Kapitel 18

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"Hey, so schlimm wird es doch auch wieder nicht."

Wir waren bei mir Zuhause.
Maya und ich.
Ich hatte sie nach der schule einfach mit zu mir genommen.
Ich brauchte einfach einen Menschen, der mich wenigstens ansatzweise verstand.

Das mit dem schwimmen machte mich total fertig.
Ich konnte nicht ins Wasser!
Ich durfte nicht ins Wasser!

Erst in einer Woche.
Erst in einer Woche durfte ich zu J.J.
Er brauchte die zeit, um herauszufinden, warum die Glasscheibe nicht mehr funktionierte.

Er musste herausfinden, wie ich ihn weiterhin besuchen konnte.
Ich musste ihn einfach weiter sehen.

"Du machst ja als würde dich das Wasser auffressen"
Wenn du wüsstest...

"Ich will einfach nicht" , war meine Antwort. Dabei verschränkte ich die Arme vor der Brust und fing an zu schmollen.

"Was ist daran denn so schlimm?"

Wie saßen auf der Coach im Wohnzimmer.
Der Fernseher lief. Aber wir beachteten ihn nicht.
Es war sau kalt, weil das Fenster offen war, aber da Wir auch zu faul waren um aufzustehen, hatten wir uns einfach in decken gewickelt.

Ein gutes Bild gaben wir ab.

Aber was sollte ich ihr denn sagen?
" I-Ich hab meine ... Tage..." , ließ ich mir dann einfallen, aber es klang nicht wirklich glaubhaft.

"Aha?" , Maya sah mich missbilligend an und zog eine Augenbraue hoch. Wie ich die Leute beneidete, die das konnten..., "und deswegen warst du auch den ganzen Schultag so beschissen drauf oder?"

Sie wechselte die Position und schlug ihr rechtes Bein über das linke.
Noch nichtmal das bekam ich hin...
(Ich konnte es wirklich nicht, fand es schrecklich unbequem...)

"I-Ich..."
Wirklich. Super Antwort! Vielleicht sollte man dir den Oscar verleihen?

" Mensch Marie! Jetzt sag mir doch was los ist! Du kamst schon so in die schule, dann die sache mit Klara und dann das schwimmen.
Sag mir doch einfach was los ist..."

Zum ende hin wurde sie immer leiser.
Von unten herauf sah ich sie an.
"Mom und ich ... haben uns gestritten..."
"Und das wars?", sie klang ungläubig.

Ich seufzte.
Was willst du jetzt tun?

" Es ... gibt da einen ... Jungen..."
Maya riss die Augen auf und sah mich an.
"Seit wann? Wie? Wo? Warum erzählst du mir das denn nicht?!"

Ihr Gesicht war einfach unglaublich.
Sie war aufgesprungen und die decke rutschte an ihrer Hüfte herab.
Sie sah mich so überrascht und wütend an, dass ich fast lachen musste. Biss mir aber noch rechtzeitig auf die Lippe.

"Seit zwei Wochen oder so? Auf dem weg nach hause. Ich hatte mich verlaufen und er hat mir geholfen.
Er heißt J.J.
Also Jonathan. Aber er meinte ich könnte ihn so nennen...
Wir haben uns ein paar mal getroffen und ... äh... auch geküsst ..."

Als ich seinen Namen ausgesprochen hatte, fing ich unwillkürlich an zu grinsen, da ich ihn so detailliert in diesem Moment vor mir sah wie erst letzte Nacht.

Doch gleichzeitig spürte ich einen Stich.
Hoffentlich fand er etwas raus ...

"Oh mein gott oh mein gott oh mein gott!!!"
Maya fing an zu hüpfen, fasste mich bei den Händen und zwang mich mit zu machen.
Ich sah sie komisch an, machte ihr zuliebe aber mit.

" Du hättest dein Gesicht sehen sollen! Dich hat es sowas von erwischt", sie nahm mich in den Arm,"ich freue mich so für dich!"

Bitte hör auf zu reden...
Gleich kamen mir die Tränen, weil es einfach nicht real war. J.J. und ich. Das war nicht real. Es gab keine Zukunft für uns.

Leben Hinter GlasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt