Kapitel 26

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Ich lag in meinem Bett. Die Tränen rollten unaufhaltsam über mein Gesicht, wenn ich daran dachte. Seine Augen. Seine Distanziertheit. Wie er mir begegnete.

Ich fühlte mich so dreckig. So absolut abstoßend und widerlich.
Wie hatte ich auch nur einen Augenblick daran glauben können, dass er sich in mich verlieben würde?
In mich, die wie eine Irre auf ihn gewartet hatte. Wie ein Stalker.

Ich war nicht stark. Ich war schwach, ich war so schwach wie es nur ging. Und ich war allein. Ich konnte nicht mehr zu meinem J.J. zurück.
Aber J.J. hatte es mir schonmal gesagt: Sie waren die Parallelwelt zu unserer.

Dort war J.J. nett, offen und ich hatte mich in ihn verliebt. Doch wie sollte ich auch nur die Chance haben, mich hier auf ihn einzulassen, wenn er mich für eine aus der Psychiatrie Entlaufende hielt.

Ich wollte das nicht mehr. Ich wollte nicht für etwas kämpfen, das nicht erreicht werden konnte.
J.J. war ab jetzt keine Realität mehr. Ab jetzt war er meine Erinnerung. Ein ferner teil am Rande meines Gehirns.
Ein ungreifbarer Traum.

Doch bei diesem Gedanken, liefen die Tränen wieder über meine Wangen, wobei sie fast versiegt waren.

Ich musste diesen J.J. hier, der mich so verletzt hatte, aus meinem Kopf bekommen.
Ich würde ihn von nun an hassen.

***

Am nächsten Tag drottete ich mal wieder müde zur Schule.
Ich hatte noch die halbe Nacht über J.J. nachgedacht.

Ich betrat die schule. Die Gänge waren leer und das ganze Haus war leise.
Na super
Und das auch noch bei Frau Klemmenberg...
Ich hasste es wenn dieser blöde Bus Verspätung hatte und ich dadurch zu spät in die schule kam...

Vorsichtig klopfte ich an die Tür und betrat den Raum. Alle Köpfe drehten sich nach mir um.
Leider auch der von Frau Klemmenberg.

"E-Entschuldigung... Mein Bus..."
Frau Klemmenbergs kleine fiesen Augen bohrten sich in mich, sodass ich mitten im Satz verstummte.

Mit ihren hohen Absätzen watschelte sie wie ein wütendes Huhn auf mich zu und blieb einen Meter vor mir stehen. Ohne es zu bemerken, hielt ich die Luft an.

"Dein Bus? Hast du denn keine bessere Ausrede?"
"Ich ... Nein, es war..."
"Nein, ich will deine faulen Ausreden nicht mehr hören! Setz dich auf deinen Platz. Genau genommen will ich überhaupt von niemanden mehr irgendwelche Ausreden hören!"

Wütend schnaubte ich leise auf und ging zu meinem Platz neben Maya.
F

rau Klemmenberg hielt noch einen Vortrag über Faule Ausreden und machte dann, endlich, mit dem Unterricht weiter.

"Hi" flüsterte Maya mir leise zu.
Ich sah weiter nach vorne, damit der fiese Drache unser Gespräch nicht mitbekam und uns noch zum Nachsitzen verdonnerte, antwortete ihr aber trotzdem auch mit einem Hi.

"Was ist los?", flüsterte sie mir fragend zu.
"Nichts. Was soll schon los sein?"
"Du sahst so traurig aus, als du den Raum betreten hast"
Ich seufzte. War es mir wirklich so sehr anzusehen?
Ich musste ihn aus meinem Kopf bekommen, egal wie.

"Nein. Nein, es ist alles in Ordnung"
Maya sah mich jetzt doch von der Seite an. Ich kniff den Mund zu einem Strich zusammen und starrte krampfhaft an die Tafel.

Leben Hinter GlasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt