Kapitel 11 Hilf mir!

747 43 3
                                    

Nach gefühlten Jahren schaute ich erneut auf mein Handy, um mir sicher zu sein, wie lange ich schon in dieser Kammer saß. Es war bereits acht Uhr am Abend. Als ich genauer auf meinen Display schaute, sah ich, dass ich einen Balken Empfang hatte. Subhanallah.

Ich ging ,ohne darüber nach zu denken, auf meine Anrufliste und rief den letuten an, mit dem ich gesprochen hatte. Irgendwer musste mir helfen, denn alleine würde ich hier nicht rauskommen. "Hallo." ertönte Ilyass Stimme aus meinem Handy und ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann mal so froh sein würde, seine Stimme zu hören.

"Ich war bei dem Haus meines Vaters, dann hat mir jemand eine über den Kopf gezogen. Jetzt sitze ich irgendwo in einem dunklen und eiskalten Raum, bitte hilf mi-", doch mehr konnte ich nicht rausbringen, da der Empfang verschwand und der Anruf beendet war.

Ich betete innerlich, dass Ilyass reagieren würde und mir geholfen wird. Ich konnte nicht viel erkennen und wusste noch nichtmal wo die Tür war, die aus diesem Loch heraus führen würde. Ich wollte einfach nur raus. Der eiskalte Boden machte sich auch langsam bemerkbar, denn ich spürte meinen Körper durch die Kälte fast nicht mehr und hatte auch keine besonders große Kraft zu stehen, weshalb ich in irgendeiner Weise gezwungen war, sitzen zu bleiben. Ich fing vor lauter Verzweiflung an, über mein Leben nach zu denken und fast schon zu Philosophieren.

Ich dachte über den Islam nach und meine weniger Spektakuläre Geschichte dazu. Damals wurde mir alles von meinen Brüdern beigebracht, was ich ja schon mal erwähnt hatte. Als ich dann ins Heim kam hatte ich einige Jahre nichts mehr mit dem Islam zu tun. Möge Allah mir verzeihen. Als ich etwa 13 oder 14 Jahre alt war, machten wir in der Schule ein Religionsprojekt. Wir befassten uns damals mit den 3 großen Weltreligionen, unter anderem auch mit dem Islam. Wir besuchten damals eine Kirche, eine Synagoge und auch eine Moschee und ließen uns die Glaubensrichtung dieser Religionen näher bringen. Ich habe irgendwie schon damals eine starke Bindung zu dieser Moschee verspürt und als der Imam dann anfing, über den Islam zu erzählen, kamen meine Erinnerungen irgendwie wieder hoch.

Er erzählte alles so wunderschön und so friedvoll, Subhanallah! Danach rezitierte er uns auch noch die Sure Al-Fatiha und ich konnte innerlich mit rezitieren, da ich die Sure in meiner Kindheit beigebracht bekommen habe und sie scheinbar nie vergessen hatte, was mir noch klarer machte, dass das meine Religion war. Wir alle bekamen damals eine deutsche Koran Übersetzung, welche ich damals innerhalb einer Woche durch gelesen hatte. Ich war mir einfach schon damals bewusst, dass das mein Weg sein würde und sprach auch damals meine Shahada. Ich besuchte jeden Sonntag dann auch die Moschee, da es dort einen Koran Kurs für die Mädchen gab.

Eines Tages hatten wir auch das Thema Kopftuch bzw. Hijab. Viele Mädchen aus meinem Kurs trugen es schon und wollten auch, dass ich es trage, vorallem Hayat. Sie war damals eine gute Freundin von mir und hat mir einmal ein Kopftuch umgebunden. Als ich mich damals im Spiegel sah, fühlte ich mich wie ein komplett anderer Mensch. Ich fühlte mich wunderschön, was Hayat damals auch meinte. Ich lief an dem Tag mit meinem Kopftuch zurück ins Heim und bekam erstmal ein paar blöde Sprüche ab, aber das interessierte mich garnicht. Ich fühlte mich wohl, und das war die Hauptsache.

Hayat musste damals ans gefühlte Ende der Welt ziehen, weil ihr Vater versetzt wurde und wo anders arbeiten musste. Sie war die einzige Person, neben meinen Brüdern, die mir wirklich nur Gutes wollte. Sie war so ein herzlicher Mensch und ich musste mich echt zusammenreißen, dass ich damals bei unserem Abschied nicht anfing zu weinen. Sie hatte mir verschiedene Kopftuch styles beigebracht, die mir wirklich weiter halfen. Ein plötzlicher Lichteinfall in die Kammer unterbrach meine Gedanken und ich guckte sofort hin.

Ich hörte auch nach Stunden wieder laute Stimmen, es gleiche Geschrei von mehreren Personen. Das Licht fiel aus einem kleinen Glas, welches sich anscheinend oberhalb der Tür befand.

Liebe auf Umwegen♡ أحبكWo Geschichten leben. Entdecke jetzt