Kapitel 4 Zicke

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Ich ignorierte es erstmal und ging in meine Wohnung, dort betete ich dann und versuchte mich so gut es ging zu konzentrieren, was der Lärm von Gegenüber nicht einfach machte. Das Gelächter von drüben wurde immer lauter und es fühlte sich fast schon so an, als würden die Leute in meinem Kopf sitzen und lachen.

Ich entschied mich letztendlich einfach mal bei Ilyass zu klingeln und ihn höflichst darum zu bitten, die Lautstärke zu regulieren.

Ich ging also mit meinen pinken Kuschelsocken und irgendwelchen Latschen aus der Wohnung und klopfte mehrmals fest an die Tür. Ich war die Art Person, die erstmal klopfte, eher ich die Klingel bediente. "Ich gehe schon", hörte ich hinter der Tür eine fremde Stimme. Die Tür öffnete sich und ein Mann stand vor mir. Er sah etwas älter aus als Ilyass. Er hatte schon ein paar weiße Haare, die sich stark von den anderen abheben.

"Ilyass, du hast Besu-", lachte er in die Wohnung. "Ihr sollt nur leiser sein." schnitt ich ihm frech das Wort ab und funkelte ihn böse an. "Warum so glücklich?", kam llyass auf einmal auch in den Türrahmen. "Ihr sollt einfach leiser sein. Euer Lachen ist nicht mehr auszuhalten.", sagte ich dezent wütend und stütze meine Hände an den Hüften ab.

Die beiden vor mir fingen wieder an zu Lachen und ich biss meine Zähne fest zusammen. Ich war kurz davor, den beiden ins Gesicht zu schlagen, aber das wäre ja nicht ladylike. Ich atmete laut aus und zog meine Augenbrauen zusammen, um möglichst ernst auszusehen. Der Freund von Ilyass blieb auf einmal still und musterte mich. Sein Blick schien verwirrt und respektvoll. Mein ernstes Gesicht wirkte anscheinend. "Okay, wir werden auf die Lautstärke achten.", sagte der Mann dann und ich nickte zufrieden. Als ich mich umdrehte um die kurze Strecke zu meiner Haustür zu laufen hörte ich nur noch ein "Schöne Socken" hinter mir. Es war Ilyass und binnen Sekunden erklang dann ein dumpfes Geräusch, ich drehte mich um und sah das Ilyass eine Hand an seinem Kopf hatte. Er funkelte seinen Freund böse an.

Sein Freund hatte ihm wohl einen Schlag auf den Kopf verpasst. Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, Schadenfreude ist zwar nicht gut, aber ich konnte nicht anders. Ich ging ohne ein weiteres Wort zu verlieren in meine Wohnung. Ich schaute mir die Wohnung mal genauer an und auch die Zimmer meiner Mitbewohnerinen, da ich diese beiden Zimmer nicht gesehen hatte.

Selbstverständlich wollte ich nur den Schnitt der Zimmer angucken und nicht etwa in ihren privaten Sachen stöbern.  Ich sah in Leylas Zimmer nichts besonderes, es war genau so geschnitten, wie meins. Danach ging ich in Merves Zimmer und bemerkte sofort eine Balkontür. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass dort ein Balkon war, aber es wäre besser, wenn ich es auch nicht gewusst hätte. Ich ging kurz raus und schaute mir die Häuser an und bemerkte dabei das die Balkone sehr nah beieinander waren. Man konnte bestimmt von dem einen in den anderen klettern, was noch nicht mal so gefährlich wäre, da wir im ersten Stock wohnten. "Guten Abend" kam es plötzlich von rechts. Ich schreckte zusammen und guckte schnell in die besagte Richtung. Ilyass und sein Freunde traten auf den Balkon. Irgendwie konnte ihn von Anfang an nicht leiden. Er war zwar recht freundlich, aber irgendwas war da an ihm, was mir ganz und gar nicht passte.
"Kannst du mich einfach in Ruhe lassen?" sagte ich mit einer sehr gereizten Stimme und schaute böse, obwohl ich genau wusste, dass er das eh nicht sehen würde. Die Sonne war bereits untergegangen und man konnte nur die Gestalten erahnen. "Du bist doch die Zicke. Ich bin immer nett.", versuchte er sich zu verteidigen. Ich lachte ironisch auf und sagte dann wieder ernst "Wenn du meinst.", sagte ich und drehte mich Richtung Balkontür. "Eins noch: du hast den Schlag vorhin echt verdient. Großes Danke an deinen Freund.", fügte ich noch hinzu und verschwand dann ins Zimmer. Ich schloss die Tür ordentlich und trottete wieder zurück in mein Zimmer. 

Am nächsten Tag stand ich früh auf und machte mich fertig. Ich frühstückte eine Kleinigkeit las dann ein Wissenswertes Buch über den Islam. Ich las den ganzen Tag und unterbrach das Lesen nur, durch mein Gebet oder meinen grummelnden Magen.

Zur Nachmittagszeit rief ich beim Heim an und fragte, ob es in Ordnung sei, wenn ich vorbei kam. Anschließend fuhr ich ich mit meinem Auto zum Kinderheim. Ich redete viel mit den Betreuerinnen und las ein paar Kindern etwas vor. Als es spät wurde und die Kinder schlafen mussten, musste ich dann auch schon gehen. Ich hatte so ein komisches Gefühl und ging aus der Tür als ich dunkle Gestalten wahrnahm. Sie kamen hinter einem Auto hervor und sahen um ehrlich zu sein aus wie Zombies.

Mein Auto parkte um die Ecke, aber die Gestalten trotteten genau aus der Richtung. Mein gesunder Menschenverstand forderte mich auf zu rennen. Zurück ins Heim konnte ich nicht, die Tür war bereits zu und zu dieser Uhrzeit war die Klingel abgeschaltet.

Liebe auf Umwegen♡ أحبكWo Geschichten leben. Entdecke jetzt