18.

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"Wo warst du? Verdammt wir haben nicht ewig Zeit!" beschwert sich Miron lautstark, als ich die Treppe von Hauptgebäude, der Gemeinschaft herunter haste, indem sich die Krankenstation und weitere wichtige Abteilung befinden.
"Hab Liven noch in ihr Zimmer gebracht und mich anständig verabschiedet!" erkläre ich ihm angepisst und schaue ihn böse an.
"Jungs bitte vertragt euch! Uns rennt die Zeit davon und der Transporter wird nicht ewig da stehen bleiben."
ruft uns Tess von einem aus dem Regierungssitz geklauten Mobil zu und winkt uns zu sich.
Unsrer Aufgabe ist es den Transporter der mit Nahrung und medizinischen Krempel gefüllt zum Regierungsgebäude gebracht wird auf dem Weg an einer Haltestelle etwas balast abzunehmen und es für unsere Zwecke zu nutzen.
"Hallo! Heute noch wenns geht Eaven. Moriana wird sauer sein, wenn wir den Transporter verpassen." reißt mich Tess aus den Gedanken und sieht mich mit ihren stechend grünen Augen an.
Ich setze mich in Bewegung und steige auf dem Rücksitz ein, vor mir am Steuer sitzt Tess daneben hat sich Miron plaziert.
Bei Miron deckt die Augenfarbe nur eine Eigenschaft nämlich Kampfgeist, zusammenhalt ist garnicht sein Ding.
Ich kann ihn überhaupt nicht leiden aber er ist einer der besten Schützen und Kämpfer weshalb ich mich trotzdem bei allen Aufgaben die ich nicht alleine erfüllen kann, ihn mit in mein Team wähle.
Tess' Augen strahlen das pure Gute aus. Sie kann in allen Situationen den Kopf bewahren und sie kann Schlösser mit einer Haarnadel knacken, was bei so einer Aktion echt praktisch ist.
Wenn es nach Miron gehen würde, würde er die Wächter die das Fahrerhaus des Transporters bewachen mit seiner Faust niedermetzeln und ihn in die Gemeinschaft bringen, damit wir gleich alle Vorräte beschlagnehmen.
Aber das würde zu viel aufmerksamkeit erregen, dann würden die Präsidenten davon Wind bekommen und wir werden gefunden und alle umgebracht.
"Du magst die neue ziemlich oder?"
holt mich Tess zurück in die Realität und sieht mich im Rückspiegel kurz an. Ihr schwarzer Pony hängt ihr leicht im Gesicht.
Ich nicke und drehe meinen Kopf zum Fenster.
Der Wald in dem wir Leben rast in der Dämmerung an uns vorbei.
Soetwas hat Liven bestimmt noch nie gesehen einen richtigen Wald wie der durch den wir fahren. Sie hat bestimmt noch nie einen Sonnenuntergang richtig genießen können, ihn in voller Pracht bewundert und sich das Farbenspiel nie ansehen können.
"Die hat es dir echt angetan was?" gröllt Miron belustigt.
"Ach sei doch ruhig!" maule ich ihn voll und ignoriere Tess' frage.
Ich mag Liven, ich mag sie wirklich.
Aber selbst wenn es ihr genauso gehen würde, eine Beziehung ist uns verboten, ich darf ihr nich mehr als ein guter Freund sein.
Moriana ist gegen Beziehungen, sie selber verlor ihren Mann bei einem Kampf gegen einen Wächter und seit dem ist das Thema liebe für sie und alle Tabu.
"Liebe macht dich blind und willenlos, du verlierst das Ziel was du vor Augen hast, und wenn sie bricht stehst du mit allem alleine da und musst dir den Weg zurück ins Leben hart erkämpfen." sagte sie mal als ich sie fragte warum sie so dagegen sei eine Beziehung mit jemanden den man liebt einzugehen und die Geschichte mit ihrem Mann.
Trotz alledem gibt es einige Pärchen innerhalb der Gemeinschaft, Moriana scheint es mir dem Tabu dann doch nicht so ernst zu meinen, denn sie weiß von einigen Pärchen und erkundigt sich regelmäßig bei mir nach ihnen.
"Wir sind da." sagt Tess hoch konzentriert und schon die nächsten Schritte geplant.
Sie parkt den Wagen in einem naheliegenden Waldstück an der Haltestelle und steigt aus.
Miron und ich machen es ihr nach.
Mittlerweile ist es Nacht. Der Mond scheint hell auf uns herab.
Schräg gegenüber, auf der anderen Straßenseite ist der Parkplatz vom Transporter.
Wir rennen nacheinander rüber und verstecken uns hinter Bäumen, um erst einmal die Lage aus der ferne zu checken.
Im dem kleinen Toilettenhaus brennt kein Licht, heißt die Wächter sitzen im Fahrerhaus und warten auf den Befehl weiter zu fahren.
Wir schleichen uns Baum für Baum näher heran um besser sehen zu können.
Die Türen zur Fahrerkabine öffnen sich und die beiden Wächter gehen auf die Toilette.
Ich pfeife leise ein Zeichen jetzt zum Transporter zu rennen um das Schloss vom Kofferraum zu Knacken und soviel Vorräte zu schnappen wie wir nur tragen können. Nahrungsmittel und medizinisches Zeugs was die Krankenstation braucht um ihre Patienten zu Pflegen, um Liven ihre Kraft zurück zu geben.
Ich verwerfe jeden Gedanken an Liven, jede Ablenkung, jede Zeitverschwendung kann mich das Leben kosten. Ich konzentriere mich.
Mit einem nicken zu Miron zeige ich das er das Toilettenhaus von seiner Position aus im Auge behalten soll.
Ich stelle mich mit Tess an den Kofferraum mein Blick wandert ebenfalls immerwieder hektisch dahin.
Tess zieht sich eine Haarnadel aus ihrem Zopf und fängt an am Schloss rumzufriemeln.
Es knackt laut und der riesige Kofferraum öffnet seine Türen für uns.
Mit einer Kopfbewegung symbolisiere ich Tess das sie einspringen soll und sich soviel wie nur möglich einkrallen soll.
Ich höre es rascheln und klimpern wenige Sekunden späte steht sie mit vollbepackten Armen vor mir und nickt mir zu.
Ich springe hinein und greife was ich kriegen kann.
Verbände, Arznei, Nudeln, Teebeutel und eine große Kiste Schokolade.
Ich muss einen Moment an Liven denken und an ihre Reaktion als sie die Schokolade zum ersten Mal gesehen hat.
Ich blinzel und springe aus dem Transporter.
Schnellen Schrittes laufe ich zu Miron und löse ihn ab. Er rennt zum Transporter und schnappt sich was er kriegen kann, während ich das Klo im Auge behalte.
Das erste Licht geht aus und ich gebe einen Pfiff von mir der Tess und Miron Bescheid geben soll so schnell wie möglich abzuhauen.
Miron springt vollbepackt heraus und Tess schließt die Türen mit einem vorsichtigen Fußkick. Die beiden rennen los und bleiben keuchend bei mir stehen.
"Das war knapp." meint Tess atemlos und stellt ihre Kisten und Tüten kurz ab um ordentlich Luft zu holen.
"Wir können zurück." meint sie nach einer kurzen Pause und läuft uns voraus zurück zum Mobil wo sie es erst aufschließt und dann die Sachen im Kofferraum ablegt bevor sich sich auf den Fahrersitz setzt.
Ich bin noch vor Miron am Wagen, Stelle meine Kisten ab und öffne die mit der Schokolade. Ich nehme eine ganze Hand voll und stecke mir die kleinen Täfelchen in meine Jackentasche.
Als wir mitten in der Nacht in der Gemeinschaft ankommen steuere ich nach dem aussteigen das Hauptgebäude an.
"Wo willst du hin wir müssen den ganzen Kram ins Lager bringen." ruft mir Miron hinterher.
"Du kannst ruhig gehen Eaven wir machen das für dich." meint Tess freundlich und ich höre Miron entnervt aufstöhnen.
In der Krankenstation brennt nur noch schwaches Licht und am Empfang sitzt eine müde aussehende Krankenschwester.
Sie sieht mich und lächelt begrüßend.
"Sie schläft bereits Eaven du solltest morgen wiederkommen, wenn sie wach ist." erklärt sie mir freundlich.
"Ich habe ihr versprochen nochmal nach ihr zu sehen." sage ich und schaue ihr kurz in die Augen.
Sie nickt verständnisvoll und ich gehe an ihr vorbei in Livens Zimmer.
Es brennt ein kleines Licht neben ihr, aber es reicht um zu sehen, dass ihre wundervollen Augen bereits geschlossen sind und sie ruhig und gleichmäßig atmet.
Ein kleines kribbeln durchzieht mich und ich spüre wie meine Wangen glühen und ich grinse wie ein Idiot.
Ich laufe langsam zu ihrem Bett und nehme die Schokotäfelchen aus meiner Jackentasche. Ich lege sie neben ihr auf den Nachttisch und setzte mich noch kurz in den Stuhl bei ihrem Bett.
Sie sieht so zerbrechlich und verletzlich aus. Ich würde alles tun damit sie ihrem Schicksal entgehen könnte und nicht mit mir die Revolution anführt. Ich habe angst das ein riesiger Krieg ausbricht und wir beide sterben.
Als ich merke, dass mir meine Augen zufallen mache ich mich auf den Weg in meine Unterkunft und gehe schlafen.
Einen tiefen und traumlosen wunderschönen Schlaf.

Einen großen Dank an Superbaum,
dass ich Tess aus deinem Buch "In The End" in dieses Kapitel einbauen durfte.
Schaut mal bei ihr vorbei :).

When I Close My Eyes Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt