Kapitel 43.

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Calum und Luke setzen mich auf einer Bank ab und lassen endlich meine Arme los.
"Was war das denn bitte? Ich dachte du bist mit Jacob befreundet oder sowas." Ich antworte nur mit einem "Pff" und verschränke die Arme vor der Brust.
"Willst du uns vielleicht erklären was vorgefallen ist dass du ihn so zusammen schlagen musstest?" Fragt Luke.
"Will ich das?"
"Komm schon Mikey, du hast den Kerl gerade fast umgebracht. Da muss irgendwas heftiges passiert sein." Sagt er.
"Wenn du wüsstest." Murmel ich und senke den Kopf.
"Erzähl schon." Drängt jetzt Cal und die beiden setzen sich neben mich.
"Jacob und die anderen waren gestern bei mir. Ich wollte sie gar nicht da haben aber sie haben sich praktisch selbst eingeladen. Sam ist runter gekommen und so wie sie nun mal drauf sind haben sie sie gleich angemacht."
"Und deswegen musst du ihn fast umbringen?" Fragt Luke verwirrt.
"Lass mich doch ausreden." Motze ich obwohl ich eigentlich nicht weiter reden will.
"Ist ja gut." Abwehrend hebt er die Hände und lässt mich weiter reden.
"Ihr war das ganze nicht wirklich geheuer und so hab ich ihr gesagt sie soll die Schlafzimmertür zusperren wenn sie schlafen geht. Das hat sie gemacht oder auch nicht, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ist so einiges an Alkohol geflossen und alle waren ziemlich dicht. Ich weiß noch dass Jacob aufs Klo musste und nach oben gegangen ist. In der Zeit sind wir anderen wahrscheinlich eingeschlafen. Das nächste an das ich mich erinnern kann sind ihre Rufe nach mir." Ich schlucke schwer als ich ihre Stimme in meinem Kopf hören kann. Calum und Luke sitzen still neben mir und hören mir zu, also reden ich weiter. Auch wenn mir schon ganz schlecht ist.
"Ich bin sofort nach oben gelaufen als ich realisiert habe was los ist. Als ich hoch kam stand die Schlafzimmertür offen und ich konnte schon ihr Schluchzten hören." Meine Stimme wird immer leiser und die Szene spielt sich vor meinem inneren Auge erneut ab.
"Sie stand an die Wand gepresst und mit geschlossenen Augen da während ihr die Tränen über die Wangen geflossen sind. Ihre Hose lag am Boden und ihr Oberteil war verrutscht. Sie hat so verzweifelt ausgesehen und dieses Arschloch von Jake war gerade dabei seine Hose zu öffnen. Als sie mich bemerkt hat hat sie nur noch mehr angefangen zu weinen und ist auf den Boden gerutscht während ich mich auf Jacob gestürzt habe." Ein Klos hat sich in meinem Hals gebildet und es wird still als ich nicht mehr weiter rede.
"Fuck." Haucht Luke neben mir und stützt seinen Kopf auf seiner Hand ab.
"Warum hast du den Kerl nicht gleich umgebracht?" Sagt Calum tot ernst.
"Glaub mir das hätte ich liebend gerne aber ich musste zu ihr." Erkläre ich.
"Und wo ist sie jetzt? Ist sie Zuhause? Und wie geht es ihr überhaupt?" Fragt Luke alles auf einmal.
"Nein sie ist hier."
"Sie ist zur Schule gegangen?" Fragt er ungläubig.
"Ich wollte ihr aufhelfen nachdem ich Jake aus der Wohnung geschmissen habe aber sie hat mich nur angebrüllt ich soll sie nicht anfassen und dann hat sie einfach ihr Zeug genommen und ist abgehauen."
"Oh, shit." Bekomme ich nur als Antwort.
"Ich hab ihr gesagt dass ich sie liebe." Platzt es dann aus mir heraus und ich kann sehen wie sie beide große Augen bekommen.
"Scheiße Alter du hast was?" Luke ist der erste der seine Stimme wieder findet.
"Ich musste es ihr sagen."
"Und du hast es auch wirklich so gemeint?"
"Sonst hätte ich es ihr nicht gesagt. Aber sie hat nur gesagt ich soll nicht mit ihren Gefühlen spielen und ist gegangen." Erzähle ich.
"Oh man, das ist echt scheiße. Aber das wird schon, glaub mir." Calum klopft mir auf die Schulter und steht auf. Luke tut es ihm nach und nimmt seinen Rucksack.
"Sorry Mikey aber wir müssen gehen, wir schreiben gleich einen Test." Informiert mich Luke.
"Schon okay." Ich nicke und die beiden verschwinden mit einem letzten mitfühlenden Blick zu mir.

Sam

In der Mittagspause sitze ich zum ersten Mal seid langem mal wieder alleine. Dieser Tag konnte gar nicht mehr schrecklicher werden. Lucy hat mir heute nach der ersten Stunde gesagt dass sie sowas wie eine Pause in unserer Freundschaft will. Was sollte das? Innerlich kochte ich und hätte ich das gesagt was ich gedacht habe hätte es sicher in einem Streit geendet. Aber ich ließ sie einfach und zuckte nur mit den Schultern bevor ich weg ging. Ich habe Michael für eine kurze Zeit beobachtet wie er mit Luke und Calum an einem Tisch sitzt und kein Wort mit ihnen redet. Sein Gesicht sieht ziemlich mies aus und ich kann sogar von der Entfernung von der ich ihn beobachte sehen dass seine Wange sich langsam blau färbt. Mein Magen zieht sich zusammen als mir wieder in den Sinn kommt warum er sich überhaupt geprügelt hat. Ich lege mein Essen weg da mir mein Appetit vergangen ist und nehme mein Zeug bevor ich, obwohl ich viel zu früh dran bin, schon zu meiner nächsten Stunde gehe. Notgedrungen muss ich dabei an seinem Tisch vorbei und ich kann aus dem Augenwinkel sehen wie er mich anstarrt. Ich versuche meinen Blick einfach nach vorne zu richten und gehe aus der Cafeteria nur um dann im Mädchen Klo zu verschwinden falls ich es doch nicht schaffe meine Tränen zu unterdrücken.

Als die Schule aus ist bin ich etwas ratlos wo ich jetzt hingehen soll. Nach Hause gehe ich ganz sicher nicht. Meine Eltern haben sich ja nicht mal die Mühe gemacht sich nach mir zu erkundigen. Meine Wange hat sich ja nur in einem leichten blau Ton gefärbt nachdem mich mein eigener Vater geohrfeigt hat! Trotz dass ich nicht nach Hause will nehme ich den Bus der in meine Straße fährt und steige an meiner Haltestelle aus. Allerdings steuer ich nicht das Haus meiner Familie an sondern das von Michael. Naja wohl eher seinen Eltern. Als ich klingle hoffe ich dass auch jemand Zuhause ist un mir auf macht. Doch meine Sorgen verfliegen als Karen die Tür öffnet und mich wie immer anlächelt, was ich aber nicht erwidern kann. Sofort vergeht auch ihr das Lächeln als sie meine Zustand sieht.
"Sam, was ist denn los?" Fragt sie und lässt mich erst einmal nach drinnen wo ich meine Schule ausziehe und ins Wohnzimmer gehe.
"Du hast mir doch gesagt dass ich immer zu dir kommen kann wenn etwas ist."
"Natürlich. Und was ist?" Fragt sie und setzt sich neben mich.
"Ich will eigentlich nicht darüber reden aber kann ich dich um einen Gefallen bitten?"
"Klar." Sie nimmt meine Hand und ich kann schon wieder die Tränen spüren die sich in meinen Augen sammeln.
"Kann ich heute hier bleiben? Ich weiß ehrlich gesagt nicht wo ich sonst hin soll." Stelle ich meine Frage.
"Natürlich. Ist was mit Michael oder warum weißt du nicht wo du hin sollst?"
"Ich will erst einmal nicht in seine Wohnung zurück." Antworte ich.
"Willst du wirklich nicht darüber reden? Du siehst so aus als wie müsstest du dir mal so richtig alles von der Seele reden."
"Ich weiß nicht." Sage ich unsicher darüber ob ich es auch wirklich schaffe zu erzählen was passiert ist.
"Du weißt du kannst mir vertrauen Sam."
"Na gut." Willige ich ein und sie steht von der Couch auf worauf ich ihr einen verwirrten Blick schenke.
"Ich mach uns zwei jetzt einen Tee und dann reden wir okay?"
"Okay."

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