Kapitel 11

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Als ich die Augen wieder öffnete fand ich mich in einem weiß-gekachelten kleinen Raum wieder, der mir irgendwie bekannt vorkam.
Ich kramte in meinem Gedächtnis und fand die Lösung.

Ich hatte eigentlich schon aufgegeben und war in Selbstmitleid versunken und jetzt stand ich hier.
In J.J.' s Badezimmer!

Man kommt also dahin von wo man zuletzt 'gesprungen' ist...

Verwundert sah ich mich um.
Das leicht zerdrückende Gefühl kehrte zurück. Anscheinend war es normal.
Zudem sah ich alles wieder leicht zweimal, wie durch eine Glasscheibe.
Und ich hatte wieder einmal angst , dass der Boden unter mir brechen würde.

Ich hab es tatsächlich geschafft!

Halt! Was war, wenn er mich nicht sehen wollte? Wenn ich ihm beim letzten mal genervt oder sogar verärgert hatte?

Mit was denn?

Wenn er sogar froh gewesen war, dass ich weg war?
Und wenn er mich sogar vergessen hatte?
Wenn er mich nicht so vermisst hatte, wie ich ihn? Wenn er mich nur für ein kleines dummes Mädchen hielt?

Jetzt hab mal ein bisschen Selbstvertrauen!

Genau!
Aber wo war er denn überhaupt?
Sollte man nicht merken, wenn jemand in seine Wohnung kam?
Ich sah noch einmal in den Spiegel.
Aber wie erwartet, hatte ich natürlich kein Spiegelbild....

Toll! Jetzt konnte ich noch nicht mal überprüfen, ob ich gut aussah.
Nach dem vielen heulen und rum gerenne sah ich bestimmt zum kotzen aus.

Ich wischte mir nochmal auf gut Glück unter den Augen entlang und verließ das Badezimmer.
Ich kam in den langen kleinen Flur mit den hellen freundlichen Farben.

Wo war er denn nur?

Ich durchquerte den Flur und ging ins Wohnzimmer. Die kleine graue Coach stand allein da. Der Fernseher war aus und es war aufgeräumt.
Dieses mal sah ich mir den Raum genauer an. Über dem Fernseher hing ein kleines Bücherregal in schlichtem braun.
Ein paar Bücher stapelten oder standen darin. Hauptsächlich Psychologie-Bücher.

Studiert er?
Oder ist er einfach interessiert?

Leise seufzte ich. Ich war verrückt nach ihm und wusste doch kaum etwas über ihn....
Mein Blick schweifte weiter zu den Bilderrahmen.
Besonders neben dem Regal hangen viele. Sie zeigten J.J. mit anderen Jungs, wahrscheinlich in seinem Alter. Sie waren zwar attraktiv, aber J.J. überstrahlte sie alle. Besonders sein Lächeln und wie seine Augen leuchteten und sogar eine Nuance heller wurden, wenn es echt war, gefiel mir. Doch auch auf dem Regal stand ein Bilderrahmen und diesmal zeigte es J.J. mit einer jungen Frau.

Unwillkürlich sah ich mir sie näher an. Dunkle Augen. Die Farbe ließ sich nicht genau erkennen. Braune Haare fielen in Wellen perfekt über ihre Schultern. Und sie lächelte J.J. so vertraut an, dass es mir den Magen umdrehte und ein Stich durch mein Herz ging. Und J.J. grinste so glücklich in die Kamera, dass mir gleichzeitig warm und kalt wurde.
Warm, weil ich sein Lächeln so sehr mochte und kalt, weil es nicht mir galt sondern ihr.

Hat er eine Freundin? Dann würdest du dich jetzt total blamieren!

Jetzt wurde mir zunehmend schlecht und mein Bauch zog sich vor Aufregung und angst zusammen.
Ich wollte keine weiteren Fotos ansehen und machte mich wieder auf die suche nach ihm.
Im Flur öffnete ich eine weitere Tür und betrat einen kleinen Raum, der in warmen Farben gestrichen war: Rot und orange jeweils eine Wand und zwei weiße Wände, vielleicht damit der Raum nicht so dunkel schien...
Ein großes Fenster mit wunderschönen Vorhängen, auch in rot-orange gehalten. Sie waren zugezogen und das Sonnenlicht, welches durchschien, tauchte das zimmer in ein warmes Licht.

In der Mitte des Zimmers stand ein großes Bett mit rotem Bettbezug.
So irgendwie passte dieses Zimmer nicht soo ganz zu den anderen Zimmern, welche in leichten schlichten Farben gehalten waren.

