Ich drehte mich also um und dort stand er. Bilal. Er verdeckte den gesamten Türrahmen, ich hatte also nicht den Hauch einer Chance einfach weg zu gehen. Ich guckte ihm empört in die Augen. Sie strahlten Hass und Vergeltung aus, sowas wie Liebe konnte ich nicht erkennen. "Hast schon richtig gehört. Ich sorge dafür, dass ich dich vor Ilyass bekomme. Was du vorhin getan hast, ist noch nicht vergessen und dafür wirst du büßen!", sagte er kaltblütig. Er kam langsam ein paar Schritte auf mich zu und ich fühlte mich wie in einem Horrorfilm, in dem der Serienkiller auf einen zuläuft und seinem Ende entgegen sieht.
"Du kannst mir nichts tun!", versuchte ich selbstbewusst zu sagen, doch es klang eher ängstlich. "Werden wir noch sehen!", sagte er und kam mir immer näher. Ich wollte schreien, doch meine Kehle war nun wie zugeschnürrt, aber selbst wenn ich geschrien hätte, alle waren im Garten und hätten es höchstwahrscheinlich nicht einmal mitbekommen. Als Bilal ganz nah vor mir stand, konnte ich mich noch immer nicht bewegen. Ich stand dort einfach wie eine eiserne Statue und beobachtete jede seiner Bewegungen, bis er mich an meinem Hemd packte und versuchte die Knöpfe zu öffnen.
"Was haben wir denn bloß da drunter?", sagte er wie ein Psychopath. Er berührte meine Hüften, meine Taille und versuchte weiter hoch zu gelangen, doch er schaffte es nicht. Ich konnte mich endlich regen und schlug sofort seine Hand von mir weg. Als ich gerade dabei war zu schreien, presste er mir seine Hand gegen den Mund. Ich war machtlos gegen ihn, er war einfach zu stark. Ich konnte ihm nicht einmal in die Hand beißen. Ich zappelte wie ein Fisch an Land und versuchte mich aus seinen Griffen zu befreien, doch es funktionierte nicht. Mir stiegen innerlich die Tränen, da ich einfach machtlos war. "Du hast keine Chance mehr! Du hast verloren!", sagte er und grinste wieder und versuchte an meinem Kopftuch zu zerren. Doch ich gab nicht auf. 'Ya Allah, bitte befreie mich aus dieser Situation.', betete ich innerlich und genau in dem Moment kamen meine kleinen Schwestern hinein. "Amina, mama fragt wo du bleibst" sagte dann Ilham.
Bilal drehte sich zu ihnen um und lockerte den Griff, ich nutzte diese Gelegenheit und rannte förmlich in den Garten. "Ich komme.", rief ich währenddessen. Ich hatte im Garten nichts zu, weshalb ich mich einfach ins Gras setzte. Ayoub, Ilyass und Ibrahim saßen schon am Tisch, der ebenfalls im Garten stand. Ich setzte mich absichtlich mit dem Rücken zu allen. Ich dachte über die Situation mit Bilal nach, hatte er allen ernstes versucht mich zu entkleiden? Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken und eine Gänsehaut breitete sich über meinen gesamten Körper aus.
Ich stellt innerlich noch 1000 andere Spekulationen auf und bemerkte garnicht, dass jemand hinter mir stand, bis mir die Person an die Schultern packte und ich stark zusammen zuckte. Ich drehte mich um und blickte in die Augen meines Vaters. "Amina, was hast du?", fragte er besorgt. "Nichts", versuchte ich überzeugend zu klingen, doch ich war einfach nur ängstlich. "Aber deine Augen sind ganz rot.", meinte dann mein Vater. Ich bemerkte wie mir eine Träne über die Wange rollte 'schlechtes Timing!' Ich wischte sie mir sofort weg und stand dann auch auf. "Es ist nichts", sagte ich dann und wollte wieder ins Haus und in dem Moment kam auch Bilal in den Garten. Ich guckte ihn einfach nur ängstlich an und mir rollten fast wieder die Tränen über die Wangen.
"Ich habe keinen Hunger", kündigte ich leise an und ging ins Haus. Ich rannte dann die Treppen hinauf in mein Zimmer und sperrte mich dort auch ein. Ich setzte mich anschließen genau vor meine Tür und zog meine Beine so nah wie möglich an mich ran, dann fing es auch schon an. Ich fing an zu weinen. Was wäre passiert, wären Nihad und Ilham nicht in die Küche gekommen? Ich fing an bitterlich zu weinen, ich war einfach schwach und konnte mich nicht währen. Meine Tränen nahmen kein Ende. Ich versuchte zwar, immer stark zu sein, doch auch ich komme an meine Grenzen und das war definitiv erreicht. Am Morgen kam mir Bilal schon zu nah und jetzt hatte er mich auch noch überall angefasst. Ich konnte nichtmal zu ende denken und weinte einfach nur noch. Ich fühlte mich so beschmutzt. Ich weinte, bis jemand an meine Tür klopfte und anschließend versuchte sie zu öffnen. Ich fiel wieder in meine Angstzustände und fing an am ganzen Körper zu zittern. "Amina? Mach die Tür auf!", hörte ich Ayub sagen. "Amina? Mach doch bitte die Tür auf!", versuchte er es erneut als er keine Antwort von mir bekam. Ich stand vorsichtig auf und öffnete die Tür. Ayub kam rein und guckte mich einfach sprachlos an. Er nahm mich urplötzlich in die Arme und mir liefen noch mehr Tränen übers Gesicht. "Alles ist gut. Ich bin ja da.", versuchte er mich zu beruhigen, doch es brachte nichts. "Was ist denn los?", fragte er dann und guckte mir in die Augen. Ich schüttelte einfach mit dem Kopf, ich konnte einfach nicht reden. "Amina, bitte", flehte er und ich bekam lediglich einen Namen raus. "Bilal.", sagte ich und meine Augen füllten sich erneut mit Tränen. "Was hat er getan? Amina? Was hat er getan? Hat er dich verletzt? Bitte sag es mir.", flehte mein Bruder dann und mir lief ein Schauer über den Rücken. Er hielt mich an den Schultern fest und guckte mir ins Gesicht. Ich verzog mein Gesicht und schüttelte den Kopf. Ayub nahm mich erneut in die Arme.
"Hat er Sachen gemacht, die du nicht wolltest?", fragte er und blickte mich fürsorglich an. Ich nickte und erneut verschwam meine Sicht. "Hat er dich angefasst?", fragte er und erneut nickte ich. Ich vergrub meinen Kopf in seiner Brust und hörte gar nicht mehr auf zu weinen.. "Deshalb ist er auch gerade verschwunden! Wenn ich den in die Finger bekomme!", sagte er wütend. "Hab keine Angst.", fügte er dann fürsorglich hinzu. "Leichter gesagt als getan" bekam ich dann letztendlich raus. "Geh erstmal ins Bad, wasch dein Gesicht und dann gehen wir zusammen runter.", sagte dann mein Bruder. Eigentlich hatte ich garkeinen Hunger, doch ich tat ihm den Gefallen. Ich befolgte seine Anweisungen und wir gingen dann zusammen hinunter. Ayoub bestand darauf, dass ich neben ihm saß. Er, Ibrahim und Ilyass redeten weiter und ich versank wieder in meine Gedanken.
Der Vorfall ließ mir einfach keine Ruhe. Ich dachte ununterbrochen daran. Immerhin war meine Stiefmutter seine Tante. Ich schob meine Gedanken bei Seiten und widmete mich dann dem Gespräch der Jungs und täuschte wieder ein Lächeln vor. Als das Essen serviert wurde aßen wir alle und räumten anschließend alles weg. Ich stellte mich in die Küche mit meinen kleinen Schwestern und wir räumten alles auf. Ich fand es zuckersüß, dass sie versuchten, mir zu helfen.
Mein Vater klopfte an die geöffnete Tür und kam in die Küche. "Amina, komm ich muss dir etwas zeigen. Lass die Sachen da liegen, wir räumen später auf.", sagte er dann.
Ich nickte und folgte ihm ins Schlafzimmer. Dort packte er einen Karton aus seinem Kleiderschrank und legte ihn auf das Bett. Er öffnete ihn und holte ein wunderschönes, weißes Kleid heraus. "Deine Mutter hat es damals bei unserer Nikkah getragen und ich wollte dich fragen, ob du es auch tragen möchtest." Ich betrachtete das Kleid und es war einfach traumhaft schön! Es sah nagelneu aus und auch die Bestickungen waren sehr dezent gehalten. "Wenn ich darf; es ist wunderschön.", sagte ich dann und nahm es in dianne Hand. Es hatte genau meine Größe. "Ach ja und ich hatte total vergessen dir das zu sagen, aber wir können auch schon morgen in die Moschee gehen für eure Nikkah, dann hätten wir das schon geschafft.", sagte dann mein Vater und ich nickte nur, da ich irgendwie nicht wusste was ich sagen sollte. Wir redeten dann etwas über alles mögliche. Wir müssten noch zum Standesamt, eine Halle finden etc. Das würde eine anstrengende Zeit werden, dass wusste ich. Als ich müde wurde, gab ich meinem Vater einen Kuss auf den Kopf und verabschiedete mich von ihm. Ich ging zusammen mit meinem Kleid in mein Zimmer und hing es sofort in meinen Schrank. Anschließend zog ich mir etwas bequemes an und legte mich in mein Bett. Nur leider konnte ich nicht einschlafen, ich sah immer wieder Bilals Gesicht vor mir!
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Liebe auf Umwegen♡ أحبك
ChickLit"Komm ins Treppenhaus, wir müssen reden!" Ich bekam ein mulmiges Gefühl, ging aber trotzdem dann ins Treppenhaus. Ich nahm die Schlüssel mit und schloss die Tür leise hinter mir. In dem Moment kam auch Ilyass aus seiner Wohnung. Als er mich sah...