Kapitel 22 Dein Ernst

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Ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte. Einerseits wollte ich so schnell es geht aus dieser Wohnung raus, da ich eingesehen hatte, dass es nicht okay war, was ich  tat, aber ich konnte ihn doch nicht einfach sitzen lassen und gehen. Vor allem war Bilal in meiner Wohnung und ich hatte wirklich keine Lust auf ihn. "Was ist denn los?", fragte ich einfach und beendete somit meinen inneren Konflikt. Ilyass guckte kurz zu mir und wandte dann seinen Blick ab. "Bilal natürlich. Ich habe mich umgehört und informiert. Dieser Typ ist unberechenbar was Mädchen angeht! Ich hab einfach Angst, dass er dir etwas antut und ich meinen damit keine Schläge oder so. Der Typ hat schon viele Mädchen, auch mit Kopftuch, etwas vorgemacht von wegen er liebt sie, er will sie heiraten etc., aber es lief immer nur auf eine Sache aus und dann hat er das Mädchen links liegen gelassen. Sein Lächeln zeigt schon, dass du sein nächstes Opfer sein sollst.", erklärte er und guckte dabei starr gegen die Wand.

Ich war einfach nur völlig überwältigt und zusätzlich auch geschockt, was man in meinem Blick auch sehen konnte. "Ich will nicht wissen, was er damals gemacht hätte, als du eingesperrt warst!" fügte er noch hinzu. Dachte er im ernst das ich so dumm bin und auf ihn reinfalle? War das sein Ernst. "Ist das dein Ernst?" fragte ich auch sofort nach. "Du denkst im Ernst, dass ich so dumm bin und auf irgendwen reinfalle? Würdest du mir das wirklich zu trauen?", fragte ich und versuchte ruhig zu bleiben, was mir aber nicht gelang. Man konnte meine Wut deutlich raushören."So war das nicht gemeint. Nur-" versuchte Ilyass sich zu verteidigen, doch ich ließ ihn nicht aussprechen. "Wie war das dann gemeint? Du denkst wahrscheinlich ich bin ein Betthässchen und falle auf jeden Idioten rein, was? Gib es doch zu.", schnitt ich ihm das Wort ab. Während ich das sagte, stand er auf und kam mir näher, bis er genau vor mir stand! Er packte meine Schultern. 'La hawla wa la quwata illa billah! Was machst du da schon wieder! Reiß dich los und verlasse seine Wohnung!' , kam meine Innere Stimme wieder zu Wort, heute war sie wohl besonders aktiv, zu meinem Pech.

Er zwang mich ihn anzusehen und ich konnte mich einfach nicht rühren. Ich wollte ein paar Schritte zurück, doch mein Körper ließ es nicht zu. Er guckte mir tief in die Augen und ich musste mich echt anstrengen nicht dahin zu schmelzen. Er hatte wunderschöne grau-braune Augen, welche mir zuvor nie aufgefallen waren. Sie rundeten sein schönes Gesicht perfekt ab mashaallah. Warte mal, was hatte ich da gerade gedacht? Ilyass ließ mir keine Zeit nachzudenken, denn er fing an etwas zu sagen: "Beruhig' dich doch mal! Ich wollte dich lediglich warnen, denn der Typ kennt echt keine Grenzen, er hat eine psychische Störung und das ist mein ernst. Natürlich bist du kein Mädchen für eine Nacht und das ist echt bewundernswert. Ich will dich nicht fertig machen oder sonst was, ich will einfach nicht, dass dir etwas passiert, verstanden?" Seine Stimme war anfangs sehr Rau und klang hart, aber bei den letzten beiden Sätzen änderte sich seine Stimmlage und auch sein Blick.

Beides wurde irgendwie weicher und sanfter. Mir wurde richtig heiß und mein Herz schlug abnormal schnell, so dass ich die Vermutung hatte, es würde jeden Moment aus meiner Brust fallen. "Bitte pass' einfach auf dich auf, was Bilal angeht!", vollendete er seine kurze Predigt und ließ mich los. Er ließ mich los und setzte sich einfach hin, so als wäre nichts gewesen. Ich stand immer noch wie angewurzelt da und musste erst Schritt für Schritt realisieren, was geschehen war. Er findet mich also bewundernswert und hat Angst um mich?'Hör gefälligst auf, irgendwas rein zu interpretieren! Du bist eine von ca 40 Millionen Frauen in Deutschland also fühl dich bloß nicht besonders!', musste meine Innerestimme nun auch meine Gedanken kommentieren und mich auf den Boden der Tatsachen zurückbringen. Langsam regte sie mich echt auf, aber ich konnte sie einfach nicht kontrollieren, was mir echt zu schaffen machte. Ich kam langsam wieder zu mir und setzte mich auf den Einzel Sessel. Wir redeten nicht mit einander und ich entschied mich einfach dazu auf die Toilette zu gehen, nicht dass ich musste, ich wollte mich räumlich einfach von Ilyass abgrenzen. Ich betrachtete mich dort aber nur im Spiegel und guckte mich etwas um. Ich roch an den verschiedensten Parfums, die im Badezimmerschrank standen und eins von ihnen kam mir verdammt bekannt vor. Ich wusste es ganz sicher, irgendwo hatte ich diesen Duft schonmal eingeatmet, aber ich wusste nicht mehr genau wo. Ich dachte so stark nach und es fühlte sich so an, als würden verrostete Zahnräder in meinem Kopf langsam wieder in Bewegung kommen und eine Menge Qualm erzeugen. Mein Gedächtnis war wie verraucht und ich konnte nicht mehr sagen, wo ich diesen Duft schon mal gerochen hatte.

Liebe auf Umwegen♡ أحبكWo Geschichten leben. Entdecke jetzt