Mit Dad

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Zwei Wochen LA. Zwei Wochen Surfen, schwimmen, feiern, Strand und Meer. Eigentlich immer die schönsten zwei Wochen des Jahres, weil unsere Eltern dabei waren. Währenddessen es zwischen Laurence und Ben immer lauter knisterte, wurden meine zwei Wochen von ständigen Suff-Anrufen von Matthew überschattet. Fast jeden Abend rief er besoffen an, lallte irgendeinen Scheiß vor sich hin und ich hörte Justin immer im Hintergrund. Matthew im Suffzustand zuhören, war nichts seltenes, aber warum er ständig anrief, verstand ich einfach nicht. Konnte er sich nicht jemanden anders suchen? Die Sache mit Matthew und seinen Freunden wurde immer nerviger und komplizierter. Bei jedem seiner Anrufe verstärkte sich das Gefühl in mir, ihn nicht mehr sehen zu wollen, doch sobald er dann wieder anfing seine albernen Suff-Geschichten auszupacken, war ich froh darüber, ihm zuhören zu können.

Vier Tage würden noch vor uns liegen, doch wirklich genießen konnte ich unseren Aufenthalt nicht mehr. Dad war seit zwei Tagen seltsam drauf, doch Mom bemerkte es scheinbar nicht. Entweder sie ignorierte es mit Absicht, oder sie war mit den Gedanken schon in Italien bei ihrer Familie. Laurie war eh für nichts mehr zu gebrauchen. Morgens war ich mit ihr zusammen am Meer und am Strand entlang joggen, doch sobald Sam Feierabend hatte, waren beide über alle Berge. Ich traf mich mit ein paar anderen Leuten, die wir seit Jahren kannten oder verbrachte Zeit „Zuhause" mit Mom und Dad. Für heute war  gegen Nachmittag Gewitter vorhergesagt, weswegen Laurie und Sam schon früh morgens mit dem Schifferboot rausfuhren, um vorm Gewitter wieder zukommen. Mom traf eine Freundin in einem Café und Dad und ich blieben Zuhause. Ich saß in der klimatisierten Küche, weil es draußen so schwül war und las eine Zeitschrift. Dad telefonierte die ganze Zeit mit Leuten von seiner Arbeit und war ständig am Diskutieren. Diese Telefonate waren schon lange ein Teil bei uns in der Familie.

„Kann das nicht vier Tage warten, dann bin ich eh wieder in Kanada"-Dad wütend ins Telefon.

„Du willst mir nicht ehrlich sagen, dass es nur ein einziges Flugzeug gibt, dass in den nächsten fünf Tagen von New York nach Toronto fliegt und Tiere mitnimmt?"-er sarkastisch.

„Ich guck was ich tun kann"-er schließlich. Dad legte genervt auf, pfefferte sein Handy auf die Küchenzeile und sah mich von der Seite an. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu.

„Du hockst auch nur noch die nächsten vier Tage hier rum, währenddessen deine Schwester sich mit Sam vergnügt, oder?"-er. Ich nickte zögernd.

„Wieso?"-ich

„Koffer packen. Wir fliegen früher zurück"-er und deutete lächelnd mit einer Handbewegung die Treppe hoch. Ich rollte lächelnd die Augen und joggte hoch in unser Zimmer. Das war typisch an meiner Familie. Wir hielten uns nie an Plänen, sondern daran, wo Dad gerade hin musste. Innerhalb von eineinhalb Stunden hatten wir unsere Sachen gepackt und das Haus am Strand verlassen. Dad hatte Mom angerufen und sie informiert und war dann mit mir zum Flughafen gefahren. Wir hatten die Koffer abgeben und eingecheckt und aßen jetzt gemeinsam Mittag in einem kleinen Lokal abseits des Getümmels.

„Laurie und Sam sind sich in letzter Zeit echt häufig nah"-Dad beiläufig. Ich wusste worauf er hinaus wollte.

„Was denkst du über ihn?"-ich.

„Ich kenn ihn lang genug, man kann ihm vertrauen."-er.

„Schon verrückt dass die beiden so lange nebeneinander her gelebt haben"-ich.

„Liebe ist eh so ein Phänomen, dass ich nie verstehen werde"-Dad heiser auflachend.

„Meinst du, die beiden packen die Entfernung?"-ich. Dad zuckte bloß mit den Schultern.

„Laurie packt es eher als du"-er. Ich nickte. Da hatte er Recht. Ich war nicht der Typ für Fernbeziehungen.

„Was mit diesem Matthew?"-er plötzlich und wirkte etwas angespannter, als bei Sam. Dad machte sich immer einen großen Kopf darum, mit wem Laurie und ich Zeit verbrachten und er hatte seine Gründe. Ich seufzte.

„Alles komisch"-ich.

„Er denkt er könnte alles haben und ist oberflächlich, richtig?"-Daddy. Ich nickte.

„Umgib dich nicht mit den falschen Leuten. Seine Freunde sind nicht viel besser"-er. ‚Lustig, er und seine Freunde sind es doch, mit denen ich abends feiern geh'. Dad sah mich mit großen Augen an. ‚Hatte ich das gerade laut gesagt?'

„Ja hast du, und dass schon wieder"-er. Ich rollte nur die Augen und setzte mich im Schneidersitz auf die Bank.

„Matthew ist nicht ohne, überleg es dir zweimal, ok?"-Dad ernst. Ich nickte nur und sah raus aus der Fensterfront auf die Start- und Landebahn.

„Boarding für den Flug C379 nach Toronto"-Durchsage.

„Auf geht's. Lexi wartet in Toronto"-Dad und stand auf.

„Lexi?"-ich verwundert. Dad nickte.

„Irgendwer muss mir den Rücken frei halten"-er und ging zum Gate. Lexi war Dads Diensthund. Ein großer, wuchtiger Mischling, mit knallharter Disziplin zu einer echten Waffe erzogen. Laurie und ich wichen dem Hund lieber aus, als mit ihm zu spielen oder ihn mit zum Laufen zu nehmen, wie bei Moms Hunden.

Erneut musste ich fünf Stunden Flug über mich ergehen lassen, ehe wir in Toronto landeten und erst das Gepäck abholten und dann in die Gepäckhalle gingen, um Lexi vom Warten zu erlösen. Ich folgte Dad in das kleine Büro. Der dort arbeitende Mann musterte mich skeptisch. Ich trug Boots, eine schwarze Leggings, ein hell graues Sweatshirt und eine dicke Winterjacke in dunkel grau, die aussah als würde ich zu einer Expedition zum Nordpol aufbrechen. Meine braunen Haare hingen in einem unordentlichen Dutt. Tja, ich war innerhalb von eineinhalb Stunden aus LA abgereist, da konnte man nicht mehr erwarten.

„Piper. Ich hab einen Hund abzuholen"-Dad an den Mann gerichtet. Dieser nickte und wieder einmal begann der ganze Papierkram. Mein Handy klingelte und ich zog mich ein wenig zurück, um die beiden nicht zu stören.

„Ja"-ich.

„Florence?"-Matthew.

„Was ist?"-ich genervt seufzend.

„Bist du noch in LA?"-er

„Nein, ich bin vor einer Dreiviertelstunde in Toronto gelandet"-ich.

„Was hast du heute vor? Ich hol dich vom Flughafen ab"-er.

„Warum? Du holst mich sonst nirgends ab"-ich verwirrt.

„Irgendwann ist immer das erste Mal"-er und seine Stimme klang kühl und herablassend.

„Was willst du machen?"-ich.

„Zu paar Freunden, trinken und reden"-er

„Und was hab ich da zu suchen?"-ich

„Keine Ahnung, hätte dich gern dabei"-er.

„Ich bin gerade in Toronto gelandet, sehe aus wie der letzte Dreck, sodass mich sogar das Sicherheitspersonal schief anguckt"-ich

„Siehst du nicht"-er.

„Schön dass du jetzt sogar schon durchs Handy sehen kannst, wie ich aussehe"-ich sarkastisch.

„Florence komm schon"-Matthew leicht genervt. Er hasst es, wenn ich nicht sofort so handelte, wie er es wollte.

„Ihr wollt doch eh nur saufen und ich hock daneben."-ich

„Sag nicht sowas"-er

„Erinnere dich mal an letztes Mal, da hast du mich mitgenommen, weil du gewettet hast, dass du mich rum bekommst"-ich und spürte Wut in mir. Ich hörte Matthew leicht auflachen.

„Wir sind wie so ein altes Ehepaar und streiten über alles"-er amüsiert.

„Wenn du nicht ständig anrufen würdest, wenn du Suff bist, hätte ich dich längst vergessen"-ich.

„Ach Ennie, wir wissen beide, dass das nicht stimmt"-er und ich wusste, dass er lächelte. Ich sah rüber zu Dad und dem Mann und stellte fest, dass Lexi bereits bei den beiden stand.

„Hattest du vor raus zu kommen, oder muss ich ins Flughafengebäude kommen und dich suchen?"-er und riss meine Aufmerksamkeit an sich. Ich rollte die Augen.

„Du kannst es nicht lassen"-ich kopfschüttelnd.

Remember Me.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt