech zu.
Sie kann sich glücklich schätzen, dass sie noch einen langen Weg bis zu ihrem 17 Lebensjahr hat und noch unbeschwert lachen und spielen kann soviel es will.
Ich mag Kinder sie haben noch diesen
glücklichen Singsang Ton in ihrer Stimme den sie leider im Laufe der Jahre verlieren werden.
Ich würde alles tun um wieder Kind zu sein, Ein kleines glückliches Mädchen, das unbeschwert reden kann ohne die Stimme verstellen zu müssen.
Ich atme einmal heftig ein und wieder aus und reihe mich in die Schlange vom Stadtzug ein der mich zur Stadthalle bringt, in welcher der Unterrichtsraum meiner Altersklasse befindet.

When I Close My Eyes Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt