Kapitel 28

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Das erste was ich sah waren braune Augen. Kalt.
Und danach ein seufzen und leises flüstern:"Oh Gott..." 
Genervt.

"Also so schlimm bin ich nun auch wieder nicht"
Ohne es zu merken, rutschte der Satz aus meinem Mund.

"Was?"
Ich wollte schon den Mund öffnen, um das Gesagte irgendwie zu überdecken, doch noch bevor ich etwas sagen konnte, unterbrach er mich.
"Okay, weißt du was? Ich hab keine Ahnung wer du bist, aber ich will es auch gar nicht wissen. Alles was ich will, ist, dass du vor meinem Fenster verschwindest und auch nie wieder dort auftauchst."

"Meinst du etwa ich wäre auf Wandertag? Ich komm doch nicht umsonst hierher! "
"Nein, ehrlich gesagt wusste ich noch nicht mal, dass die Klapse Wandertage macht!"

So. Da hast dus: er denkt du bist eine Irre.

"Ich frage mich, warum ich mir überhaupt die mühe mache hierherzukommen"
"Ja, das Frage ich mich auch. Schön, dass wir jetzt mal in einer Sprache sprechen.  Könntest du dich jetzt mal vom Acker schaffen?"
"Mit dir hat doch keiner geredet, Arschloch"

"Wenn du doch die ganze zeit nicht mit mir redest könntest du doch auch verschwinden"
"Ich hab echt gedacht, das könnte was werden, aber ich hätte es besser wissen sollen"

"Ja und jetzt verschwinde"
"Ich wäre sowieso gegangen!"
"Ja? Und Tschüss."

Wütend drehte ich mich um und stapfte die Treppen hinab. Das letzte, was ich hörte war wie das Fenster geschlossen wurde.

So ein blöder Kerl...

Ich sollte die Hoffnung echt aufgeben, aber was hatte ich mir denn eigentlich die ganze Zeit über gedacht? Dass alles super laufen würde? Und ich bis ans Ende meiner Tage auf Einhörnern Richtung Walhalla hoppeln würde?

Nein. Das würde auch nie Wahrheit werden. Und noch nicht mal der Fakt, dass es keine Einhörner gab, war Schuld daran.

***

Ich lief und lief und lief. Meine Beine schmerzten und drohten zu versagen. Aber das konnte ich nicht zulassen. Er würde mich dann einholen. Ein schmaler Gang. Links und rechts von mir nichts als Robustes Gestein.

Meine Arme waren aufgeschürft und brannten fürchterlich. Schleim setzte sich in meinen Hals fest und ich bekam angst zu ersticken. Aber ich konnte nicht anhalten. Er war mir dicht auf den Fersen. Wie war ich eigentlich hierhergekommen? 

Ich öffnete den Mund und fing an, unkontrolliert zu atmen. Aus meinem Mund kam immer wieder ein angstvolles keuchen, das mich selbst erschrak. Meine Lunge brannte. Meine Arme brannten. Meine Beine brannten. Ich konnte nicht mehr. Ich musste anhalten. Aber er war schon so dicht an mir dran. Frust stieg auf, der Tränen mit sich brachte. Ich schluchzte auf.

Aber ich konnte jetzt nicht weinen. Mir war die Luft so oder so schon zu knapp. Plötzlich fühlte es sich an, als würde der Luftgehalt sinken. Dicke Tränen flossen aus meinen Augen. Wo war der Ausgang?! Alles war dunkel. Kein Licht in Sicht.

"Marie! Marie, komm zu mir. Schnell!"
Ich erkannte den tiefen Bariton sofort, aber wo war er?
"Marie! Komm! Ich bin hier! Komm zu mir!"
Plötzlich sah ich ihn. Seine vertrauten Augen warteten auf mich. Nur auf mich.
Er würde mir hier raus helfen.

Mit letzter Kraft rannte ich die letzten Meter zu ihm.
Mein Verfolger schien plötzlich weg.
Mit letzter Kraft schmiss ich mich in seine Arme, krallte mich in sein T-Shirt und ließ meinen Tränen freien lauf. Ich schluchzte und hustete, als gäbe es keinen morgen.

Sanft strich er mir übers Haar.
"Marie. Marie, es tut mir so leid"


Ein schmerzendes Kribbeln lief durch meinen Arm, sodass ich die Augen öffnete. Mein Arm war eingeschlafen.
Wie ich das hasste!
Tränen rollten über meine Wangen. Ich wischte sie wütend weg.

Ein kurzer Blick zum Wecker verriet mir, dass wir 06:00 Uhr morgens hatten. Es war Samstag. Ich könnte mich wieder hinlegen, aber ich hatte absolut keine Lust auf noch so einen Traum. Vor allem hatte ich keine Lust auf einen Traum mit J.J.

Also rollte ich mich aus dem Bett, wischte mir die Haare aus dem Gesicht und tapste verschlafen Richtung Badezimmer.
Wollte die Tür öffnen und bemerkte, dass sie verschlossen war.

Wer war denn schon so früh wach?
"Mom? Bist du da drin?"
Doch als sich die Tür öffnete, war es nicht meine Mutter, die mir gegenüberstand.

Ich glaubte meinen Augen nicht.
"Ah, Guten Morgen Marie! Schon so früh wach? Gut geschlafen?"
"Sie bestimmt"
Heilige Mutter Theresa. Das war dieser schleimige Arzt aus dem Krankenhaus. Meine Mutter hat wirklich was mit dem angefangen und er hatte heute Nacht bei uns ... übernachtet...

Ich glaub ich muss mich übergeben...

"Oh ja, ich hab gut geschlafen. Danke der Nachfrage. Und nenn mich doch einfach Carsten."
"Ähm ja. Darf ich jetzt ...?"
Mit der Hand zeigte ich ins Badezimmer.
"Oh ja natürlich! Tut mir leid! Wir sehen uns dann beim Frühstück"

Damit ging er an mir vorbei ins Schlafzimmer meiner Mutter. Ich ging  ins Badezimmer und übergab mich.

Nicht, dass ich es meiner Mutter nicht gönnte, aber hätte sie uns nicht vorwarnen können? Dass Carsten ab jetzt ihr Lover war?

***

Beim Frühstück saß Carsten mir direkt gegenüber und grinste mich die ganze zeit über an. Ich sah ihm Währenddessen dabei zu , wie er ein Brötchen nach dem anderen verschlang.
"Marie. Willst du denn nicht mehr essen? Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages!"

"Nein. Mir ist nicht so gut."
"Du wirst doch wohl nicht krank werden! Soll ich dich später mal untersuchen?"
"Nein danke, Carsten"

Und nach diesem kurzen Gespräch schmachtete meine Mutter ihn noch mehr an, als zuvor. Man könnte förmlich spüren, wie sie ihm verfallen war.
"Mom, wo ist eigentlich Magda?"
"Schläft bei einer Freundin"

Das hätte ich besser mal auch tun sollen...

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Hi ^▼^

♥Danke fürs lesen♥

Wie hat euch das Kapitel gefallen?
Wie Findet ihr die Beziehung zwischen der Mutter und Carsten ;) ?

Wünsche euch eine schöne Woche ;*

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Leben Hinter GlasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt