Kapitel 36

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"Ich mach da nicht mehr mit"
"Was hast du gesagt?"
"Ich sagte, dass ich da nicht mehr mit mach"
"Meinst du das Ernst?! Findest du das etwa lustig?!"
"Nein. Ich will nicht mehr mitmachen."
"Dir ist schon klar, dass wir eine Absprache hatten?! Hast du irgendeinen Grund oder hast du Stimmungsschwankungen? Nenn mir deinen beschissenen Grund!"

Ich war die Treppe nach unten gegangen und gleich hinter der ersten Tür tobte ein heftiger Streit. Darunter war J.J.'s Stimme zu hören. Bei was wollte er nicht mehr mitmachen? Von was sprachen sie? Ich verstand gar nichts.

J.J. 's Sicht :

"Ich-", ich überlegte. Sollte ich es wirklich sagen? Es war verrückt. Es war wahnsinnig. Scratch würde mir den Kopf abreißen. Wortwörtlich.
Er sah mich abwartend und ungeduldig an.
"Was?! Rück schon raus mit der Sprache!"

Sie kannten ihren Namen nicht. Sie hatten sie noch nie mit mir gesehen. Sie konnten überhaupt keinen Verdacht schöpfen. Sie war sicher.
"Ich hab jemanden kennengelernt"

"Ach! Sieh sich mal einer an! Unser Junge hat sich verliebt!", lachte er, er lachte, dass ihm die Tränen kamen.
Ich fand das überhaupt nicht lustig und nach einiger Zeit er auch nicht mehr. Schlagartig war sein Lachen verschwunden. Ich schluckte.

"Und das ist dein beschissener Grund?! Was besseres hast du nicht auf Lager?! Geh und mach deine Arbeit weiter!"
"Nein-"
"Ich glaub du hast mich nicht ver-"
"Nein, ich glaube du hast mich nicht recht verstanden. Ich steig aus. Für immer. Ich vertick das zeug nicht mehr."

Er schubste mich mit voller Wucht gegen die Tür. Der ganze Rücken tat mir weh und das atmen fiel mir schwer.
Plötzlich war ein Knacken von draußen zu hören. Nicht sehr laut, aber doch laut genug, dass man es klar hören konnte.

"Wer ist da?! Wenn du jemanden mitgebracht hast, Gnade dir Gott Junge. Dann zerreiß ich dich mit meinen eigenen Händen!"

Scratch stieß mich zur Seite, sodass ich schwer atmend auf den Boden fiel. Dann riss er die Tür auf und als ich sie sah, hätte ich heulen können. Vor Wut, vor Trauer, ich wusste es nicht, aber es kam mir alles nur noch wie ein Traum vor. Ein sehr Schlechter. Ein Albtraum.

Marie's Sicht :

Kalte, blaue Augen stachen mir entgegen. Der Mann war groß, kräftig und vor allem einschüchternd. Ich ging einen schritt zurück. Ich fühlte mich so klein. Ich stieß mit dem Rücken gegen die Wand hinter mir.
Ich konnte nicht mehr denken. Ich fing an zu rennen.

Ich lief und lief und lief. Meine Beine schmerzten und drohten zu versagen. Aber das konnte ich nicht zulassen. Er würde mich dann einholen. Ein schmaler Gang. Links und rechts von mir nichts als Robustes Gestein.

Meine Arme waren aufgeschürft und brannten fürchterlich. Schleim setzte sich in meinen Hals fest und ich bekam angst zu ersticken. Aber ich konnte nicht anhalten. Er war mir dicht auf den Fersen. Wie war ich eigentlich hierhergekommen?

Ich öffnete den Mund und fing an, unkontrolliert zu atmen. Aus meinem Mund kam immer wieder ein angstvolles keuchen, das mich selbst erschrak. Meine Lunge brannte. Meine Arme brannten. Meine Beine brannten. Ich konnte nicht mehr. Ich musste anhalten. Aber er war schon so dicht an mir dran. Frust stieg auf, der Tränen mit sich brachte. Ich schluchzte auf.

Aber ich konnte jetzt nicht weinen. Mir war die Luft so oder so schon zu knapp. Plötzlich fühlte es sich an, als würde der Luftgehalt sinken. Dicke Tränen flossen aus meinen Augen. Wo war der Ausgang?! Alles war dunkel. Kein Licht in Sicht.

"Marie! Marie, komm zu mir. Schnell!"
Ich erkannte den tiefen Bariton sofort, aber wo war er?
"Marie! Komm! Ich bin hier! Komm zu mir!"
Plötzlich sah ich ihn. Seine vertrauten Augen warteten auf mich. Nur auf mich.
Er würde mir hier raus helfen.

Mit letzter Kraft rannte ich die letzten Meter zu ihm.
Mein Verfolger schien plötzlich weg.
Mit letzter Kraft schmiss ich mich in seine Arme, krallte mich in sein T-Shirt und ließ meinen Tränen freien lauf. Ich schluchzte und hustete, als gäbe es keinen morgen.

Sanft strich er mir übers Haar.
"Marie. Marie, es tut mir so leid. Aber wir müssen weiter. Komm"
Er nahm meine Hand als wäre das selbstverständlich. Dann sah er nach rechts und links.

"Wo bist du, Kleine? Du kannst dich vor mir nicht verstecken!", erklang eine tiefe, wütende Stimme irgendwo in der Nähe und direkt erfasste mich Angst.
Wieso war ich ihm gefolgt?
Wieso war ich nur so blöd gewesen?
Wie konnte ein Mensch so blöd sein?

"J.J. Kommt. Ich weiß, wo es hier schnell rausgeht", es war der Mann von vorhin, der mir auch mit dieser seltsamen Frau geholfen hat.

"Okay. Bereit?"
J.J. sah mich abwartend an. Ich nickte nur.
Zusammen folgten wir dem großem Mann. Wir gingen rechts und wieder links und dann nochmal rechts. Dieses Haus hatte von außen gar nicht so groß ausgesehen. Wo kämen die ganzen Gänge her?

Schließlich kamen wir in eine Sackgasse. Wie sollte es hier weiter gehen? Er grinste uns an und dann rief er ganz laut:"Hey! Scratch! Ich hab sie gesehen!"

Meine Kinnlade fiel herunter. Wollte der uns etwa verarschen? Das konnte nicht sein Ernst sein, was es auch nicht war, denn kurz darauf zog er eine klappe vom Boden hoch, die ich vorher noch wahrgenommen hatte.

J.J. grinste ihn auch an und sagte dann:" Danke Alter", und dann zu mir,"Ladys First"
Ich sah mir das Loch an. Es gab keine Treppe, einfach nur ein dunkles Loch.
"Na komm. Spring schon, Kleine."
Ich sah J.J. noch einmal an und sprang. Am Boden angekommen gaben meine Beine unter mir nach und ich fiel zu Boden, doch ich krabbelte auf allen vieren noch ein Stück weiter, sodass J.J. nach kommen konnte. Ein paar Sekunden stand er auch schon neben mir. Die klappe von oben wurde geschlossen und es wurde dunkel um uns.

"Wo sind sie?!"
"Ich weiß nicht. Ich glaub sie sind da lang"

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Hii :)
Mal wieder ein nächstes Kapitel. Langsam neigen wir uns dem Ende zu. Ich weiß, dass eine ziemlich große Pause zwischen den letzten beiden Kapiteln war, tut mir leid. Ich hatte null Motivation.

Und viielen dank für über 1000 R! Das sind so so viele! Vielen Dank dafür <3

Leben Hinter GlasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt