Ich höre den Signalton der mir sagt, dass ich aus der Kammer treten und zum Wächter gehen soll der mich zurück in meine Zelle bringt.
Ich merke keinen Unterschied, ich fühle und sehe alles immernoch genauso wie vor der Entfärbung.
Ich sehe vorsichtig um mich herum die anderen mit denen ich hinein geführt würde laufen aufrecht und starr. So gut wie es geht, versuche ich es ihnen nachzumachen.
Mein Mund und meine Hand fühlen sich schrecklich schmerzhaft an und ich will zusammen brechen und mich gleichzeitig übergeben.
Ich trotte dem Wächter starr und grade hinterher, zurück in meine Zelle. Vorbei an dem Raum mit dem Pillenrohr, wo jetzt keiner mehr ansteht.
Ich habe das Gefühl als ob meine Hand jeden Moment in Flammen aufgeht und mein Mund explodieren würde.
Lage leere Gänge durchstreife ich, der Wächter vor mir.
Das System geht davon aus, dass alle nach der Entfärbung keine Gefahr der rebellion gebe, da die Gase diesen Teil des Gehirns verätzen.
Das scheint bei mir wohl nicht gewirkt zu haben. Meine Gedanken führen immernoch ihr Eigenleben und ich will immernoch abhauen und fliehen. Aber wohin? Ich könnte es grade mal bis zum Einstieg der Stadtbahn dieser Region schaffen bevor mich die Wächter ergreifen und ohne mit der Schulter zu zucken erschießen würden, wenn ich es schaffen würde eigenständig Gas Gebäude zu verlassen.
Das Regierungsgebäude ist ein einziges Labyrinth aus Gängen, Sälen und Büros.
Ich folge dem Wächter die Treppen hinunter in den Keller mit den Schlafzellen.
Die endlosen Gänge mit Gleichaltrigen gefüllten Zellen ziehen sich an mir vorbei bis zu meiner eigenen.
Emotionslose und leere schwarze Augen schauen mir aus den abgeschlossen Zellen hinterher.
Der Wächter bleibt stehen und öffnet meine Zelle, zieht die Tür auf und lässt mich eintreten.
Die leuchtenden Buchstaben blinken auf und formen sich zu Reihen verschiedener Wörter zusammen, die ich nicht entziffern kann.
Der Wächter hinter mir knallt die Gittertür zu, verschließt sie und geht weg.
Seine Schritte passen nicht in die Stille hier unten im Keller.
Sie hallen nach einigen Minuten noch Sekunden nach obwohl er schon längst wieder aus dem Keller heraus sein muss.
Ich renne zu der kleinen Toilette und übergebe mich. Raus mit dieser widerlichen Pille, die sich mittlerweile wie ein Stein in meinem Mund angefühlt hat, raus mit der panischen angst vor dem was auf mich zukommen wird und mit der panik die habe, wenn jemand irgendwann mitbekommen wird, dass ich anders bin, zwar keine türkisblauen Augen mehr habe, aber ich noch eigenständig denken und handeln kann.
Es hat sich gut angefühlt sich von alledem ein wenig zu erleichtern, zwar ist Angst und Panik noch da, aber es geht mir besser.
Ich spüle meine Pille und den Rest meiner letzten Mahlzeit hinunter und widme mich meiner anderen Pille, die in meiner Hand brennt wie Zunder.
Ich öffne die Faust in der sie liegt und erstarre. Die schmerzen sind augenblicklich verschwunden und
meine Handfläche ist voll mit blau glitzerndem Pulver und von der Pille ist nicht mehr viel übrig außer die weiße Seite.
Das blau ist wunderschön und dunkel wie es die andere Seite war.
Ich hole tief Luft und puste das Pulver aus meiner Hand.
Es fliegt sofort aus meiner Handfläche und sammelt sich vor mir in einer Art runden Schutzschild bevor es sich langsam ins nichts auflöst und verschwindet.
Ich drehe mich zum Waschbecken und wasche mir die Hände und meinen Mund aus.
Als ich fertig bin werfe ich einen kurzen Blick in den Spiegel und starre mein Spiegelbild fassungslos an
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When I Close My Eyes
Science Fiction2210 - Die Menschheit hat sich verändert. Nach einem langen Krieg wurde Frieden geschaffen, es wurde das System geschaffen. Einen freien Willen gibt es nicht mehr. Alles ist gleich, anders sein ist ein Verbrechen. Träumen eine Krankheit. Alles wird...