Kapitel 12

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Ich fühlte die Wärme. Seine innere Wärme, die bis nach außen strahlte und meinen Körper umhüllte.
Seine starken Arme klammerten sich schon fast Um meinen Körper und ich hielt mich an ihm fest.

Und fast fühlte es sich sogar so an, als würde er nicht nur hinter Glas existieren, er fühlte sich fast menschlich an. Und ich genoss es.
Drückte mich so fest es ging an ihn und ließ meinen Tränen freien lauf.
All die Sehnsucht, Verzweiflung, Wut und letztendlich auch Glück.
Ich weinte, weil ich so glücklich war und ein paar Momente konnte ich alles um mich herum vergessen.
Meine ganze Konzentration auf seinem Herzschlag.

Bis J.J. und ich aus einem Mund flüsterten:"Ich..."
Dann fingen wir beide an leise zu lachen.
"Du zuerst", erlaubte ich ihm.
Noch immer uns umarmend, kratzte er sein Kinn auf meinem Kopf, weswegen ich trotz Tränen leise kicherte. "Ich hab mir so gewünscht, du würdest wieder kommen..." , er flüstere es nur ganz leise und ich musste mich wirklich anstrengen, um es zu verstehen.

Doch als mein Gehirn realisierte, was er gesagt hatte, brach ein mühsam unterdrückter Schluchzer aus mir heraus.
Sofort löste er sich von mir und sah mir in die Augen. Mit seinen großen Händen umfasste er noch immer meine Schultern.
"Hey ...", fing er an sanft zu sprechen ," was ist denn los?..... Oh gott! Ich hab dich überrumpelt, stimmts? Ich bin so egoistisch! "
Schnell versuchte ich zu widersprechen ohne dabei nur Schluchzer herauszubringen:"I-Ich hab dich nur so sehr vermisst die letzte Woche war grausam und ich bin so froh, dass du das auch so empfindest, weil ich mir schon wie eine Gestörte vorkam, weil ich so traurig war und dabei kannte ich dich doch nur ein paar ...."
J.J. presste seinen Zeigefinger sachte auf meine Lippen und sagte:" Vergess Punkt und Komma nicht"

Leicht grinste er mich an und ich blickte Beschämt zu Boden...
"Ich meine doch nur dass ich nichts über dich weiß. Ich weiß nicht, für was du diese ganzen Psychologie-Bücher brauchst oder wie alt du überhaupt bist oder wer diese komische Frau auf dem Bild ist, die dich so vertraut anlächelt! Vielleicht...", schnell schlug ich mir die Hand auf den Mund, damit nicht noch mehr aus mir heraus platzte.

Doch es war zu spät.
J.J. hatte alles gehört und sah mich jetzt aufmerksam und verwundert an.
Dann realisierte er meine Worte und sah mich skeptisch und ich glaubte es fast nicht.... Belustigung zeichnete sich auch ab.
"Du hast dich also umgesehen.", es war keine frage.
"Es tut mir leid..."

Jetzt hast du es total versaut du Blödi!

Ich blickte wieder zum Boden, und wünschte er würde mich verschlucken und nie wieder ausspucken.
Das ganze rumgeheule umsonst. Die ganze Wut war umsonst. Das ganze zurückziehen umsonst. Alles umsonst, denn jetzt würde er mich wegschicken und nie wieder sehen wollen. Niemand mag Menschen, die sich selbst Zutritt verschafften und sich dann noch in aller Seelenruhe umsahen.

Und wieder liefen Tränen über meine Wangen und tropften zu Boden.

Was sollte dieses blöde Geheule überhaupt? Es bringt doch eh nichts!
Vorbei ist vorbei. Du hast deine Chance verspielt.

Trotzig wischte ich mit der Hand unter meinen Augen entlang. Doch es half nichts. Es kamen immer mehr.

Aber du hast natürlich auch noch die Chance, den Niagarafällen Konkurrenz zu machen...

Jetzt drang noch ein Schluchzer aus mir heraus.
Blöder Kopf! Musste er mich denn immer so runter machen?

Es war bestimmt schon eine Minute vergangen und ich stand immer noch mit hängenden Kopf und heulend vor J.J. , welcher mich einfach nur stumm ansah.
Sollte ich noch etwas sagen?
Aber was würde das bringen?
- Gar nichts

Es brachte auch gar nichts weiter hier rum zu stehen, denn davon würde nichts besser werden, deshalb drehte ich mich langsam um und wollte gerade ins Bad marschieren, um den Spiegel wieder einzuschlagen, als J.J. ' s große Hand mich an der Schulter packte und mich langsam wieder zu sich drehte.
Ein Hoffnungsfunke schoss durch meinen Körper. Blöde Hoffnung!

Denn Hoffnung ist nichts weiteres als eine Scherbe im Fuß, die solange schmerzt, bis man sie herauszieht...

Als ich wieder direkt vor ihm stand nahm er sachte mein Kinn in seine große Hand und zwang mich damit, ihn anzusehen.
"Hey ... es ist doch okay. Das macht doch nichts. Ich war eben nicht da. Es ist alles okay" , seine Stimme war so sanft wie ein leichter Wind, der im Sommer über die Wiesen strich.

Dann beugte er sich quälend langsam nach vorne und schloss die Augen.
Und ich? Ich starrte ihn mit riesigen Augen an und fragte mich, wenn ich jetzt bewusstlos wurde, ob J.J. erste Hilfe konnte.

Seine eine Hand lag immer noch auf meiner Schulter und die andere unter meinem Kinn.
Mein Magen zog sich so stark zusammen, das ich das Bedürfnis hatte, schnell vor ihm und den Gefühlen, die er in mir verursachte, zu fliehen.
Aber andererseits fühlte es sich so schön an und mein Kopf war wie Watte. Nichts anderes sah ich mehr, außer J.J.'s Gesicht, das mir immer näher kam.

Seine geschlossenen Augen, die ein so strahlendes braun hatten. Bei J.J. war die Augenfarbe so lebendig. So abwechslungsreich, je nach seiner Stimmung veränderte sie sich: Mal dunkel, mal hell... und Unwillkürlich hoffte ich, dass auch er etwas in meinen Augen sah. Irgendetwas, das mich für ihn zu etwas besonderem machte.

Und seine volle Lippen....
Die schon ziemlich nah waren.
Langsam bekam ich Panik.
Was wenn ich nicht ... gut ... War?
Oder vielleicht wollte er mich ja gar nicht küssen.

Doch das konnte ich jetzt ausschließen, denn seine Lippen trafen leicht auf meine. Und es war als würde die Watte in meinem Kopf explodieren und ich sah nur noch Sterne. In meinem Magen kribbelte es, als würde eine Horde Ameisen darin herumkrabbeln.
Gerade schloss ich auch die Augen, als es schon wieder vorbei war.

Es war so leicht und sanft gewesen. Nur eine klitzekleine Berührung seiner Lippen. Das wars. Und doch rummorte mein Körper so.
Es war unglaublich.

"Okay?", fragte er leicht unsicher.
Ich sah ihn nur an. Seine strahlend braunen Augen, die so viel Wärme verbreiteten, dass mir ganz wohlig wurde.
"Okay", flüsterte ich.

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Hey ^^

Danke fürs lesen♡ .
Ich hoffe es hat euch gefallen :-)

Verbesserungsvorschläge und Kommentare wie immer erlaubt.

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Leben Hinter GlasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt