Wieder Getrennte Wege?

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„Hach, ist es nicht schön in Kalifornien? Vielleicht sollten wir umziehen? Jetzt wo die Ranch verkauft ist, haben wir da oben doch nichts mehr, was uns hält"-Dad und legte zufrieden einen Arm über Moms Schulter.

„Wir haben Freunde in Kanada?"-Laurie und drehte sich skeptisch zu Dad um.

„Ach komm, die werden auch bald alle wegziehen und außerdem kann man auch in Kalifornien Freunde finden. Ich meine, du hast hier Liebe gefunden"-er und sah sie an.

„Nicht nur gefunden"-murmelte ich.

„Pscht"-Laurie und stieß mich ermahnend an. Ich rollte nur die Augen und ging weiter. Wir gingen zu viert am Strand entlang und die Sonne ging schon langsam unter. Zu viert in dem Sinne, weil Laurie und Sam sich momentan wegen Sams Arbeit nicht sehen können. James Familie ist ausnahmsweise mal nicht mit uns unterwegs und Brad und Carl müssen nun für eine andere Familie arbeiten, kommen aber regelmäßig zu Besuch. Lexi ist vor einigen Monaten an Altersschwäche von uns gegangen und ist nun persönliche Beschützerin von Henry und Rick. Dad kam erstaunlich gut über ihren Verlust hinweg, trotzdem er mehr Zeit mit ihr verbracht hatte, als mit uns. Es wunderte mich wirklich sehr. Wir beschlossen, uns in ein kleines Restaurant zu setzen und gemeinsam zu Essen. Nachdem wir alle bestellt hatten und jeder sein Getränk hatte, begann Dad das große Fragen.

„Und Laurie? Was sind deine Pläne?"-er und sah meine Schwester erwartungsvoll an.

„Ich möchte Journalismus studieren und mit Sam zusammen ziehen"-sie grinsend

„Also doch Kalifornien"-Mom grinsend. Laurie schüttelte den Kopf.

„Ich dachte so an Italien"-sie

„Gerne. Und wieso?"-Dad

„In Italien kann ich Italienisch sprechen"-sie

„Gut erkannt"-ich

„Ja, dann hab ich zwei Sprachen die ich perfekt beherrsche, dann sind meine Chancen besser"-sie

„Und Sam?"-Dad.

„Der will in einem Restaurant arbeiten"-sie.

„Also Italien finde ich spitze"-Mom glücklich.

„Und du Florence? Willst du in die Stadt ziehen, die dein Namensgeber ist? Da kannst du dann in aller Ruhe das eine Jahr nachholen, deinen Abschluss machen und auch studieren. Architektur oder so etwas, was dich interessiert. Eure Mom hat bestimmt viele Kontakte, dann finden wir ganz einfach ein Haus und alles andere Wichtige. Und ich werde auf einem Weingut sitzen, über die Weinfelder gucken, mit einem Glas Wein in der Hand und der Sonne auf dem Kopf. Endlich mal die letzten anstrengenden zwei Jahrzehnte ausklingen lassen und das Leben genießen. Oder willst du gar nicht nach Florenz?"-Dad und sah mich schwärmend an.

„Ich werde nirgends wo hin mitkommen"-ich und sah mit einer ernsten Miene in die Runde.

„Warum denn nicht mein Engel? Du kannst ganz in Ruhe deinen Abschluss nachholen und dann deinen Wunschberuf ausüben"-Mom. Ich schüttelte den Kopf.

„Ich bin leider das missratene Kind. Ich werde euch noch eine Weile auf der Tasche hocken und dann irgendeine Ausbildung machen. Ich werde nicht studieren, ich werde nicht meinen Abschluss abholen"-ich und stocherte in dem Salat vor mir rum, welcher als Vorspeise serviert wurde.

„Was hast du dann vor?"-Dad in einer ernsten Tonlage und lehnte sich mit den Unterarmen auf den Tisch. Ich legte meine Gabel weg und sah Dad ins Gesicht.

„Matthew finden"-ich, ohne auch nur mit der Miene zu zucken. Dad sagte nichts und warf Mom vielsagende Blicke zu. Sie zuckte nur enttäuscht mit den Schultern. Ich schüttelte gefrustet den Kopf und stand auf. Ich verließ das Restaurant und rannte die schmale Gasse entlang, direkt an den Strand. Seit sechs Monaten war ich nun wieder bei einer Familie, über die Distanz zwischen mir und Matt bin ich nie hinweg gekommen. Ich hasste es, zu wissen, dass er irgendwo war und ich nie wissen würde, wo genau. Er war in den letzten Monaten des Öfteren Streitthema Nummer eins gewesen und Dad war sehr schlecht auf ihn zu sprechen. Er zweifelte es an, dass ich es nur mit Matts Hilfe geschafft habe und ohne ihn kläglich versagt hätte. Aber es war die Wahrheit. Mein Vater wollte die Wahrheit nicht glauben. Er war nicht dabei, als Matt mich zwang auf einem Dach über einen Spalt zwischen zwei Häusern zu springen, er war nicht dabei, als wir flohen und das nicht nur einmal, und Dad war auch nicht dabei, als Matt mich mehre Male davon überzeugte nicht aufzugeben. Er war nie dabei gewesen und behauptete nur negatives über Matthew. Ja ok, er war bei der Polizei auffällig gewesen und das nicht nur einmal, aber genau diese Fähigkeiten von Matthew, hatten uns aus jeder Scheiße gerissen. Es gehörte zu ihm und seinem Image und auch zu seinem Charakter. Das war es, was Matt so unberechenbar und ungreifbar für die Arschlöcher machte.

„Ennie"-die Stimme meines Vaters plötzlich. Ich saß im Sand, die Beine an meinen Körper gezogen und den Blick aufs Meer gerichtet. Dad setzte sich neben mich und sah ebenfalls aufs Meer.

„Das Meer bedeutet dir viel, seitdem du wieder da bist"-er. Ich nickte.

„Erzählst du mir auch warum?"-er. Ich zögerte und seufzte schlussendlich.

„Mein Element ist das Wasser, Matts das Eis"-ich.

„Ich verstehe"-er. Ich schüttelte den Kopf.

„Das Meer ist das, was Matthew und mich trennt. Genau in diesem Moment. Ich bin mir sicher er ist irgendwo wo es das Meer gibt und er guckt garantiert auch auf das Meer und weiß, dass ich es auch tue"-ich.

„Das ist verrückt Ennie"-Dad kopfschüttelnd.

„Widersprich mir nicht. Das verstehst du nicht, dass wirst du nie verstehen. Dass ist das, was in einem Jahr passiert ist, in dem ich abgehauen bin, für deinen großen Wunsch."-ich und sah ihn wütend an.

„Was willst du mir damit sagen?"-er und wirkte missmutig.

„Ich habe meine sichere Familie verlassen, um deinen Plan in Erfüllung zu bringen. Hab mich in Gefahr begeben und Sicherheit gefunden bei der Person, die du nicht leiden kannst, weil sie nicht so lieb und brav ist wie Sam. Du suchst nach perfekten Menschen. Nach Mom, Laurie, Sam. Ich bin nicht so wie die. Das Jahr hat mich geprägt. Ich habe nicht in Luxusbetten geschlafen. Ich habe in Hostels, auf Sofas oder teilweise in Hinterräumen von Bars geschlafen. Ich hatte nicht immer tolles Essen, ich habe mich fast nur von ekelhaften Fast Food ernährt, wenn wir nicht länger an einem Ort waren. Ich durfte niemanden trauen und ausgesehen habe ich wie der letzte Penner. Zerzauste Haare, dreckige Klamotten. Ich hatte nichts, an das ich glauben konnte, also habe ich an das ‚wir' geglaubt. An Matthew und mich. An dem Tag, als ich zu Matt fuhr, hatten wir Streit. Ich stand durchnässt vom Regen in seinem Flur, meinte dass er entscheiden könnte, ob er mitkommt oder bleibt. Oben bei ihm im Haus ging die Post ab, doch er warf die Fremde raus, packte seine Sachen und holte mich mit seinem Auto ein. Er hat sein Auto geliebt und es steht jetzt in irgendeiner Scheune. Wir haben vergessen, wo wir es stehen gelassen haben. Wir gingen auf diese ‚Reise', wenn man das überhaupt so nennen kann, als getrenntes Pärchen mit jeder Menge Stoff zum Streiten. Wir haben gestritten, ohne Ende. Es gab kein Tag an dem wir nicht diskutiert haben. Und weißt du was? Er ist mir so ans Herz gewachsen, als wäre er mein Bruder, bester Freund und Freund in einem."-ich und spürte wie heiße Tränen meine Wangen herunter liefen. Dad seufzte und saß schweigend neben mir. Er biss sich auf die Unterlippe und schien nachzudenken.

„An dem Tag, an dem ich mich auf Hawaii in das Flugzeug setzte, war mein Gesicht von Schminke verschmiert, meine Klamotten ranzig und ich hatte das Gefühl, einen Teil von mir verloren zu haben. So als wenn mir jemand eine Niere oder einen Arm wegnehmen würde."-ich und sah Dad weinend an. Er sah zu Boden und dann wieder aufs Meer.

„Ich wart glücklich, nicht wahr?"-er. Ich nickte zögerlich. Nach all dem was ich erzählt hatte, war diese Schlussfolgerung die unwahrscheinlichste, die ich mir seitens Dads vorgestellt hatte. Wir schwiegen einige Zeit und ich hörte dem Meer zu, wie es seine Wellen an den Strand schlug.

„Du bist perfekt"-Dad. Ich schüttelte den Kopf.

„Nein. Ich bin es nicht und möchte es niemals sein. Ich bereue nichts. Ich bereue das gesamte vergangene Jahr nicht. Ich habe viel Scheiße gebaut und bin nicht mehr das unschuldige kleine Mädchen dass du kanntest. Ich möchte es auch übrigens nie wieder sein"-ich

„Was willst du dann?"-er

„Leben."-ich

„Und wie funktioniert das in deinem Kopf?"-er

„Lass mich gehen. Noch einmal. Diesmal gehe ich freiwillig. Wenn ich bei Matt bin, bin ich frei. Das ist es, was ich will"-ich. Dad seufzte, legte einen Arm über meine Schulter und zog mich zu sich ran. Er drückte mir einen Kuss auf den Kopf.

„Pass auf dich auf mein Engel, ich hab dich lieb"-er.

Remember Me.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt