Florence Sicht
Matthew stand auf dem Balkon unseres schäbigen Hotelzimmers und rauchte schweigend vor sich hin. Er sah auf die große Stadt, die in der Spätsommersonne vor uns lag. Ich saß auf dem schmalen Bett, welches wir uns teilten und starrte den Fernseher an, ohne mitzubekommen, was eigentlich im Programm lief. Frankie lag auf dem Teppichboden und döste vor sich hin. Dumpf kam der Lärm von New Yorks Straßen in den Raum. Es war dieser Mix aus Baustelle, Menschenmasse, Autolärm und Sirenen von Polizei und Rettungsdienst. New York war groß. Eigentlich ein Ort, wo wir nicht wirklich auffallen sollten, doch in den letzten Wochen blieb uns fast die Luft zum Atmen weg. Ich weiß nicht wie, aber sie hatten uns gefunden und das war der Grund, weswegen wir zu Nachtschwärmern geworden waren. Knapp 8 Monate waren wir schon unterwegs. Seit 8 Monaten begleitete uns Frankie. Anfangs war es ungewohnt gewesen, einen fremden Hund aufzunehmen und ihn über den ganzen Planeten mit zunehmen, doch jetzt war es normal. Nach 8 Monaten sollte man denken, Frankie wäre unser Hund und wir würden ihn wie unseren Hund behandeln. Doch dem war nicht so. Frankie war für uns noch immer ein fremder Hund, der lediglich im Moment bei uns wohnte. Es mag fies klingen, aber sowohl Matt als auch ich wissen, bei uns hatte er keine Zukunft. Und auch von Frankies Seite aus kam noch immer eine gewisse Distanz. Sicher, er wusste dass er zu uns gehörte und dass wir uns um ihn kümmern, doch er ging noch immer bei unseren abendlichen Touren seinen eigenen Weg und begleitete uns nur dann, wenn er wollte. Er hatte etwas von einem Straßenhund mit Zuhause.
Matthew hatte zu Ende geraucht und kam wieder ins Hotelzimmer.
„Hattest du vor den ganzen Tag faul rumzusitzen?"-er.
„Wir können nicht raus gehen, sonst finden die uns"-ich Augen rollend. Matthew stand da vor mir, mit einem ernsten Blick und den Händen in den Hosentaschen. Dann hörte ich Autos mit lauten Motoren, die wohl vor unserem heruntergekommenen Hotel parkten.
„Wir müssen raus, sie haben uns bereits gefunden"-Matthew in einer erstaunlich gelassenen Stimme. Er wirkte sich seiner Sache sicher, er schien keinerlei Angst zu haben. Ich schnappte mir meine Schuhe und meinen Hoodie und suchte meine wichtigsten Dinge zusammen. Matthew leinte Frankie an und nahm seine Schachtel Zigaretten und sein Feuerzeug. Er verstaute beides in seiner Hosentasche und sah mich fragend an.
„Bereit?"-er. Ich nickte und er öffnete unser Hotelzimmer. Zielstrebig lief er zu dem Fenster am Ende des Flurs und sah sich um. Keiner war da. Er öffnete das Fenster, ohne den Feueralarm auszulösen.
„Los"-er und deutete mit dem Kopf auf das Fenster. Ich kletterte durch das Fenster auf das Flachdach und Matt schickte den Dobermann hinter her. Ich nahm ihm Frankie ab, sodass auch er durch das Fenster klettern konnte. Er lehnte es hinter sich an und nahm mir dann wieder Frankie ab.
„Und jetzt?"-ich und sah mich unsicher auf dem Dach um.
„Nicht nachdenken, ok?"-er. Ich nickte. Matthew lief los und sprang über den circa eineinhalb Meter breiten Spalt, der zwischen den beiden Dächern war. Ich bremste ab. Das konnte ich nicht. Geschockt und verängstigt sah ich den Spalt runter, welcher drei Stockwerke hoch war und schüttelte den Kopf. Matt seufzte.
„Nimm Anlauf und stell dir vor es wäre die Weitsprunggrube aufm Sportplatz. Die Dachkante ist Absprunglinie die du nicht übertreten darfst."-er und hielt Frankie kürzer, der auf einmal nervös wurde. Ich schloss die Augen, ging ein paar Schritte rückwärts und atmete tief durch. Ich konzentrierte mich auf Matts Worte und lief los. Eins, zwei, drei, Sprung. Als ich das Dach unter meinen Füßen spürte, spürte ich Erleichterung. Matt sah über mich hinweg zu unserem Hotel.
„Lauf!"-er und lief los, ich folgte ihm. Auf dem Dach des Gebäudes, auf welchem liefen, war ein zerbrochenes Glasfenster zu sehen. Matt hielt bei dem Fenster an und schickte Frankie vor.
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Remember Me.
Roman pour AdolescentsDenn von Anfang an war eins klar: eines Tages würde ich gehen. Ich würde gehen und nicht wieder kommen. Was ich zurück ließ? So ziemlich alles.