Kapitel 24

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In der Schule empfing mich sofort Maya. Sie hatte direkt am Tor auf mich gewartet und mich in die Arme geschlossen. Sorgenvoll und erleichtert.

"Marie! Ich hatte so Angst um dich. Du warst plötzlich weg. Keiner hat dich mehr gesehen. Ich bin sofort auf Jay zugegangen und hab ihm eine gepfeffert. Das hat der aber kaum mitbekommen. Hat voller Entsetzen ins Wasser geguckt. Dem sein Gesicht hättest du sehen sollen! Aber trotzdem war ich..."

"Maya!", rief ich ihr lachend dazwischen. Sie sah mich an, als hätte sie mich jetzt erst gesehen. Gut, dass ich sie unterbrochen hatte.
Sie hätte sonst nie aufgehört, zu reden.

"Ich bin am Boden entlang zum Ausgang geschwommen und nach hause gerannt. Mir war das ganze einfach zu peinlich"

Ich kratzte mich im Nacken und sah Maya an. Hoffend sie würde mir glauben.
"Ja. Klingt logisch. ", sie sah zufrieden aus,"aber du hättest dich trotzdem melden können. Weißt du wieviel Sorgen ich mir gemacht hab? Und alle anderen auch."

Die Schulklingel unterbrach uns und so gingen wir rein.

********************

Nach der Schule lief ich zum Bus. Aber ich würde nicht nach hause gehen. Ich hatte noch etwas anderes vor.

Alle in der Schule hatten meine Ausrede geglaubt. Manche erleichtert und andere wütend, weil sie sich soviel Sorgen gemacht hatten.
Und dadurch fühlte ich mich seltsam geliebt. Von meiner Klasse gemocht.

Ich hätte nie gedacht, dass sich alle soviel um mich sorgen würden.
Sogar ein paar meiner alten Freund hatten mich in die Arme geschlossen.

Naja... alle außer Klara. Von dieser bekam ich nur einen Blick, der Erleichterung aussprach. Doch dann setzte sie wieder ihre sture Maske auf und ignorierte mich den Rest des Tages.
Ein wenig tat es noch weh, so von ihr behandelt zu werden, doch gleichzeitig spürte ich Wie es von tag zu tag besser wurde.

An der Bushaltestelle stoppte ich. Ich wusste, wo er wohnte und wo ich aussteigen musste.
Gespannt sah ich auf die Uhr. Noch fünf Minuten bis der bus kam.

In meinem Bauch bildete sich ein unangenehmes Gefühl der Aufregung und mein Herz schlug schneller.
Ich Biss mir auf die Lippe, bis ich Blut schmeckte. Doch ich hörte nicht auf. Dieses gemischte Gefühl aus Nervosität, Aufregung und Hoffnung war schrecklich.
Ich fing an Auf und Ab zu laufen.

Bis ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. "Hey. Was machst du denn hier?"
Ich drehte mich um. Es war Daniel. Er war der neue feste Freund von Klara, wenn man den Gerüchten Glauben schenken durfte.

Warum jetzt? Konnte er nicht verschwinden? 

"Ich warte auf den Bus"
Als wäre das etwas so besonderes. Was soll man denn sonst an einer Bushaltestelle machen?

"Achso. Cool."
Ich sah ihn komisch an und drehte mich wieder von ihm weg.
"Ich soll dir übrigens von Klara sagen, dass du aufhören sollst, sie immer anzugucken. Eure Freundschaft,  in Anführungszeichen, sei vorbei."

Deswegen war er also hier. Als kleines Schoßhündchen von Klara...

"Und wieso sagt sie mir das nicht selbst?"
Daniel zuckte mit den Achseln.
Ich seufzte " dann sag du ihr, dass ich das gar nicht mache, sondern sie sich das wahrscheinlich nur einbildet"

Daniel nickte langsam "Ja, das hab ich mir auch gedacht... sie vermisst dich wahrscheinlich einfach noch zu sehr"

Was?!
Ich sprach meine Gedanken direkt aus.
Wieder zuckte Daniel die Achseln.
"Keine Ahnung. Sie redet ständig über dich... auch schlechtes... aber naja, ich glaub, sie will sich nur einreden ,dass du so doof bist wie sie sagt"

Ein Funken Hoffnung keimte in mir auf. Vielleicht hatte unsere Freundschaft ja doch noch eine Chance, wenn es stimmte was Daniel gesagt hatte.

Doch bevor ich noch irgendetwas sagen konnte, bog ein Bus um die ecke. Mein Bus.
Und prompt war dieses eklige Gefühl in meinem Bauch wieder da, welches ich durch das Gespräch mit Daniel vergessen hatte.
"I-Ich muss dann los. Tschüss"

Schnell fuchtelte ich meine Karte aus meiner Jackentasche und ging ein paar Schritte weiter auf die Straße zu.
Ich spürte wie Daniels Blick immer noch auf mir lag.

Der Bus hielt vor mir und öffnete seine Türen. Ich stieg ein, zeigte mein Ticket und setzte mich auf einen Platz in der nähe der Mitteltür. 

Ich sah aus dem Fenster und sah wie Daniel mir noch zuwinkte. Ich lächelte leicht zurück. Er konnte ja nichts dafür, in wen er sich verliebt hatte.

Da fiel mir wieder ein, was er gesagt hatte...
Konnte es wirklich sein, dass Klara und ich wieder Freunde würden? 

Ein verstärktes unwilkommenes Hoffnungsgefühl schlich sich ein.
Am liebsten wollte ich diese Hoffnung erstechen, da ich wusste, dass wir nie wieder Freunde würden, doch trotzdem blieb es da und in meinem Kopf malten sich Bilder der Versöhnung.
Ich wollte das nicht sehen, also schüttelte ich den Kopf, als könnte ich die Bilder loswerden.

Ich sah aus dem Fenster.
Wir fuhren gerade durch die Straße, in der ich Wie eine Irre ausgestiegen war und Angst gehabt hatte, ich müsste in die Psychiatrie. 
Ich lachte innerlich über mich selbst.

Ich war schließlich in diese schmutzige kleine Seitengasse gelaufen und hatte mich zwischen Mülltonnen vergraben.
Mein Spiegelbild hatte die Scheibe eingeschlagen und ich war in eine andere Welt geraten. Verschwommen, Glasig und Bittersüß.
Ich hatte dort bei J.J. alles vergessen... und nun war mir der Zugang versperrt.
Aber ich würde es schaffen, hier meinen J.J. zu finden. Ich war stark. So wie J J. es gesagt hatte...
Ich würde es schaffen...

Ich drückte auf den Stop-Knopf und etwa 50 Meter weiter hielt der Bus.
Mein Herzschlag beschleunigte und mein Puls lief tachikat. Er wohnte nicht weit weg.

Ich legte den Weg fast joggend zurück und sah dann von weitem das große Haus mit den alten rostenden Feuertreppen. 3. Stock.
Sollte ich gleich hochgehen oder hier warten?

Spontan entschied ich mich für ersteres.  Ich ging die rostigen Treppen langsam nach oben und mein Herz lief immer schneller bis ich vor seinem Fenster stand.
Meine Atmung ging schnell.

Ich klopfte. Ich konnte nicht hineinsehen. Ein dunkler Vorhang verbarg die Sicht ins innere.
Es geschah nichts. Ich klopfte ein weiteres mal.
Wieder geschah nichts.
Niemand kam.
Aber er wohnte hier. Ich wusste es genau.
Ich klopfte ein weiteres mal.
Doch wieder geschah nichts.

Enttäuschung übermannte mich.
Vielleicht ist er ja auch einfach nicht Zuhause. Schonmal auf die Idee gekommen? 

Ich konnte auch hier auf ihn warten.
Also setzte ich mich auf eine der rostigen Treppenstufen, legte die Ellbogen auf meine Knie und meinen Kopf in meine Hände.

Der Himmel verdunkelte sich und graue Wolken verdichteten sich bis die ersten Tropfen vom Himmel fielen.
Na super ...

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Hiiii :)

Na wie geht's? Habt ihr die Ferien genossen? Ich bin ein wenig traurig darüber, dass sie vorbei sind...

Wie hat euch das Kapitel gefallen?
Viieelen Dank fürs lesen ♡♥♡♥

Kommentare und Verbesserungsvorschläge sind gerne erlaubt ;)

Machts gut ☆★☆★

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