Ein schriller Piepton lässt mich aus meinem schwerem und tiefem Schlaf aufschrecken.
Habe ich verschlafen?
Komme ich zu spät zum Unterricht?
Hat man herausgefunden, dass ich träume und hat Alarm geschlagen?
Doch dem ist nicht so.
Ich blinzel ein paar mal und schüttel mit dem Kopf.
Ich versuche mich an meinem Traum zu erinnern doch spüre nichts.
Nicht das verbleibende gute kribbelnde Gefühl und auch nicht die vielen Farben die ich im Traum immer sah.
Die Realität hat mich eingeholt.
Ich bin nicht zu Hause wie ich gedacht habe.
Ich bin im Keller des Regierungsgebäudes des Systems. In einer kleinen abgeschlossen Zelle untergebracht und mir wird klar, heute beginnt mein Alptraum.
Heute beginnt das Leben vor dem ich mich so lange schon fürchte.
Der fehlende Traum muss wohl das Ende meines alten Lebens gewesen sein.
Heute wird mir mein blau in meinen Augen geraubt, mein Teenagerdasein genommen und mein Arbeitsauftrag gegeben, der für mich schon seit meiner Geburt vorbestimmt und eingeteilt ist.
Ich will das alles nicht, aber um wollen geht es hier nicht, ich muss zu diesem neuen Leben antreten ob es mir gefällt oder nicht, denn sonst kostet es mich mein Leben.
Ich muss mit dem Arbeitsauftrag Leben der mir heute und auf ewig zugeteilt ist, muss mit dem Mann zusammen leben der für mich als perfekt auserkoren wurde und mit ihm Ehe schließen und ein Kind bekommen.
Alle Dinge die mir so fern und unmöglich schrecklich erschienen sind nun eingetreten und es gibt keinen Weg zurück nach Hause, in mein altes Leben.
Die leuchtenden Buchstaben haben sich verändert seit ich gestern Abend angekommen bin und auch bei den anderen in den Zellen sehen die Buchstaben fast genauso aus wie bei mir.
Sie sitzen ebenfalls in ihren Zellen, einige sind damit beschäftigt meine Augen anzustarren andere starren mit leerem Blick die Gitterstäbe an.
Von weitem höre ich Schritte, gleichmäßige, es müssen die Wächter sein die, die Zellen öffnen und uns zur Entfärbung begleiten.
Es sind geschätzt 50 Teenager hier unten im Keller, es bedarf viele Wächter um den ganzen Trupp zu der Entfärbung zu bringen aber es scheinen nicht mehr als fünf Wächter zu sein die jetzt nach und nach die Gänge durch gehen und die Zellen aufschließen.
Im meinen Gang ist auch einer.
Ich höre vom weiten das Schloss knacken und die Schlüssel klimpern.Ich stehe in einer Reihe Gleichaltrige aus verschiedenen Regionen, sie alle tragen das gleiche wie ich.
In meiner Hand halte ich ein silbernes Tablett.
Die Reihe steht an einem Rohr an, aus dem zwei Pillen auf das Tablett fallen.
Eine dunkelblau weiße und eine weiße, wie ich sie bei Mutter und Vater immer auf dem Frühstücksteller sah.
Die dunkelblau weiße wirkt lähmend und betäubend, sie soll vor Schäden in der Entfärbungskammer schützen, was die andere bewirkt weiß ich nicht.
Ich habe mal gehört wie sich zwei Ältere über die blau weißen Pillen und ihre Wirkung unterhielten.
Die Schlange wird kürzer und ich komme dem Rohr immer näher und somit auch der Entfärbung.
Abhauen kann ich nicht überall wimmelt es von, jetzt mehr, Wächtern und Kameras.
Man würde mich auf der Stelle und ohne zu zucken erschießen wenn ich rebellisch auffallen würde.
Zwar würde mich das von meinem Schicksal befreien, aber ich hoffe immernoch das ich jemanden kennenlerne dem ich erzählen kann wie ich fühle und wie ich die Welt um mich herum sehe und das lässt mir die Hoffnung zu leben auch wenn es mit diesem Wunsch jetzt zuende geht.
Ich sehe mir die an die ihr Tablett mit den Pillen bereits haben. Sie nehmen erst die weiße und dann die dunkelblau weiße Tablette zusich, stellen das Tablett dann wieder ab und werden von einem dreiertrupp Wächter in den Entfärbungssaal mit den Kammern geführt.
Aller zwei Minuten kommen fünf Gleichaltriger mit tiefen schwarzen und ausdruckslosen Augen wieder aus dem Saal heraus und werden zurück in ihre Zellen begleitet.
Ich gerate innerlich in Panik, es fällt mir schwer, wie alle anderen gleichmäßig zu atmen.
Der Drang abzuhauen und zu fliehen wird immer größer, fast schon unaufhaltsam.
Ich versuche tief durchzuatmen, sofern es nicht auffällig wirkt und kann die innere Panik grade so unter kontrolle bekommen.
Ich halte mein Tablett unter das Rohr und die zwei Pillen kommen heraus geschossen.
Ich mache es denen vor mir nach und versuche die weiße als erstes zu schlucken, ohne einen Schluck Wasser.
Sie fühlt sich riesiger in meinem Mund an als sie aussieht.
Ich bekomme sie nicht herunter.
"Ganz ruhig!" versuche ich mich gedanklich zu beruhigen.
Ich spüre die Blicke der Wächter in meinem Nacken.
Sie merken das ich zu lange brauche, ich falle auf!
Ich behalte die weiße im Mund und tue so als ob ich die dunkelblau weiße Pille zu mir nehme, behalte sie aber in meiner geschlossenen Hand.
Mit der anderen stelle ich das Tablett zurück und Reihe mich in der Schlange zur Entfärbung ein.
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When I Close My Eyes
Bilim Kurgu2210 - Die Menschheit hat sich verändert. Nach einem langen Krieg wurde Frieden geschaffen, es wurde das System geschaffen. Einen freien Willen gibt es nicht mehr. Alles ist gleich, anders sein ist ein Verbrechen. Träumen eine Krankheit. Alles wird...