Über dem Bett hing ein großes Wandbild der New Yorker Skyline.

Wunderschön, war das erste Wort, das mir in den Kopf kam bei dem Anblick.
Natürlich gab es auch ein kleines Nachttischchen, welches aber auch wieder in schlichtem braun gehalten war. Darauf stand auch wieder ein Foto, aber dieses zeigte ihn wieder mit Freunden.
In der Ecke stand noch ein roter alter Sessel, auf dem ein paar Klamotten lagen, vor allem in grau, schwarz und weiß.

Etwas peinlich berührt, verließ ich das Zimmer wieder.

Anscheinend war er nicht Zuhause....

Der letzte Raum musste dann die Küche sein.
Wahrscheinlich war es unhöflich, mich selbst herumführen, aber zum einen hatte er mich beim ersten mal nicht herumgeführt und zum anderen war ich jetzt eh schon fast durch, also was sollte es?

Ich öffnete die Tür und kam tatsächlich in die Küche. Sie war der zweitkleinste Raum in der Wohnung nach dem Bad.
Weiße Kacheln zogen sich zwischen Arbeitsfläche und Wandschränken entlang. Alles in einem schlichten braun, sogar der Rest der wand war in einem hellen warmen braun gestrichen. Und in diesem kleinen Raum dazu hatte man noch einen Tisch mit zwei Stühlen geklemmt.
Es sah eigentlich ziemlich gemütlich aus, auch wenn es so klein war.

Da ich mir jetzt ganz sicher war, dass er nicht da war, stiefelte ich zurück ins Wohnzimmer und wollte mich gerade zum ersten Mal auf die Coach setzen, als ich ein Rascheln an der Haustür hörte....

Schnell sprang ich auf, blieb dann stocksteif stehen und spitzte meine Ohren:

" Ja. Hallo?"
....
"Ah! Hi!"
....
"Ja, ich bin grad heim gekommen..."
....

J.J. !!

Das war unverkennbar seine Stimme!
Er war hier.
Sofort wollte ich auf ihn zu rennen, als ich mich eines besseren belehrte und doch noch in meinem 'Versteck' blieb.
Er telefonierte ja gerade. Es wäre ziemlich unhöflich ihn jetzt zu unterbrechen.

"Ja .... ja warte mal. Ich muss jetzt erst mal die Einkäufe in der Küche abstellen..."
Und kurz darauf hörte ich Wie seine Füße durch den Flur liefen, er eine Tür öffnete und dann seine Stimme leiser wurde.

Auf leisen Sohlen flitzte ich ihm hinterher.
Ich wusste natürlich, dass es unhöflich war zu lauschen, aber meine Neugier war zu groß...

Mit wem sprach er da? Etwa mit der Frau von dem Bild??

"Was? Jetzt?"
.....
"Ja na dann...."
....
"Ja, ich mach mich auf den weg."

Nein!!!

Blitzschnell riss ich die Tür auf und starrte ihn an.
Sein brauner Wuschelkopf war noch verwuschelter als sonst. Seine Augen sahen mich voll Überraschung an. Allerdings nich negativ.
Er trug ein schwarzes T-Shirt und eine verwaschene graue Jeans.

Langsam ließ er die Hand mit dem Handy sinken.
"Du willst schonwieder gehen?" , fragte ich ihn leise, fast flüsternd. Doch er schien jedes Wort genau zu verstehen.
Er sah mich so eindringlich an, dass ich mich plötzlich fehl am Platz fühlte und es für eine ganz blöde Idee hielt, hierher gekommen zu sein.

Bei seinem Anblick fing mein Herz an verrückt zu spielen. Meine Gedanken setzten Etappenweise aus. Mein Atem raste. Und meine Augen füllten sich schon wieder mit Tränen.

Plötzlich nahmen J.J. ' s Augen eine sanftere, wärmere Farbe an.
Aus dem Telefon dröhnte ein leises:"Haallooo?"
Doch J.J. ignorierte es. Er sah mir einfach nur in die Augen. Gefühlte 10 Stunden später schien er zu realisieren, dass an dem Telefon noch jemand dran war und legte ohne ein Wort auf.

Dann kam er mit großen Schritten auf mich zu und riss mich mit seinen starken armen an seine Brust.
Ich knallte hart auf, doch es war mir egal, wenn ich jetzt einen riesigen blauen Fleck im Gesicht bekommen würde, denn alles was ich mir seit einer Woche gewünscht hatte, erfüllte sich in dieser Sekunde.

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Hii <3

Kommentare sowie Verbesserungsvorschläge sind wie immer erwünscht!
Danke fürs lesen :-)

Ciao
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