Kapitel 31

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"Das hast du gesagt?"
Ich nickte. Wir saßen in Mayas Zimmer auf dem Boden und unterhielten uns. Über alles mögliche. Gut, vielleicht ein bisschen mehr eingegrenzt. Okay, eigentlich unterhielten wir uns nur über J.J.

"Und was hat er dann gemacht?"
"Weiß ich nicht. Ich bin gegangen."
"Gott, dein leben ist so aufregend"
"So würde ich das jetzt nicht ausdrücken"
"Gut, die Sache mit dem Arzt, der angeblich Carsten heißt, ist schon gruselig, aber-"
"Wieso 'angeblich'?"
"Du glaubst dem doch nicht ernsthaft, dass der Carsten heißt?"
"Wieso nicht?"
"Ich hätte dich für klüger gehalten"
"Warum denn?"
"Schau mal, findest du es nicht seltsam, dass so ein dämlicher dahergelaufener Volltrottel, der es irgendwie geschafft hat, Medizin zu studieren und den man sogar auf Leute loslässt, dich verarztet hat und ein paar tage später in deinem Badezimmer steht und ne Zahnbürste braucht?"

"Nun ja. Mom fand ihn im Krankenhaus ja auch schon toll, also von daher..."
"Nein. Ich glaub nicht, dass der wirklich was von deiner Mom will. Also nichts gegen deine Mom. Super Frau. Ehrlich. Nett. Hübsch. Gut, sie ist irgendwie ein bisschen anstrengend, aber-"
"Schon gut. Ich habs kapiert: du willst meine Mutter nicht beleidigen.
Und jetzt komm zum Punkt. Ich muss nämlich gleich los."

Heute war Montag. Ich war nach der Schule mit zu Maya gegangen.

"Na gut. Was ich eigentlich sagen wollte, war: ich glaube, dass der an dein Geheimnis ran will"
Das Wort Geheimnis flüsterte sie mysteriös.

"Woher sollte der denn davon wissen? Und ehrlich gesagt, denke ich, ist das einzige, an was er ran will, die Wäsche meiner Mutter"
Ich schüttelte mich bei dem Gedanken.

Einfach nicht dran denken ...

"Vertrau ihm einfach nicht."
Ich rollte mit den Augen, versprach es ihr aber trotzdem.

Um kurz vor 16:00 Uhr verließ ich das Haus und machte mich auf den Weg zum Altenheim.
Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich benutzte diese armen Leute, um ihn zu sehen.
Ich wäre nie zur Polizei gegangen und hätte ihn verpetzt.
Aber was blieb mir noch anderes übrig, als ihn zu erpressen?

In diesem Moment, als ich darüber nachdachte, wäre ich am liebsten wieder umgedreht. Hätte am liebsten alles ungeschehen gemacht. Hätte mir etwas anderes ausgedacht.
Ich fühlte mich so, wie wenn man einen wichtigen Anruf machen muss und aus irgendwelchen Gründen total Angst hat. Und dann bemerkt man, dass man schon auf den grünen Hörer gedrückt hat und überlegt sich, ob man noch auflegen könnte. Und dann ist es zu spät.
Und genau das ist es jetzt: Zu spät um nochmal aufzulegen.

In der Ferne sah ich das große, leicht rosane Haus mit den Rosengärten davor und schaute schnell auf den Boden. So, als könnte ich, wenn ich nicht hinsah, den Weg verlängern und würde vielleicht niemals ankommen.

Doch zu meinen Missgunsten kam ich irgendwann doch an und stand vor dem großen Holztor mit den Rosenschnitzereien.

Als ich noch klein war und meine Mutter mich mit hierher genommen hatte, hatte ich dieses Tor am meisten gemocht. Das Holz hatte damals einen leicht rötlichen Stich gehabt und ich fand immer, dass es dadurch warm aussah.
Der Tor Bogen war von blühenden Rosen umringt gewesen und der Duft der Blüten war überall.
Ich war gerne mit meiner Mutter hierher gekommen. Eine alte Dame hatte mich immer in den Garten mitgenommen und hatte mir jeden Tag das gleiche erzählt. Und jeden tag hatte sie mich nach meinem Namen gefragt. Damals fand ich das lustig. Heute weiß ich es besser und ich schämte mich dafür, sie immer ausgelacht zu haben.
Trotzdem hatte ich mir gerne jeden Tag dieselbe Geschichte angehört.
Ich wünschte, sie könnte ihre Geschichte auch heute noch einem kleinen Mädchen erzählen...

Heute hat das Tor keinen rötlichen Stich mehr und die Rosen lassen über dem Tor die Köpfe hängen. Alles, was noch geblieben ist, sind die Schnitzereien. Ich Und die Schnitzereien. Alleine mit den Erinnerungen an die alte Frau.

Ich schüttelte meinen Kopf um die grauen Gedanken, die in meinen Kopf gezogen sind, zu verdrängen und drückte das Tor auf. Knarren gab es unter dem Druck nach und öffnete sich. Gab das Paradies eines kleinen Mädchens frei.

Und direkt durch das Tor konnte man die Eingangshalle erkennen. Komplett mit Glas umrundet. Wie ein kleiner Pavillon. Nur in groß.
Vor meinen Gesicht flog ein Schmetterling vorbei und ich fühlte die Wärme der Sonne durch meine Jacke. Wie sie langsam hindurchdrang und mich dazu brachte, die Jacke auszuziehen. Meine Haut der Sonne zu überlassen. Wie ein Tuch umschmiegte mich die Wärme.

Und in diesem Pavillon, entdeckte ich eine Gestalt. Unübersichtlich überfordert. Versuchend, allem gerecht zu werden und lässt doch alles fallen.
Und als seine Augen meine fanden. In diesem chaotischen kleinen Paradies, fing ich unwillkürlich an zu lächeln.

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Halloooo🙈💓
Wie geht's euch so?
Lange her, dass ich geschrieben hab und ich hoffe es gefällt euch.
Eigentlich sollte ich momentan Französisch und Latein lernen, aber ich hätte gerade Lust zu schreiben und hab ab einem tag dieses Kapitel fertig.

Unglaublich wieviele Leser :o
Und wie viele Votes :o
Ich Danke euch soo sehr :*

Machts gut ^-^

P.S. : leider habe ich immer noch nicht viel zeit, deshalb ist meine letzte Info noch standhaft. Danke, dass ihr so verständnisvoll seid :)

Leben Hinter GlasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt