Kapitel 30

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Ich war schon auf dem Weg zu seiner Wohnung gewesen, als mir auffiel, dass ich immer noch diese blöde Zahnbürste für Carsten in der Hand hielt.

Also drehte ich wieder um und lief nach hause.
Ich konnte immer noch nicht glauben, dass er das getan hatte.
Was für Gründe konnte ein mensch haben, um eins Straftat zu begehen?
Und was hatte dieser andere Typ damit gemeint, dass es J.J.'s Pech wäre?
Hatte er Geldprobleme?

"Hey Mäuschen! Na? Hast du was ...?"
"Sorry Mom. Ich hab grad keine Zeit. Ich muss gleich wieder weg.", ich drückte ihr die Zahnbürste in die Hand und war schon wieder auf dem Rückweg zur Tür.

"Und wann...?"
"Keine Ahnung wann ich zurück komme!", unterbrach ich sie wieder und verschwand aus der Tür.

Nach ein paar Metern, fiel mir ein, dass ich mit meinen Fahrrad viel schneller wäre, weswegen ich wieder zurück in die Garage rannte.

Ich drückte in den Reifen, um zu prüfen, ob er noch genug Druck hatte.
Ich hatte ihn zwar letzte Woche aufgepumpt, aber das war mein blöder Reifen, der immer kaputt war.
Mit viel Glück wäre er noch ganz, doch wie immer war das Glück nicht mit mir. Der Reifen war platt.

Immer wenn man's eilig hat!

Ich ließ das Fahrrad stehen und machte mich wieder zu Fuß auf den Weg, während ich mich selbst für die dümmste Person der Welt erklärte.
Wer würde, wenn er es eilig hatte, bitteschön mit dem Fahrrad, von dem er wusste, dass es ständig kaputt war, irgendwohin fahren wollen? Richtig.-Ich.

Instinktiv ging ich den richtigen Weg. Er hatte sich in mein Hirn gebrannt, sodass meine Beine ihn ganz von selbst fanden.

Wie konnte er nur? Was, wenn nach ihm gefahndet wird und er ins Gefängnis muss? Wir könnten niemals heiraten...

was in der momentanen Lage der Dinge sowieso unmöglich schien...

Und im Gefängnis könnte ich ihn nicht besuchen... das wäre dann zu auffällig.

Okay, ich war jetzt schon auffällig...

Er könnte mich im Gefängnis auch nicht näher kennenlernen und sich in mich verlieben, so wie er es eigentlich schon ist. So wie es sein sollte...

Sein Haus kam in Sichtweite und ich verfluchte mein Herz dafür, dass es trotz dem, was er getan hatte, trotzdem schneller schlug. Für ihn.

Meine Hände formen sich zu Fäusten und meine Fingernägel gruben sich in meine Handfläche, während ich die Treppen nach oben lief.
Ich fragte mich, warum ich immer zu seinen Fenster lief, aber einen anderen Eingang kannte ich nicht.
Das war der Einzige, den J.J. mir gezeigt hatte.
J.J. ... ich vermisste ihn in diesem Moment so sehr, dass es weh tat.

Als ich auf dem letzten Plateau ankam, öffnete sich das Fenster sofort.
Über meinen verdutzten Gesichtsausdruck hätte er fast gelacht. Allerdings nur fast. Denn seine Miene wurde sofort wieder ernst.
"Woher wusstest du, dass-?", begann ich, doch er unterbrach mich:
"Ich wusste es einfach. Es war klar, dass du kommen würdest."

Hatte er etwa darauf gewartet, dass ich kam? So wie ein Spiel? Dass ich immer wieder an sein Fenster kam und er es immer wieder öffnete?

"Das, was du getan hast-"
"War nicht in Ordnung. Ich weiß."

Konnte er mal aufhören, mich dauernd zu unterbrechen?

Ich sah in abwertend an. Vielleicht wollte ich eine Entschuldigung hören. Vielleicht wollte ich eine Rechtfertigung. Ich wusste nicht, was ich wollte. Nur irgendwas, denn ich wusste nicht mehr was ich sagen sollte.
Als ich hierher gelaufen bin, hatte ich das ganze Gespräch vor Augen. Ich wäre die aktive Rednerin gewesen, die ihm durchgängig Vorwürfe machte. Und er wäre der passive Zuhörer gewesen, der sich unter meinen Worten wände wie ein Fisch an Land und sich fürchterlich schämte.
Jetzt aber in meinen Gedanken klang dieser Plan ziemlich absurd.

Ich sah ihm in die Augen. Ich hatte keine Ahnung wie dieses Gespräch jetzt weiterverlaufen sollte und ich hatte keine Ahnung wie ich jetzt fühlte. Ich war enttäuscht, dann wütend und jetzt stand ich hier und hatte von nichts eine Ahnung.

Ich weiß nicht, was er in meinen Augen sah, aber plötzlich wurden seine ein winziges bisschen weicher und ich wusste nicht was ich sah.
Reue? Enttäuschung über sich selbst? Schmerz, aber über was? Angst?
Allerdings verschwand dieser Augenblick schnell wieder und er wollte den Mund öffnen um etwas zu sagen, als mir plötzlich die Idee kam.

"Bitte-"
"Ich werde nicht zur Polizei gehen", unterbrach ich ihn und sah, dass er ruhiger wurde. Das war seine Angst gewesen,"wenn", seine Augen weiteren sich und fast hätte ich gegrinst. Allerdings nur fast,"wenn du freiwillig im Altenheim am Rosengarten hier in der Stadt arbeitest. Das tut meine Mutter auch immer und das wiederum heißt, dass ich dich kontrollieren kann. Sei einfach jeden Tag, außer am Wochenende um 16:00 Uhr da."

"Aber ich hab doch gar keine Ausbildung für sowas"
"Keine Angst. Wir finden was für dich und die Leute dort freuen sich auch immer über Besuch"
Damit lächelte ich ihn noch einmal ,zufrieden über seinen Gesichtsausdruck, an und kehrte ihm den Rücken.

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Lang, lang ist's her....
I'm Sorry >.<
Schulstress und so ...

Danke fürs lesen♥ :*

Leben Hinter GlasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt