Kapitel 17 Unternehmung

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Ich guckte ihn nur unglaubwürdig an, worauf er ein sanftes Lächeln auf seine Lippen platzierte. "Ja wirklich! Ich bin nicht Verrückt.", sagte Ilyass dann. "Ich kann mich nicht erinnern, tut mir Leid." antwortete ich nach langem überlegen und schaute ihn neutral an. Er holte sein Handy aus seiner Hosentasche und scrollt erst ein paar Sekunden auf dem Display herum, dann drehte er sein Handy zu mir und zeigte mir ein Bild, auf dem zwei kleine Kinder zu sehen waren, ein Junge und ein Mädchen. Bei genauerem hinsehen, konnte ich erkennen, dass die beiden keine anderen als Ilyass und ich waren. Ich guckte ihn nur fragend und wirklich sehr verwirrt an. "Ich hab selbst kein Plan, meine Mutter hat mir nie erklärt in welchem Verhältnis deine Familie zu meiner steht. Ich frag sie mal die Tage, du kannst ja mit kommen, wenn du Lust hast, wir nehmen natürlich Ibrahim mit.", sagte er dann und ging sich durch die Haare und lächelte kurz zu mir rüber. "Wenn ich in shaa Allah gesund bin, können wir gerne mal hin.", zwinkerte ich ihm zu.

"Aber wie kommt es jetzt, dass du schon alleine lebst? Das hast du mir immer noch nicht verraten." erinnerte ich ihn. Er atmete laut ein und wieder aus. "Mein Vater und ich haben uns die ganze Zeit gestritten, wegen so unnötigen Sachen. Immer hatte er was an mir auszusetzen und da hatte ich halt keine Lust mehr drauf. Meine Mutter hat zwar versucht immer zu schlichten, aber mein Vater ist einfach zu markant und der Streit ist meistens richtig eskaliert und ich hab dann mehrere Tage einfach bei Freunden verbracht, auch dein Vater und deine Brüder haben mich richtig herzlich aufgenommen, aber das war keine langfristige Lösung, deshalb hab ich einfach entschieden auszuziehen. Ich hatte schon mit 18 den Gedanken auszuziehen. Ich habe mit 17 eine Ausbildung angefangen und diese auch schon abgeschlossen. Auf jeden Fall habe ich jeden Cent, den ich verdient habe zur Seite gelegt und gespart. Ich konnte einfach nicht mehr bei meinen Eltern bleiben und meine Geschwister haben mich auch zusätzlich richtig aufgeregt. Ich hab jede Möglichkeit genutzt, um Geld zu verdienen. Ich hatte damals eigentlich den Plan zu studieren, aber ich habe meinen Wunsch aufgeschoben. Das war so die Geschichte, warum ich alleine lebe.", beendete er seine Geschichte. Ich nickte einfach nur, irgendwie hatte ich etwas spannenderes erwartet.

"Warum wohnst du eigentlich nicht bei deinem Vater?" stellte er dann die Gegenfrage. Ich machte es mir bequemer auf dem Stuhl und atmete, wie er vorhin, ein mal tief ein und wieder aus. "Also meine Mutter ist kurz nach meiner Geburt gestorben. Mein Vater musste uns dann aufziehen und ich sehe halt genau so aus wie meine Mutter und mein Vater kam halt gar nicht damit klar und hat mich immer wieder geschlagen. Mit der Zeit kam es in der Schule raus und sie haben das Jugendamt kontaktiert. Die haben mich dann mitgenommen und ins Heim gebracht. Mein Vater hat dreizehn Jahre nicht nach mir gefragt oder ähnliches. Ich bin dort aufgewachsen und hab mich stark in der Schule angestrengt und auch mein Abitur gemacht. Ich hab dann ein Jahr bei verschiedenen Geschäften eine Aushilfe gemacht und mit Nachhilfe auch etwas Geld verdient. Währenddessen habe ich dann Merve und Leyla, meine Mitbewohnerinnen kennengelernt und sie haben mir dann das Angebot gemacht bei ihnen einzuziehen. Vor kurzem habe ich auch meine Brüder gefunden und ich hab einfach keine Lust bei meinem Vater zu wohnen, wenn meine Stiefmutter da wohnt.", erklärte ich dann und kassierte erstmal einen Mitleidsblick von Ilyass. "Oh das tut mir Leid.", sagte er und wir wechselten einfach das Thema.

"Ich sollte wieder gehen.", sagte Ilyass und stand auf. Er stürmte schon fast an mir vorbei. "Ilyass, warte!", forderte ich ihn auf. Er drehte sich um und schaute mir tief in die Augen. "Du hast deinen Schlüssel vergessen.", sagte ich und deutete auf den Schlüsselbund auf dem Tisch. "Wie dumm von mir.", sagte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

Liebe auf Umwegen♡ أحبكWo Geschichten leben. Entdecke jetzt