Liebe auf Umwegen♡ أحبك

Kapitel 14 lange Geschichte

"Geht es dir eigentlich gut? Also, weil du den ganzen Tag dort unten verbracht hast." fragte er dann, aber seine Augen waren weiterhin auf die Straße gerichtet und ich musterte sein Profil. Er war leicht gebräunt und hatte dunkelbraune, fast schwarze Haare und einen drei-tage Bart. Er hatte sehr hervorstehende Wangenknochen und auch seine Kieferkontur stach sehr heraus. Er sah gar nicht mal so schlecht aus, wenn man das objektiv betrachtete. "Ja Alhamdulillah, alles gut soweit.", sagte ich dann kleinlaut und guckte auch auf die Straße. Mein Körper war eiskalt und ich konnte sehen, dass meine Fingernägel sich sogar blau verfärbt hatten. "Du und Ibrahim sind Zwillinge, oder?", fragte er unglaubwürdig und guckte mich kurz an, was ich vom Augenwinkel aus sah. "Ja sind wir.", antwortete ich und ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. "Also bist du auch 20?", stellte er dann die nächste Frage. "Genau, und wie alt bist du, wenn ich fragen darf?", stellte ich die Gegenfrage, da ich mir wie bei einem Verhör vorkam. "Ich werde aber 24." antwortete er knapp. "Und du wohnst schon alleine?", fragte ich weiter.

Er schluckte kurz und sagte schließlich: "Ja, das  ist eine lange und komplizierte Geschichte." Ich blieb kurz ruhig, in der Hoffnung er würde mir die Geschichte erzählen, doch ich wartete vergeblich. "Ich habe Zeit.", sagte ich interessiert und schaute ihn hoffnungsvoll an. "Ich erzähle sie dir wann anders." sagte er streng und ich nickte einfach nur wortlos. Ich fragte mich die ganze Zeit, was für eine Geschichte das wohl war. Ich hatte viele verschiedene Spekulationen im Kopf, im Nachhinein entschied ich mich dann einfach auf seine Geschichte zu warten, statt mir den Kopf unnötig zu zerbrechen. Ich guckte einfach aus der Fensterscheibe und beobachtete die vorbei fahrenden Autos, bis Ilyass irgendwann parkte.

Wir stiegen beide aus und er schloss mein Auto zu, danach übergab er mir die Schlüssel. "Danke fürs Fahren.", sagte ich und er fing an zu lächeln. Bei genauerem Hinsehen hatte er leichte Grübchen, was unheimlich süß aussah. "Immer wieder gern.", sagte er nur und lächelte wieder. Wir liefen auf das Mehrfamilienhaus zu, indem wir beide wohnten. Ich öffnete die Haustür und wir gingen zusammen die Treppen hoch. Vor meiner Wohnungstür stand schon Merve und wartete auf mich. Sie guckte Ilyass und mich abwechselnd an und ihr Blick verharrte dann auf mich gerichtet. . Wir gingen die restlichen Stufen hoch und Ilyass sagte dann verabschiedend :"Gute Nacht." "Dir auch." antwortete ich daraufhin und wir beide verschwanden dann in unseren Wohnungen.

Ich ging erstmal in mein Zimmer und legte meine Sachen ab, zog mir das Abaya aus, darunter trug ich eine Jogginghose und ein Langarmshirt. Dann steckte ich mein Handy an der Ladestation an. Merve und Leyla riefen mich gleichzeitig und ich ging widerwillig in Merves Zimmer. Sie saßen beide auf dem Bett und deuteten mir, dass ich mich ebenfalls hinsetzten sollte. "Wo warst du heute? Warst du den ganzen Tag mit Ilyass?" , fragten die beiden wie aus einem Mund, worauf ich die beiden nur belustigt anguckte. "Mein Leben ist wohl sehr interessant, was?", fragte ich mit einem frechen Lächeln auf den Lippen und guckte die beiden abwechselnd an. "Yallah erzähl oder wir gehen Ilyass fragen!", sagte Leyla und guckte mich mit ihrem legendären Pedoblick an. Ich hob schützend die Hände und fing an zu erzählen. Ich ließ kein einziges Detail weg und guckte nach meiner Erzählung in zwei unglaubwürdige Gesichter.

"Ich bringe diese Frau noch um.", sagte Merve und man hörte die Wut sehr gut aus ihrer Stimme raus. "Beruhig dich, mir geht es doch gut." sagte ich dann beruhigend. "Ilyass ist ja voll süß. Ma sha Allah. Er hat dich voll süß beschützt und gerettet. Ihr würdet voll gut zusammen passen. In shaa Allah heiratet ihr.", sagte Leyla dann und war in ihrer Fantasiewelt. Ich lachte nur und warf ein Kissen gegen sie. Sie wusste selbst, dass der Glaube auch eine wichtige Rolle spielte bei der Partnerwahl. Ich kannte Ilyass kaum. Ich wusste nicht, wie er es mit der Religion hatte und seinen Charakter kannte ich auch nicht. Ich würde es ihm niemals vergessen, dass er mir heute so geholfen hatte, doch ihn dafür sofort heiraten zu wollen, wäre mehr als nur kindisch. Ich ging in mein Zimmer, betete meine Gebete nach, die ich heute verpasst hatte und legte mich dann auch schon ins Bett.