Kata:
"Hey, Kata! Noch wach?", vernahm ich eine Stimme. "Ja", flüsterte ich, obwohl ich gar nicht flüstern musste. Wir waren allein. Allein in einer dunklen Höhle ohne jegliches Licht. Aber ich hatte Easy. Und er war alles, was ich brauchte.
"Komm schon, erzähl mir irgendwas über dich. Ich hab keine Lust zu schlafen", sagte Easy. Ich dachte nach. Am Abend hatte ich ihm schon so viel erzählt. Über mich gab es nichts Wichtiges mehr.
Aber über ihn! Der Gedanke schoss wie ein Blitz durch mich hindurch. "Nein, jetzt bist du dran! Wieso willst du, dass alle dich Easy nennen? Sag mir deinen echten Namen!" forderte ich ihn in normaler Lautstärke auf.Stille. Er schien zu überlegen.
Dann sagte er endlich: "Na gut. Aber es ist eine etwas längere Geschichte."
"Kein Problem", gab ich zurück. "Wir haben doch genug Zeit.""Also, erstmal habe dich damals angelogen. Meine Initialen lauten nicht E und Z. Ich wollte nur weitere Nachfragen vermeiden."
Ich war kein bisschen wütend wegen dieser Lüge, ich war einfach nur wahnsinnig gespannt, dieses Geheimnis endlich zu erfahren. Ich konnte ja nicht dauerhaft mit jemandem zusammensein, dessen richtigen Namen ich nicht kannte!
"Es fing in der 4. Klasse an. Meine Mutter war damals schon alleinerziehend, aber meine Schwester und ich hatten auch noch unsere Großeltern, die Eltern meiner Mutter."
Ich verstand nicht wirklich, was das mit seinem Namen zu tun haben sollte.
"Eines Tages starb meine Großmutter. Das war ein wirklicher Schock für uns alle, besonders aber für meinen Opa. Kurz nach der Beerdigung, drei Wochen nach dem Tod meiner Oma, starb auch er. Jetzt hatte ich niemanden mehr außer meine Mutter, die fast immer beschäftigt war. Das war aber nicht das schlimmste. Das schlimmste war, dass Mama fast nur noch geweint hat. Auch ich war nur noch traurig, genauso wie meine Schwester. Irgendwann ging Mama dann zu einem Therapeuten und nahm mich einmal mit, weil meine Schwester nicht da war."
Ich spürte, dass er langsam zum eigentlichen Thema kam.
"Der Therapeut hat mit mir geredet und mich nach meinem Namen gefragt. "Samuel", habe ich gesagt. Und er hat den Namen wiederholt und mir mit diesem typischen Therapeuten-Lächeln erklärt: "Weißt du eigentlich, dass dein Name übersetzt "Ich bin von Gott erhört" bedeutet? Genauso ist das. Gott hört dich. Erzähle ihm von all deinen Gedanken und Gefühlen, er kann dir helfen!" Diese Rede ging dann noch zehn Minuten so weiter. Aber ich glaube nicht an Gott. Schon damals nicht."
Jetzt wusste ich, worauf er hinauswollte.
"Also habe ich mir gedacht: Leute, die in die Kirche gehen und beten, sind immer so ernst. Aber ich will das nicht. Ich will Spaß und Freude. Leichtigkeit. Niemand befiehlt dir, traurig zu sein. Oma und Opa hätten das auch nicht gewollt.
Ich will das Leben leicht nehmen.
Take it Easy.
Und so gab ich mir meinen Spitznamen."Irgendwie hatte ich gewusst, dass mehr hinter diesem Namen steckt. Das mehr hinter Easy alias Samuel steckt. Er ist niemand, der noch kein Leid erfahren hat und deshalb uneingeschränkt fröhlich sein kann.
Nein, er hat das Leid überwunden und ist deshalb aus seinem tiefsten Inneren fröhlich.
Niemand befiehlt dir, traurig zu sein.
Seine Großeltern würden niemals wollen, dass er traurig ist.
Sie wünschen sich nichts mehr auf dieser Erde, als dass er fröhlich ist.
Und wenn ich eines weiß, dann das:
Mein Vater, irgendwo da oben, wünscht sich dasselbe für mich.
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Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, KatriXTV! :)
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Kein Anfang ohne Ende - kein Ende ohne Anfang
Teen FictionSabrina hat eigentlich gar keine Lust auf das dreiwöchige Sommercamp, weil sie sowieso nur an ihn denken kann. Dort lernt sie dann aber nette Leute kennen und hat viel Spaß mit ihnen, obwohl jeder von ihnen ein mysteriöses Geheimnis zu haben scheint...