Die andere Seite der Weltkugel.

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Laurence Sicht

Inzwischen hatte es uns von Dubai nach Hawaii getrieben. Drei Wochen lebten wir in Dubai in einem großen Haus alle zusammen. Jetzt waren wir auf Hawaii. Wir lebten in zwei Strandhäusern mit einem eigenen Strandabschnitt und gingen jeden Tag surfen. Was wir hier machten wusste keiner von uns, Dad sprach nie darüber, wie lange wir bleiben würden. Wir lebten einfach dort, wo er es wollte. Von Ennie hatte ich seit unserem Streit und ihrem Verschwinden kein Wort mehr gehört. Dad würde mich bald bei Henry unterbringen und dann würde ich auch Emma, Mia und Naomi wiedersehen. Wie sollte ich ihnen erklären wo Ennie war? Sie wussten nichts vom Zeugenschutzprogramm, sie wussten nichts von unseren regelmäßigen Untertauchaktionen, sie dachten es wäre Urlaub. Das schlimmste war, ich könnte ihnen niemals erklären, dass Ennie nie wiederkommen würde, weil es selbst nicht wahr haben wollte. Ennie würde nie wieder kommen und ich musste es einfach akzeptieren. Akzeptieren das meine Schwester in der weiten gefährlichen Welt alleine überleben musste. Mit 17 Jahren! Sie war meine zweite Hälfte, die ich verloren hab. Die gesamte Zeit in Dubai war der Horror. Ich wollte nichts. Nicht ans Licht gehen, nicht in den Pool, nicht in die Sauna, nicht auf den Tennisplatz. Ich wollte nur in meinem Zimmer an meinem Laptop sitzen uns Fotos angucken aus meiner Ennies Zeit als Zwillinge. Sie war die Person die mir am nächsten stand und die Person von der ich dachte, ich würde sie nie verlieren. Naja, das dachte ich zumindest.

„So Leute. Es gibt essen"-Dad und stellte die Pizza-Kartons auf den Essenstisch. Sam und James stürzten sich auf die Kartons und nahmen sich jeder einen. Ich nahm mir auch einen und öffnete ihn. Eine Schinkenpizza, wie ich es liebte. Doch so wirklich hungrig war ich nicht.

„Komm schon Laurie, iss"-Dad und ein gewisser Befehlston lag in seiner Stimme. Lexi kreiste um den Tisch und hoffte auf Überreste. Brad saß am Tischende gegenüber von Dad und Carl war in Italien, bei Mom. James Eltern unterhielten sich und Sam und James diskutieren. Dad sah mich längere Zeit stumm an, bis ich in seine Richtung sah.

„Rob hat Neuigkeiten von Ennie"-er an mich gerichtet und sofort war es totenstill und alle sahen Dad an.

„Erzähl David"-forderte James Vater.

„Robs Leute haben sie bei einem Snowboard Wettkampf gesehen"-er.

„Wenn die Leute von Rob sie sehen können, dann können sie die anderen Leute doch auch sehen?"-James beunruhigt. Dad schüttelte den Kopf.

„Sie haben Ennie kaum erkannt. Sie haben nur Matthew erkannt"-Dad.

„Wissen die anderen, dass Matthew bei ihr ist?"-ich. Dad schüttelte erneut den Kopf.

„Aber wir müssen uns keine großen Sorgen machen"-er. Fragend sah ich ihn an. Dad gab mir ein Foto. Es zeigte Matthew in einer Ecke eines Partyzeltes, bei ihm ein schwarz brauner schlanker Hund, der ihm bis zu Hüfte reichte.

„Ein Dobermann?"-ich schockiert. Dad nahm ein Schluck seines Getränkes und lehnte sich zufrieden lächelnd zurück.

„Dieses Mädchen hat von mir gelernt"-er und verschränkte die Arme vor der Brust. James sah sich das Bild an und zog die Stirn in Falten.

„Seit wann haben die beiden was mit Hunden zu tun?"-er.

„Ennie und Laurie haben früh gelernt, wie wir unsere Hunde ausbilden, sie weiß wie man solche Hunde richtig einsetzt"-Dad

„Das klingt den Tieren gegenüber nicht gerecht"-Sam.

„Keine Sorge, Ennie ist nicht so wie Dad"-ich und warf Dad einen prüfenden Blick zu. Er hob abwehrend die Hände.

„Schaut euch Lexi an, behandle ich sie unfair?"-er frustriert.

„Sie nicht, aber deine Armee an Schutzhunden"-ich

„Laurence, diese Tiere haben eine Aufgabe und die nehmen sie ernst"-er. Ich nickte genervt und stand auf.

„Wo gehst du hin?"-Dad.

„An den Strand"-ich und öffnete die Terrassentür. Die anderen Hunde, der James-Familie folgten mir. Ich setzte mich an den Strand und die Hunde legten sich dazu. Die Wellen rauschten vor sich hin und ich schloss die Augen. Ich hatte das Lachen meiner Schwester im Ohr. Ich vermisste es. Jemand ließ sich neben mich in den Sand fallen. Es war Sam. Er legte einen Arm um mich.

„Alles wird gut Babe"-er und zog mich an sich.

„Glaubst du, sie vermisst mich auch?"-ich

„Natürlich vermisst sie dich, du bist ihre Zwillingsschwester. Du bist in ihrem Herz verankert. Aber sie hat momentan nicht die Zeit darüber nachzudenken, wie du sie hast. Ennie ist auf der Flucht und du weißt genau, dass ihr die Zeit fehlt über das nachzudenken, was sie zurück ließ."-er.

„Wenn sie darüber nachdenkt, wird sie zurück wollen und das wesentliche aus dem Auge verlieren."-ich.

„Genauso ist es"-Sam und gab mir einen Kuss aufs Haar.

„Es muss hart sein zu fliehen, durch die halbe Welt zu reisen mit dem Wissen, sich an niemanden binden zu dürfen"-ich leise. Sam nickte.

„Ich könnte es nicht"-Sam.

„Ich auch nicht"-ich und fühlte wie eine Träne ihren Weg in Richtung Sand fand.

„Du wirst sie eines Tages wieder sehen, versprochen"-Sam und drückte mich erneut gegen sich.

„Meinst du?"-ich

„Spätestens dann, wenn sie vor Gericht gegen die Arschlöcher aussagt"-er.

„Ich hoffe sie schafft es"-ich

„Sie wird es schaffen. Du bist unglaublich stark und sie ist deine Zwillingsschwester"-er

„Zusammen wären wir noch stärker"-ich seufzend.

„Das stimmt. Aber jetzt entwickelt ihr jeder die Stärke für euch selbst, die ihr zusammen hättet und dann seid ihr unschlagbar"-er. Ich musste lachen, weil Sam sich so Mühe gab, mich aufzumuntern.

„Vergiss eins nicht Laurie, sie ist deine Schwester, in deinem Herzen ist sie immer bei dir"-Sam. Er hatte Recht. Ich sah aufs Meer. Diese einzige riesige Front an Wasser trennte momentan mich und meine Schwester. Ich wusste nicht wo sie war und mit wem alles, aber ich wusste dass das unbezwingbare böse dunkle große Meer das war, was uns momentan trennte.

Remember Me.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt