Kapitel 32

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J.J.'s Sicht:

Ich hatte immernoch keine Ahnung, woher dieses Mädchen kam. Oder warum sie bei mir aufgetaucht war. Vor meinen Fenster.
Und ich hatte auch keine Ahnung, warum sie immer wieder und immer öfter auftauchte...

Sie war einfach plötzlich da gewesen.
Kannte meinen Namen, kannte mich anscheinend besser als jeder andere.

Und wie sie mich ansah. Sie sah mich an, als wäre ich ihre Welt, als wäre ich alles für Sie. Und wenn sie mir in die Augen sah, suchte sie jedes mal nach etwas.
Sie suchte nach etwas, das ich anscheinend hatte, aber ich hatte keinerlei Ahnung, was.

Sie sah aus, als würde sie jemandem vermissen, den sie in mir zu finden hoffte.
Aber ich konnte ihr nichts von alldem geben, was sie suchte.
Ich wusste ja noch nichtmal, was sie suchte.

Ich hatte am Anfang wirklich gedacht sie hätte sich verlaufen und käme aus einem Irrenhaus. Aber sie tauchte immer wieder auf. Überall, wo ich war, war sie, auch wenn es manchmal nur in meinem Kopf war.

Ja, richtig gehört. Sie ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Und genau deswegen musste sie verschwinden. Und zwar so schnell wie möglich.

Mein Leben ist zu gefährlich und sie passt da nicht rein.

Aber jetzt hatte ich dieses "Praktikum" begonnen, bei dem ich sie jeden Tag sah, denn schließlich wollte sie mich ja kontrollieren.

Fragt mich nicht. Ehrlich. Keine Ahnung, warum ich auf den Scheiß eingegangen bin.
Wahrscheinlich, weil ich nicht wollte, dass sie mich verpfiff, aber das konnte ich mir nur bedingt einreden. Die Wahrheit drang nämlich immer mehr durch meinen Kopf.
Ich hatte wegen ihr zugesagt.

Naja, zum Absagen oder Zusagen hatte ich ja eigentlich keine Chance gehabt, da sie einfach weggelaufen war.
Aber dass ich jetzt hier stand und zusah wie sie meinen Dreck aufräumte, beweiste eigentlich schon alles.

"So, siehst du. Gar nicht so schwer. Und jetzt bringen wir jedem Bewohner ein Handtuch"

Sie ging von diesem Wagen-ähnlichen Teil zurück. Anscheinend hätte ich den Wagen schieben sollen, aber das fiel mit erst ein, als sie mich schon darauf hingewiesen hatte und schon 10 Meter den schmalen, hellen Flur vorgegangen war.
Wie ein Idiot tappte ich hinter ihr her.
An jeder einzelnen Tür hielt sie, klopfte und begrüßte den jeweiligen Bewohner mit Namen.
Irgendwann fing ich an, mich zu fragen, woher sie alle Namen und sogar noch Nachnamen kannte.
Erst nachdem wir, oder eher sie und der Trottel mit dem Wagen, fertig waren, fielen mir die Namensschilder an den Türen auf und ich hätte beinahe über meine eigene Blödheit gelacht.

"Also das hätte ich auch allein hinbekommen"

Warum hab ich das gesagt?
Das war ein großes Problem von mir. Ich redete erst und danach dachte ich darüber nach, was ich gesagt hatte. Und meistens war es der größte Schwachsinn.

"Ja. Na dann. Viel Spaß noch"
Damit drehte sie sich um und verschwand so schnell wie sie aufgetaucht war.

Ich hätte mich ohrfeigen können.

Nein. Es ist gut, dass sie geht...

Und jetzt stand ich wie ein noch größere Trottel da. Und wie ein Arschloch.

Eigentlich liebte ich es, die Rolle des Arschlochs zu spielen, aber bei ihr hatte ich das Bedürfnis eine andere Seite zu zeigen. Für sie wollte ich jemandem anderes sein, auch wenn sich das total wie pillepalle anhört und ihr euch denkt, dass ich sie nicht mehr alle hab.

Aber sie hat mir geholfen, als ich total überfordert mit diesen Handtüchern und diesem Wagen-Teil war.
Und was sag ich?
Das hätte ich auch allein hinbekommen

Am liebsten wäre ich ihr hinterhergerannt, und das machte mir Angst, denn ich entwickelte mich langsam zu einem hormongesteuerten Mädchen.

Ich wollte kein Mädchen sein und ich wollte auch nicht, dass dieses Mädchen weiterhin in meinem Kopf spukte.
Ich wusste ja noch nicht mal mehr ihren Namen.
Ich wusste nur, dass sie ihn mir mal gesagt hatte.

Und zugegebenermaßen musste ich sagen, dass ihr Name mich an heiße Sommer mit kühlen Winden, klaren Himmel mit klaren Gedanken und Kirschen erinnert hat.
Warum auch immer.

Das fand ich sogar noch schlimmer, denn ich benahm mich wie ein krankhaft blödes Mädchen.

Bevor ich noch weiter über sie und meine Blödheit nachdenken konnte, nahm ich den Wagen mit den restlichen rosé-farbenen Handtüchern und schob ihn wie ein Mann mit stolzer Brust in die Besenkammer.

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Hallo meine Lieben :)

Es gibt mal wieder ein neues Kapitel. Dieses Mal aus J.J.'s Sicht.
Wie hat es euch gefallen?

Ich hoffe es geht euch gut.
Schöne Woche noch <3

P.S.: Habt ihr auch bald Ferien ;)

Leben Hinter GlasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt