Kapitel 9 Frech

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Kurz vor der Haustür hielt mich jemand unangenehm stark am Unterarm fest. Ich drehte mich um und vor mir stand die Frau meines Vaters. Ich konnte sie echt nicht leiden.
"Du sollst gefälligst Respekt vor mir haben! Ich bin deine Mut-", fing sie an, doch ich ließ sie nicht ausreden. "Wag' es nichtmal dich nochmal meine Mutter zu nennen. Hast du Ibrahim und mich 40 Wochen unter deinem Herzen getragen? Hast du uns ausgetragen, obwohl du wusstest das du es nicht überleben wirst? Nein, das hast du alles nicht! Also wag es nicht, dich meine oder eher gesagt unsere Mutter zu nennen, das bist du nämlich nicht und das weiß du auch. Du kannst dich meinetwegen um deine Töchter kümmern und dich ihre Mutter nennen, aber mach es nicht bei mir und genauso wenig bei meinen Brüder.", sagte ich mit meinem Killerblick und konnte genau beobachten wie ihre Kinnlade nach unten fiel, aber das war mir extrem egal.

"Du sollst trotzdem respektvoll zu mir sein!", sagte sie
nochmal und ich verdrehte innerlich mehrfach die Augen. "Mach es mir gerne vor." sagte ich lautstark mit einem Hauch Provokanz im Unterton. "Jetzt wird mir klar, warum dein Vater dich ins Heim gebracht hat!" schrie sie mich dann an und ich musste ehrlich gesagt zugeben, dass sie mich damirschwer getroffen hatte, aber ich ließ es mir nicht anmerken.

"Wäre ich deine Tochter, wäre ich vermutlich freiwillig gegangen!", zwinkerte ich ihr dann zu und drehte mich zur Haustür um. Draußen bemerkte ich, dass Ibrahim hinter mir stand. Ich musste mir ein Lachen echt verkneifen und Ibrahim anscheinend auch. Ich umarmte ihn zum Abschied.

Ayub und Umar standen draußen und wir stiegen zusammen ins Auto. Sie erklärten mir kurz, dass Ibrahim noch bei meinem Vater wohnt, weshalb er nicht mit uns fahren würde. Ich war sichtlich genervt von dieser Frau, was Ayub auch bemerkte und mich darauf ansprach. Ich erklärt den beiden das Geschehnis und die beiden fingen lautstark an zu lachen. "Du hast ihr echt gegeben.", lachte Umar. "Das du so frech bist hätte ich nicht erwartet.", sagte dann Ayub. "Was heißt hier frech? Ich bin kein kleines Kind mehr. Immerhin bin ich schon 20 und ich habe gelernt, die Verhaltensweisen von meinem Gegenüber einfach nur zu spiegeln, sprich: bist du höflich zu mir, bin ich höflich zu dir. Bist du aber respektlos, kann ich auch anders.", erklärte ich dann kurz.

Die Rückfahrt verging im Vergleich zur Hinfahrt relativ schnell. Als wir vor meinem Haus standen, verabschiedete ich mich von meinen Brüdern und stieg aus. Ich klingelte bei uns und ging dann anschließend die Treppen hoch. Leyla und Merve standen wie zwei Türsteher vor der Tür und guckten mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Was ist los?" fragte ich. Sie sagten nichts, sondern führten mich einfach in die
Wohnung an den Küchentisch. "So und jetzt erzähl!", lachten beide synchron.

Ich schüttelte belustigt den Kopf und fing an zu erzählen. Ich ließ wirklich kein einziges Detail weg und erzählte so genau wie es nur ging. Als ich fertig war, waren beide sehr überrascht und guckten mich unglaubwürdig an. "Was geht denn mit der Frau ab?", fragte Leyla dann mit zusammen gezogenen Augenbrauen. "Wenn ich nur wüsste...", antwortete ich und schüttelte langsam meinen Kopf. Wir redeten noch den restlichen Abend miteinander, beteten gemeinsam und gingen dann schließlich schlafen.

Ich fiel in einen traumlosen Schlaf und wachte am nächsten Morgen völlig benebelt auf. Leyla und Merve waren gerade dabei die Wohnung zu verlassen, als ich ins Bad ging. Ich bund mir dort ein Kopftuch um, da die beiden oft Sachen aus dem Internet bestellten und ich keine Lust hatte, das die Paketdienstmänner mich ohne Kopftuch sehen. Ich wollte etwas frühstücken, als ich plötzlich ein lautes Geräusch wahrnahm.

Liebe auf Umwegen♡ أحبكWo Geschichten leben. Entdecke jetzt