Kapitel 27

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"Jetzt setz dich zuerst mal hierhin"
Maya zeigte auf das kleine Sofa in ihrem Zimmer.
"Ich versteh nicht was du von mir willst"
Ich seufzte. Maya würde jetzt jedes Detail einzeln wissen wollen.
Aber wie sollte ich ihr erzählen, wie wir Schluss gemacht hatten, wenn wir überhaupt nicht Schluss gemacht hatten.

Wir machen nicht Schluss...

J.J.'s Worte klangen noch immer in meinen Ohren. Voller Überzeugung, und ich hatte versagt...
Frustriert schlug ich mir die Hände vors Gesicht und sackte in mich zusammen.

"Hallo? Hier ist Maya. Noch jemand da?"
Durch meine Finger sah ich zu ihr hoch. Sie sah leicht gekränkt aus und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
"Du redest immer nur mit dir selbst in deinem Kopf. Mich lässt du nie teil haben"

"Es tut mir leid Maya. Aber... das ganze ...", ich seufzte,"es ist einfach zu kompliziert"
"Ich mag kompliziert" , antwortete sie darauf provozierend.

Ohje soll Ich es ihr wirklich sagen? Maya ist meine beste Freundin. Würde sie mich für eine Irre halten?

Ich steckte zwischen den Stühlen. Zum einen wollte ich jemandem endlich erzählen, was mir Unglaubliches passiert war und zum anderen hatte ich Angst, man könnte mich für krank halten.
Aber Maya war Maya. Sie würde das niemals tun, oder doch?

"Hallooo? Ich warte."

Entweder ich sprang jetzt in das Ungewisse und würde vielleicht eine Verbündete gewinnen, mit der ich über meine Probleme sprach oder eine Freundin, die mich im Endeffekt für Schizophrenie-krank hielt.

Oder ich dachte mir jetzt eine gut Lüge aus und hätte niemandem zum reden aber eine Maya für die ich mir ständig lügen ausdenken musste.

Eigentlich blieb mit nur eine Wahl.
Und mal wieder seufzte ich. Ergab mich Mayas Willen und der Entscheidung, die mein Gehirn als richtig empfand.

"Alsoo... es ist eine lange Geschichte", ich sah sie prüfend an, Maya hörte aufmerksam zu," und alles hatte damit angefangen, als ich eines Abends mit dem Bus nach Hause fahren wollte ..."

Ich erzählte ihr die ganze Geschichte, erzählte von ungeschminkten Wahrheiten, erzählte aber vor allem von J.J. , von seinen Augen, die mich vom ersten Moment an gefangen hielten und seiner netten und ehrlichen Art, und erzählte vom Ende der Geschichte und vom echten J.J.

Als ich am ende war, atmete ich auf. Ich hatte gerade wirklich jemandem die ganze Geschichte erzählt.
Schnell sah ich Maya an und konnte förmlich sehen wie sich die Zahnrädchen in ihrem Kopf drehten und versuchten die ganzen Informationen zu verarbeiten.
Nach einer Minute angespanntem Schweigen meinerseits, sah es so aus, als wäre Maya fertig mit nachdenken.

"Hast du mich gerade verarscht?"
"Was? Nein! Das war die ehrliche Antwort! Und bitte halt mich nicht für verrückt. Das ist wirklich passiert! Deswegen war ich im Schwimmbad so plötzlich weg und ..."
Maya unterbrach mich
"Ja natürlich glaube ich dir, aber du weißt, dass es Leute gibt, die dir helfen können?"

Sie sprach langsam und deutlich als könnte ich sie nicht so verstehen wie sie mich. In meinem Kopf dröhnten alle Alarmglocken: Fehler! Fehler! Fehler!

Oh Gott, Bitte, wo ist der Knopf um die Zeit zurück zu drehen?!
"Maya! Nein, bitte , nein! Es war wirklich so!"
Ich sah sie so intensiv flehend an wie ich es vermutlich noch bei keinem anderen menschen getan hatte.

Plötzlich kräuselten sich ihre Lippen und ein riesiges grinsen erschien auf ihrem Gesicht.
Und dieses Grinsen erweiterte sich in schallendes Lachen.

Leben Hinter GlasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt