„Hast du ein Ziel?"-ich
„Ich komm mit dir, um dich zu schützen. Ich lass Schule, Ausbildung und den ganzen Scheiß deswegen hinter mir, also machen wir jetzt meinen Kram"-er
„Und der wäre?"-ich
„Snowboarden"-er. Ich hatte kein Problem damit, konnte mir meinen Kommentar dennoch nicht verkneifen.
„Du wolltest mir jetzt nicht allen Ernstes sagen, dass du ansonsten die Schule beendet hättest und eine Ausbildung gemacht hättest?"-ich und sah ihn skeptisch an.
„Musst du alles immer hinter fragen?"-er Augen rollend. Ich schüttelte nur amüsiert den Kopf und sah wieder aus dem Fenster. Aus dem Radio schallte Guns n' Roses und so langsam kam die Küste näher.
„Darf ich fragen wie es weiter geht?"-ich
„Mit dem Flugzeug rüber nach Norwegen. Dort wohnen wir in einem Snowboard Camp. Ben kommt auch noch später"-er.
„Angenommen, du fährst Wettkämpfe, du kannst sie nicht unter Matthew Hunter fahren"-ich.
„Warum nicht?"-er
„Identität und so?"-ich. Er seufzte.
„Dieses ganze Versteckspiel wird ganz schön hart"-er
„Ich weiß. Denk ja nicht das die letzten 11 Jahre leicht waren"-ich.
„Du hast ein normales Leben gelebt"-er
„Naja es geht."-ich.
„Gibt es eigentlich keine andere Lösung für dein Problem?"-er
„Wie stellst du dir eigentlich ein Zeugenschutzprogramm vor?"-ich kopfschüttelnd.
„Anders als bei dir. Du hast so unnormal normal dein Leben gelebt. Dir wurde kaum etwas verboten den größten Teil der Zeit"-Matthew.
„Ja, weil sie den größten Teil der Zeit dachten, ich wäre nicht bei meiner Familie und weil wir gut geschützt wurden"-ich.
„Warum eigentlich du und nicht Laurence?"-er und sah mich ernst an.
„Weil sie es nicht gesehen hat. Ich war diejenige die sah, wie all die Waffen und die Päckchen mit den Drogen in die LKWs geladen wurden und diese in Richtung Mexico fuhren. Ja ok, ich war sechs Jahre alt, aber ich konnte die Personen anhand eines Phantombildes beschreiben und ich habe es gesehen. Es waren so viele Menschen und LKWs, ich werde es nie vergessen"-ich
„Hast du gesehen wie er seine Leute dirigiert hat?"-er. Ich nickte.
„Wenn einer aus der Reihe tanzt, hält er ihnen die Knarre an den Kopf, bis sie tuen was er will"-ich.
„Wie kommt ein sechs jähriges Mädchen in solch eine Situation?"-Matthew in einem herablassenden Ton.
„Dad sollte mich von der Schule abholen und dann wurde zu seinem Einsatz gerufen. Er musste mich mitnehmen. Ich saß im Auto und habe alles gesehen. Ein Wunder dass sie mich nicht sahen"-ich und lehnte mich zurück.
„Was tun sie, wenn sie dich kriegen?"-er monoton.
„Beweise vernichten und wegsperren"-ich und ließ meinen Blick durch die Landschaft gleiten.
„Wo ist Alex?"-ich.
„Bei einem Auswärtsspiel, warum?"-Matthew skeptisch und spannte sich an.
„Wir müssen noch mit ihm reden"-ich.
Einige Stunden später parkten wir vor dem Footballstadion und gingen gemeinsam zum Hintereingang, wo der Team Bus von Alex' Team stand. Die Hintertür war offen und man hörte laute Musik aus den Umkleideräumen. Matthew ging vor und wurde von einigen der Spieler fragwürdig angeschaut. Durch Zufall prallte er fast mit Alex zusammen. Ich hielt mich bewusst zurück.
„Der Mr. Hunter. Hast du etwa Post bekommen?"-Alex mit einer provozierenden Tonlage. Ich sah sein blaues Auge und das getapete Schlüsselbein.
„Ja."-Matthew mit einer ruhigen aber bestimmten Tonlage.
„Und? Freuen sich deine Eltern?"-Alex frech grinsend.
„Die interessiert es nicht wirklich"-Matthew und lachte leicht auf.
„Was machst du hier?"-Alex nun wütend.
„Nimm deine Anzeige zurück"-Matt ernst und kam Alex gefährlich nah.
„Warum sollte ich?"-Alex siegessicher grinsend. Ich ging wütend auf Alex zu und sah ihn mit Hass erfüllten Augen an.
„Weil ich dich sonst Anzeige."-ich und Alex sah mich fast ein wenig schockiert an.
„Ihr Dad und die Bullen sind gut miteinander. Denk nochmal darüber nach"-Matthew und grinste ihn fies an. Wir verließen das Footballstadion wieder und machten uns mit dem alten Benz weiter auf den Weg. Da wir den ganzen Tag nur im Auto saßen, gingen uns irgendwann die oberflächlichen Gesprächsthemen aus und wir schwiegen uns lange an. Nach einiger Zeit brach ich dann die Stille. Auf meine Art und Weise.
„Wie war deine Zeit als männliche Schlampe?"-ich. Matthew sah mich kurz mit finsterem Blick von der Seite an und sah dann wieder auf die Fahrbahn vor sich.
„War klar dass du das fragst"-er monoton. Ich lachte heiser auf und schüttelte genervt den Kopf.
„Kann ich mit einer Gegenfrage antworten?"-er. Ich zuckte bloß mit den Schultern.
„Wie würdest du dich fühlen, wenn du jede haben kannst, aber nur eine liebst und diese dich sitzen lässt?"-er. Ich sagte nichts und starrte vor mich hin.
„Nur weil ich damals nicht auf deine Aussage geantwortet habe, hast du diese Scheiße abgezogen und es in Kauf genommen, alle möglichen Krankheiten zu kriegen?"-ich fassungslos. Er nickte nur.
„Volllaufen lassen habe ich mich auch"-ergänzte er. Ich schüttelte nur den Kopf.
„Du bist krank"-ich.
„Trotzdem vertraust du mir dein Leben an"-er. Recht hatte er.
„Vielleicht weil du mich am besten kennst"-ich
„Und wieso? Weil du mir vertraust oder weil ich damals durch Zufall alles mitbekam?"-er.
„Weil ich dir vertraue"-ich leise.
„Du weißt, dass nachdem was du abgezogen hast, sich das zwischen uns geändert hat?"-er ernst. Ich seufzte. Das hatte ich befürchtet.
„Ich weiß. Du hast dich geändert"-ich.
„Du auch"-er. Verwundert sah ich ihn an.
„Du lässt dir nicht mehr alles sagen"-Matthew.
„Ich hab damals gesagt, ich habe kein Problem damit, die Welt alleine zu bereisen. Wahrscheinlich hat sich dieser Gedanke in letzter Zeit verwirklicht"-ich. Matthew atmete tief ein und sah eine Weile stur geradeaus.
„Florence"-begann er und ich sah ihn fragend an. Er nannte mich fast nie bei meinem richtigen Namen.
„Das letzte was ich zulassen werde, ist dass du diese Scheiße jetzt alleine durchstehst. Ich werde bis zum Ende bei dir bleiben, ich kann es nicht verantworten, dass diese Arschlöcher dich kriegen."-er. Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und mein Herz fühlte sich an, als würde es aus einer Eiszeit langsam erwachen.
„Weißt du was Grandpa immer zu mir sagte, als er mir erklärte, was später einmal auf mich zukommen würde?"-ich. Matthew schüttelte den Kopf und fuhr vom Highway ab.
„Meine Art zu leben sollte in drei Worten beschreibbar sein."-ich
„Und die wären?"-er skeptisch.
„Tod oder Freiheit"-ich. Matt sah mich kurz an und in seinen Augen lag Abenteuerlust, Ungewissheit und Vertrauen.
„Ich bin dabei"-er
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Remember Me.
Teen FictionDenn von Anfang an war eins klar: eines Tages würde ich gehen. Ich würde gehen und nicht wieder kommen. Was ich zurück ließ? So ziemlich alles.