Zurück ins Leben

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Sabrina:

"Und? Wie war es sonst so?", fragte meine Mutter auf dem Weg zum Auto. "Langweilig", antwortete mein Bruder. "Ganz gut", sagte ich gleichgültig und dachte nur: Nein, nicht ganz gut. In Wirklichkeit war es gleichzeitig wunderschön und unglaublich aber auch herzzerreißend und schrecklich und...
Aber das konnte ich ihnen ja so nicht sagen. Zwar hatte ich meinen Eltern schon von Alex erzählt und auch angedeutet, dass dieser Abschied wohl vorerst das Ende sein würde, aber was wirklich in mir vorging, war so oder so unbeschreiblich. Ja, vor zwei Wochen... An wen ich da noch gedacht hatte. Und wer er wirklich war.

Zufall? Eher nicht.
Aber wie sollte ich das Alex erklären? Ich meine, wenn ich ihn jemals wiedersehen werde. Und was war mit dem Rest? Kata, Easy, sogar Lisa. Würde ich sie jemals wiedersehen? Oder würden diese zwei Wochen für immer eine irgendwann längst vergessene Welt bleiben?

Leider kann man das Leben nicht anhalten. Die Dinge verändern sich. Und nicht zum Guten. Als kleines Kind hatte ich mir immer vorgestellt, eines Tages in einer Welt zu leben, in der es alles gab und in der man alles sofort bekam, was man sich wünschte.

Eine Welt, in der alles wieder da war, das man jemals verloren hatte. Damals waren das meine Kuscheltiere und die Spielsachen, die ich irgendwann mal zerstört hatte. Heute würde ich mir dort all die Menschen vorstellen, die ich geliebt habe und die mich nicht geliebt haben, weil sie mich nicht kannten und all die Freunde, die mich verlassen haben, ohne jemals zu verstehen, was sie mir bedeuteten.

Doch so etwas gibt es nicht. So etwas wird es auch nie geben. Die Natur ist grausam. Niemand kann das ändern. Wer das nicht glaubt, muss sich nur einmal klarmachen, dass es so gedacht ist, dass Lebewesen sich gegenseitig fressen. Die Natur lässt Lebewesen sterben. Und nur wir Menschen haben ein Gefühl für Ungerechtigkeit. Einen Sinn für das richtig und falsch, den die Natur nicht hat.
Nur ein weiteres Spielchen der Natur mit uns. Jeder Mensch hat eine tiefere Wahrheit. Irgendwann wird jeder die Dunkelheit dieser Welt erkennen...

Die ganze Rückfahrt lang dchte ich pber all das nach, was in diesen zwei Wochen passiert war. Bei Alex hatte ich mich zum ersten mal gefunden gefühlt. Als wäre ich endlich richtig. Nicht in dieser Welt, aber in einer kleinen, eigenen, die nur mir und Alex gehörte.

Und nun wurde ich woeder aus dieser Welt entrissen. Denn die Natur ist grausam. Zu leiden ist unser Schicksal.

Nicht nur die ganze Rückfahrt lang war ich wie von einer schwarzen Wolke voller Melancholie und Schmerz eingehüllt zu sein, auch die Tage danach ließ mich dieses Gefühl der Unvollkommenheit nicht los. Ein Licht der Hoffnung war am dunklen Horizont nicht zu sehen.
Aber da war Hoffnung.

Denn nicht einmal zehn Tage waren vorüber, als schließlich das Telefon klingelte...

Kein Anfang ohne Ende - kein Ende ohne AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt