Kapitel 47 Mein Mann

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Ich stand, trotz der ganzen Albträume, sehr glücklich auf und dehnte mich erstmal. Danach ging ich ins Bad und machte mich fertig. Anschließend ging ich runter und sah, dass der Tisch bereits gedeckt war. "Ich wollte dich gerade wecken.", sagte Ibrahim und kniff mir in die Wange. Er fing an wie ein Idiot zu lächeln und sagte dann: "Guten Morgen, komm setzt dich die anderen kommen auch gleich."
Ich setzte mich neben meinen Bruder und wie warteten gemeinsam auf alle anderen.

Nach dem Frühstück bekam mein Vater einen dringenden Anruf und ging deshalb alleine ins Wohnzimmer.  Nach gefühlten Jahren kam mein Vater wieder hinaus und sagte mir, dass Ilyass Familie gleich kommen würde und wir zur Moschee gehen würden. Ich verstand sofort und ging hinauf in mein Zimmer, um mein wunderschönes Kleid anzuziehen. Ich zog mir passend zu dem Kleid auch ein weißes Kopftuch an.

Ich machte mich noch etwas zurecht und betrachtete mich im Spiegel. Als ich zufrieden mit mir war verließ ich das Zimmer und ging zu Ibrahim ins Zimmer. Ich klopfte vorsichtshalber erstmal an die Tür und als Ibrahim sagte, ich solle hinein gehen, tat ich das erst. Ibrahim War auch schon fertig angezogen und richtete nur noch seine Haare. Als er mich sah, fing er an zu grinsen.

"Gut siehst du aus.", sagte er und betrachtete mich von Kopf bis Fuß.
"Kann ich nur zurück geben.", gab ich zurück und legte meine Hand auf seiner Schulter ab, damit wir uns gemeinsam in seinem Spiegel betrachten konnten. 

"Komm lass uns runter gehen Ayub und Umar sollten gleich kommen.", sagte dann Ibrahim und kniff mir in die Wange, was er sich wohl zur Gewohnheit gemacht hatte. Wir gingen also zusammen ins Wohnzimner, wo mein Vater bereits wartete. Als er mich sah merkte ich, wie seine Augen anfingen zu glänzen. "Du siehst genau so aus wie deine Mutter.", sagte er und kam zu mir. Er nahm mich plötzlich in den Arm, was ich natürlich erwiderte. Wir setzten uns danach hin und warteten auf Ayub und Umar, als ich die Türklingel hörte, rannte ich förmlich zur Tür, da ich mich sehr auf meine Brüder freute, insbesondere auf Ayub.

Ich riss die Tür schon regelrecht auf und erschrak als ich sah, dass es Ilyass und seine Familie war. Ich begrüßte natürlich alle und bat sie hinein. Ilyass stand ganz hinten und ich hatte keine Ahnung wie ich ihn begrüßen sollte, doch er kam mir zuvor. "Salam Alaykum.", sagte er und ich erwiderte den Gruß. "Komm doch rein." sagte ich auch zu ihm und  bat ihn ins Haus. Es dauerte keine zwei Minuten als auch Ayub und Umar kamen. Ich begrüßte beide und wir setzten uns kurz ins Wohnzimmer. Ich machte Tee und direkt danach fuhren wir auch schon los.

In der Moschee angekommen gingen wir rein und begrüßten erstmal dem Imam, danach setzten wir uns alle und es fing an. Er fragte uns gegenseitig ob wir den anderen heiraten wollen. Er fragte uns ungewöhnlich oft, da wir beide ja noch relativ jung waren. Wir beide bejahten natürlich. Danach musste ich noch einen arabischen Satz sagen (ungefähre Übersetzung) "Ich gelobe meinen Mann vor Allah zu heiraten" und dass musste ich dann 3 mal sagen. Ilyass natürlich auch. Anschließend haben wir ein Blatt unterschrieben, wer unsere Mutter gewesen ist, wer die Trauzeugen waren und das Begrüßungsgeld vom Partner, sowie die Ablösesumme, falls der Mann sich von der Frau scheiden läßt.
Ich hatte es mir zwar ganz anders vorgestellte, aber die Hauptsache war, dass Ilyass und ich nun vor Allah verheiratet waren, was Schöneres konnte es ja nicht geben. Wir tauschten noch unsere Ringe aus und ich bestaunt, wie schön meiner im Licht glitzert. Ilyass küsste meine Hand und flüsterte mir ins Ohr: "Du bist wunderschön." Ich musste natürlich wieder ganz breit grinsen.
Wir machten dort noch ein paar Bilder zusammen, bis wir dann wieder zu uns fuhren.

Wir gingen alle in unseren Garten und genossen einfach nur das Wetter und die Tatsache, dass Ilyass und ich unsere Nikkah hatten. Ich sollte kalte Getränke aus dem Keller holen und machte mich auf den Weg dort hin, als Ilyass plötzlich neben mir auftauchte. "Ich helfe dir.", sagte er und ging mit mir die Treppen hinunter. "Wie geht es dir eigentlich?", versuchte er die komische Stille zwischen uns zu lösen. "Besser könnte es nicht sein Alhamdulillah und dir?", stellte ich dann die Gegenfrage. "Geht mir genau so, vor allem weil wir jetzt islamisch verheiratet sind." sagte er und lächelte mich unglaublich süß an, was mich ebenfalls zum Lächeln brachte. "Weiß du was Amina?" sagte Ilyass und hielt meine Hand fest. Ich guckte ihn nur fragend an. Er drehte mich zu ihm um und beugte sich leicht zu mir runter, wobei ich eher Panik bekam und ihn von mir wegschubste. Dieses Szenario erinnerte mich zu sehr an Bilal. Nun war Ilyass der, der mich fragend ansah. "Amina, was ist los mit dir?" fragte er völlig verwirrt. "Es ist nichts." sagte ich und versuchte ihn überzeugend anzusehen, was mir aber nicht gelung. "Amina, hör auf zu lügen! Du hättest mich niemals einfach weggeschubst! Also sag die Wahrheit, was hast du.", sagte er nun sehr streng. Ich hatte keine andere Möglichkeit, als ihm die Wahrheit zu erzählen. Ich erzählte ihm von dem Vorfall mit Bilal, obwohl ich es nicht mal meinem Bruder sagen konnte. Ich sah, wie die Wut in Ilyass Augen funkelte. Er zog mich einfach zu sich und legte seine Arme behutsam um mich. Er legte sein Kinn auf meinem Kopf ab und sagte: "Dein Mann passt jetzt auf dich auf." Ich fühlte mich so geborgen und sicher bei ihm, bei meinem Mann. "Du hast so eine perfekte Größe! Passt einfach perfekt in meine Arme.", sagte er und nahm meinen Kopf in seine Hände und drückte mir einen warmen Kuss auf die Stirn.

Wir holten schnell die Getränke und gingen wieder zu den anderen. "Ihr habt ganz schön lange gedauert um Getränke zu holen", flüsterte mir Ibrahim zu, doch ich lächelte ihn einfach an, mit meinem 'Halt-den-Mund-Blick'. Er guckte mich die ganze Zeit mit einem Pedoblick an, so ein Idiot.

Wir plauderten viel und ganz plötzlich wollten Ilyass, Ayoub und Ibrahim weg. Keine von ihnen wollte mir sagen wohin. Ich machte mir Sorgen, als sie nach über einer Stunden immer noch nicht zurück waren. Ich versuchte zwar mir nichts anmerken zu lassen, aber das brachte nichts. Ich war sehr besorgt und versuchte sie gefühlte 1000 mal zu erreichen, doch sie gingen nicht ran. Auch Ilyass Vater wurde langsam etwas besorgt, da er sowas nicht von ihm kannte.

Als es an der Tür klingelte, fiel mir ein Stein vom Herzen. Ich ging die Tür öffnen und vor mir standen die 3 Vermissten. "Wo wart ihr?", fragte ich sehr ernst, doch meine Brüder liefen einfach an mir vorbei, ohne ein Wort zu sagen. Ilyass nahm mein Gesicht in seine warmen Hände und küsste meine Stirn erneut. Dann sagte er: "Ich musste Bilal ein Denkzettel verpassen, hätte ich es dir gesagt, hättest du mich nicht gelassen." Ich guckte ihn geschockt an, hatte er ihn etwa verprügelt? "Keine Sorge, ich habe ihn nicht umgebracht. Dafür habe ich deine Brüder mitgenommen. Er wird dir nie mehr zu nah kommen, das verspreche ich dir.", sagte er und zog mich in eine herzliche Umarmung.

Ab dem Tag änderte sich vieles in meinem Leben. Bilal befolgte Ilyass Ansage und ließ mich für den Rest meines Lebens in Ruhe. Ilyass und Ich konnten in Ruhe unsere Hochzeit und alles planen.
Wir hatten relativ früh einen Termin fürs Standesamt bekommen und wir konnten uns auch verschiedene Hallen ansehen für unsere Hochzeit. Wir entschieden uns beide für ein simplen Saal und luden unsere ganze Familie ein und Freunde natürlich auch.
Das ganze hatte fast über ein Jahr gedauert, bis wir unser Hochzeitsfest hatten, aber Alhamdulillah alles ist gut gelaufen und Ich bin dann auch zu Ilyass in die Wohnung gezogen. Er war ein wundervoller Ehemann, zwar hatten wir manchmal Meinungsverschiedenheit, aber das gehörte auch dazu.
Unsere Flitterwochen verbrachten wir in Mekka und verzogen die Umrah. Etwas Schöneres gab es für mich nicht.
Aber einen wichtigen Schritt den Ilyass und ich gemeinsam getan hatten, war es mein Tagebuch zuverbrennen. Er durfte es vorher lesen, aber dann entschieden wir uns beide dazu, dass diese Negativität in unserem Leben nichts mehr verloren hatte.

Ich schrieb die wenigen positiven Sachen die drinne standen natürlich raus, aber das ganze Negative aus meiner Vergangenheit sollte in meiner Zukunft keinen Platz haben. Nur Positives hatte Platz in meinem Leben, vorallem nach dem ich in Mekka und Medina war.
Es war einfach wunderschön, wie die Menschen miteinander umgegangen sind, so barmherzig und so brüderlich.
Mit diesen Worten verabschiede ich mich von euch allen.
Geht euren Gebeten nach und haltet an eurem Glauben fest 📿

Vielen Dank für's Lesen❤

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 18, 2020 ⏰

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