Es waren ein paar Wochen vergangen seitdem Dad mir den Kontakt zu Matthew verboten hatte. So oft hatte er mir geschrieben, ich hatte versucht stark zu sein und nicht zu antworten, doch ab und zu war ich schwach geworden. Ich schrieb ihm heimlich. Dad hatte Matthew auf dem Schirm, weil er letztens eine Anzeige wegen Sachbeschädigung bekommen hatte. James und ich hatten in letzter Zeit nur Streit. Er beschuldigte mich dafür, dass Matthew abgerutscht war. Das er ständig Saufen ging, dass er ständig mutwillig Dinge zerstörte und das er sich komplett abkapselte. Aber was sollte ich schon dagegen tun? Er hatte wahrscheinlich Recht, doch ich konnte ihm nicht die Wahrheit sagen. Ich musste es einfach hinnehmen. In zwei Wochen würde es ins Trainingslager gehen. Ein letztes Mal mit den Mädchen Spaß haben. Während dieser Zeit würden Laurie und ich 17 werden und unseren Geburtstag mit den wichtigsten Freunden in unserem Leben feiern. Wir würden trainieren, am Strand sein, Partys feiern und lange tiefgründige Gespräche führen. Ein letztes Mal. Das Trainingslager würde bald nicht mehr stattfinden.
Ich saß auf der Terrasse in der Frühlingssonne und sah die Hunde durch den Garten rennen. Auf der Wiese hinter dem Gartenzaun stand die große Herde von Henry. In weiter Ferne war die Ranch im Sonnenlicht zu sehen. Der hintere Teil des Gartens lag im Schatten der Bäume. Carl war mit Laurie nach Toronto gefahren um einzukaufen, weil Mom sich mit Freundinnen traf, da sie bald nach Italien in ihre Heimat fahren würde. Dad war arbeiten - wie immer. Tja, dieses großes Haus, wo früher der enge Familienband der Pipers zu Hause war, verlor seine Bedeutung. Nur noch unsere Herzen hielten uns zusammen an einem Platz, denn wir waren immer woanders. Ich erinnerte mich gerne an meine Kindheit zurück, sie war schön gewesen. So ganz ohne Sorgen oder Gedanken über die Zukunft."Ennie?"-Brad stand im Türrahmen der Terrassentür.
"Ja?"-ich.
"Ich fahr eben Tierfutter holen"-er.
"Mach das"-ich und widmete mich wieder meinem Laptop um meine Home-School Sachen für heute zu beenden. Einige Minuten späten hörte ich sein Auto vom Hof fahren. Als ich fertig mit den Aufgaben war, brachte ich mein Laptop rein und machte mir in der Küche einen Obstsalat. Während ich das Obst mischte, hörte ich leise Motorgeräusche die immer lauter wurden. Bestimmt war es Brad. Doch als ich aus dem Fenster sah, sah ich den hellblauen Benz von Matthew. Das konnte jetzt nicht wahr sein. Er durfte nicht hier sein. Ich durfte ihn nicht sehen. Um genau zu sein, durfte ich gar keinen Kontakt zu ihm haben. Ich ließ meinen Obstsalat links liegen und lief aus dem Haus in Richtung des Benz.
"Was machst du hier?"-ich entsetzt.
"Was soll das?"-er monoton und sah ernst auf mich runter. Ich sah mich suchend um. Nicht das irgendwer das mitbekommt.
"Was soll was?"-ich.
"Warum sagst du alles ab? Warum antwortest du so gut wie nie?"-er und man hörte ein bisschen Wut aus seiner Stimme.
"Weil ich nicht kann. Die Zeit fehlt"-ich und sah zu Boden.
"Im Lügen warst du noch nie gut"-er mit nüchterner Tonlage.
"Ich weiß es nicht"-ich.
"Solls das gewesen sein?"-er. Verwirrt und fragend sah ich ihn an.
"Wie meinst du das?"-ich.
"Mit uns"-er ernst.
"Nein. Ja. Nein"-stotterte ich.
"Was denn nun?!"-er laut. Ich sah mich wieder um, ob das ja niemand gehört hat.
"Florence!"-er mit zusammengebissenen Zähnen. Ich sah zu ihm hoch und spürte wie meine Augen brannten.
"Was. Ist. Los?"-er.
"Nichts"-ich und sah wieder auf den sandigen Boden. Er hob mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen.
"Erzähl mir verdammt nochmal die Wahrheit, oder ich dreh um und bin weg - und komme nicht wieder"-er. Sein Blick verriet mir, dass er es todernst meinte.
"Ich darf dich nicht sehen"-platzte es aus mir raus und ich wünschte ich hätte es nicht gesagt.
"Bitte was?"-er ungläubig.
"Matthew du musst hier wegsein, bevor einer wieder kommt und dich sieht. Ich bekomm sonst ärger. Bitte"-ich flehte ihn fast an.
"Deine Familie werde ich nie verstehen"-er monoton und stieg in seinen Benz. Er drehte um und fuhr weg. Ich sah ihm nach, obwohl ich es nicht wollte. Es tat weh. Es tat so unbeschreiblich weh.
Als ich am Abend auf dem Paddock von Henrys altem Pferd war und es striegelte, kam Brad zu mir geschlendert. Die anderen waren im Haus oder im Garten. Brad lehnte sich gegen den Zaun und sah mir eine Zeitlang schweigend zu.
"Wie heißt es?"-er und deute mit dem Kopf auf das Pferd.
"Nummer28"-ich.
"Nummer28?"-er lachend.
"Ich weiß auch bis heute nicht warum er so heißt"-ich amüsiert.
"Kann ich dich was fragen?"-er. Ich sah ihn über den Rücken des Pferdes an und nickte skeptisch.
"Wem gehörte der blaue alte Benz vorhin?"-er. Geschockt sah ich ihn an. Ich spürte wie meine Hände begannen zu schwitzen und mein ganzer Körper sich anspannte.
"Keine Sorge, ich sag keinem was"-er beruhigend. Ich entspannte mich leicht, doch ich konnte es ihm niemals sagen.
"Wenn du es mir erzählst, erzähle ich es deinen Eltern nicht. Ich muss es wissen, ich bin dafür zuständig, dass hier niemand auftaucht, der nicht hier her gehört"-Brad
"Er gehört nicht hier her"-ich seufzend.
"Wer ist er?"-Brad.
"Dad hat dir sicher von ihm erzählt"-ich leise.
"Matthew?"-Brad und sah mich fragend an. Ich nickte minimal. Brad seufzte hörbar laut und starrte eine Weile die Bäume an.
"Er muss dir wichtig sein"-er.
"Glaub mir, dass ist mehr als kompliziert"-ich.
"Wieso? Er ist dein Freund, oder?"-er. Ich lachte leicht auf.
"Dann wäre es noch einfach. Er ist mein Ex-Freund"-ich.
"Ernsthaft? Du verarschst mich"-Brad lachend. Ich musste leicht grinsen und schüttelte den Kopf.
"Wieso seht ihr euch so häufig, wenn ihr nicht mal zusammen seid?"-er nach einiger Zeit.
"Wir können weder miteinander, noch ohne einander."-ich seufzend.
"Dein Vater denkt er ist schlecht für dich, weil er bei der Polizei auffällig ist"-Brad. Ich nickte wissend.
"Das Ding ist, es ist andersrum"-ich.
"Du bist schlecht für ihn?"-er skeptisch.
"Ja. Wegen mir ist er so. Weil ich Kontakt abbrach."-ich.
"Irgendwie seid ihr süß"-Brad. Ich warf ihm böse Blicke zu. Matthew und ich waren alles andere als das.
"Wenn ihr nicht zusammen seid, was macht ihr denn die ganze Zeit?"-er
"Streiten"-ich und musste erneut auflachen.
"Ernsthaft?"-er amüsiert. Ich nickte und biss mir auf die Unterlippe. Wir schwiegen eine Zeit lang. Seitdem Brad und Carl hier waren, war Brad so etwas wie mein Tagebuch geworden. Derjenige dem ich alles erzählte, doch der eisern schwieg.
"Wie viel würdest du Matthew anvertrauen?"-er.
"Mein Leben"-ich.
"Er ist wirklich nicht ungefährlich. Er ist unberechenbar. Da hat dein Vater schon Recht. Glaubst du wirklich das du ihm soviel anvertrauen kannst?"-Brad. Ich zuckte mit den Schultern.
"Ich denke schon. Aber ich hatte lange kein Kontakt mehr richtig mit ihm. Immer nur dieses oberflächige"-ich
"Wann seid ihr euch nicht oberflächig gegenüber?"-Brad.
"Es gibt da so einen Ort. Gar nicht weit von hier"-ich. Brad stieß sich vom Zaun ab.
"Das Thema ist noch nicht durch"-er und zwinkerte mir zu. Er ging in Richtung Haus und ich sah ihm mehr als dankbar hinter her.
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Remember Me.
Teen FictionDenn von Anfang an war eins klar: eines Tages würde ich gehen. Ich würde gehen und nicht wieder kommen. Was ich zurück ließ? So ziemlich alles.