12.

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"Das kann nicht sein, das ist unmöglich!" flüstere ich fassungslos und starre mein Spiegelbild ich an.
Ich schließe die Augen und rede mit ein, dass ich mir das nur eingebildet habe und öffne sie wieder aber es scheint nicht so.
Mir starren grelle türkisblaue Augen entgegen, wo eigentlich hätten schwarze seelenlose tiefe Löcher sein sollen und meine Panik kommt augenblicklich wieder zurück.
Ich bin anders ich werde auf jedenfall auffallen, sie werden mich töten lassen.
Meine Augen haben sich verfärbt ganz im Gegenteil sie sind greller geworden und fallen mehr auf als vorher. Dem Wächter, der mich zurückgebracht hat hätte das dich auffallen müssen, er hätte mich töten müssen aber es ist ihm nicht aufgefallen.
Spätestens wenn sie kommen um uns zu den Arbeitsaufträgen bringen kann ich mich von meinem Leben verabschieden.
Ich versuche mich zu beruhigen.
Tief durchzuatmen aber es hilft nicht. Das flaue Gefühl in meinem Magen kehrt wieder und ich renne zu Toilette um mich erneut zu erleichtern.
Ich wasche mich und lege mich anschließend auf die harte und unbequeme liege.
Die leuchtenden Buchstaben verändern ihre Reihenfolge und Zahlen mischen sich mit hinzu.
Ich versuche weiterhin tief durchzuatmen und mich zu berühren aber vergebens.
Die Angst und die Panik in mir werden schlimmer.
Ich schließe meine Augen, versuche zu schlafen, in meinen Traum zu kommen, mit Erfolg.
Schnell schlafe ich ein und finde mich in einer Welt voller Farben und guter Gefühle wieder und wünsche mir sie nicht nur in diesem Traum zu sehen und zu spüren, da es sehr riskant ist, sondern in der Realität mit jemanden der mich versteht, der genauso wie ich ist und das gleiche Weltbild hat wie ich.

Das aufschließen meiner Zellentür lässt mich aufwachen und meine Traumwelt zerpuft augenblicklich.
Ich bekomme Panik. Er wird mir in die Augen sehen und sehen, dass sie türkis und nicht schwarz sind, er wird nach seiner Waffe in seinem Gürtel greifen und mir ohne zu zögern in den Kopf schießen.
Der Wächter sieht mich auffordernt an und ich erhebe mich, den Blick gesenkt von der Liege und laufe an ihm vor bei aus der Zelle heraus.
Er schließt die Zelle ab und geht vor mir durch den Gang. Ich folge ihm gezwungener Maßen aus dem Keller heraus in einem großen weißen Raum.
Mir wird dort ein Eimer mit Wasser und ein alter grauer Lappen gegeben und ich erfahre, dass mein Arbeitsauftrag die Reinigung des Regierungsgebäudes ist, zusammen mit einer Gruppe anderer Leute.
Ich werde nach draußen auf eine Brücke geführt, die zwei Gebäude mit einander verbindet und sehe die anderen die in ihrer Kleidung auf dem Boden rumwischen.
Der Auftrag ist sinnlos und anstrengend. Die Wächter, Zuordner und Presidenten laufen hier jeden Tag entlang und machen die Brücke schmutzig.
Nach kürzester Zeit tun mir die Knochen weh und mein Bauch fängt an zu krampfen. Meine Erschöpfung mischt sich mit Wut. Wut, da uns diese Leute ihre Drecksarbeit verrichten lassen. Wir sind Sklaven in einem System in dem wir nichts zu melden haben.
Einige Presidenten die heute über die Brücke zwischen uns durch gelaufen sind, haben keine schwarzen Augen, sie haben ihre blasse natürliche Farbe und sahen uns aus diesen Augen verabscheuend an.
Sie tragen keine weiße Kleidung, sondern prächtige und farbenfrohe Anzüge in denen sie aussehen wie Paradiesvögel.
Als die Wächter uns von unserer Arbeit zurück in die Zellen bringen und uns unser Abendessen geben, kriege ich keinen bissen herunter, ich weiß, dass ich was essen muss sonst habe ich nicht mehr lange aber ich kann nicht.
Ich bin zu wütend und zu erschöpft von diesem Tag

When I Close My Eyes Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt